Dass Frieden werde
Erinnert: Der am 22. April vor 300 Jahren geborene Philosoph Immanuel Kant hat der Welt einen Traum vom Frieden hinterlassen. Seine Schrift »Zum ewigen Frieden« ist aktueller denn je.Er fehlt uns – der Weltphilosoph aus Königsberg: Immanuel Kant. Er war Wegbereiter der modernen Idee der Menschenwürde, formulierte den berühmten kategorischen Imperativ: »Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde« und entwarf das Konzept einer universellen Weltfriedensordnung.
Mit 71 Jahren tritt Kant im Jahr 1795 an das Katheder der Königsberger Universität und spricht vom Frieden. Die Mächtigen Europas führen Krieg, aber Kant spricht vom Ende aller Kriege und vom »ewigen Frieden«. Jetzt will er die Menschen nicht nur zum Selbstdenken ermutigen, sondern auch zur globalen Verantwortung anhalten, zu »Kosmopoliten« machen. Er fordert: »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.« Das heißt, dass du alles, was du siehst, hörst und liest, kritisch hinterfragst, ob es dem angestrebten Ziel – z. B. Frieden – näher kommt oder nicht. Der ständigen Zerstörungswut, mit der die Kriegsfürsten ihre Heere zusammentreiben und wie Spielsteine über die Landkarte bewegen, wollte er Einhalt gebieten. Kant warnt vor jenen Staatsoberhäuptern, »die der Kriege nicht satt werden können«. Es sind rein rationale Erwägungen, die Kant dazu bringen, Kriege zur Vergangenheit zu erklären. Denn der Krieg ist ein Anschlag auf das Recht, auf Menschenwürde und Moral. Kant entwirft eine Friedensordnung, die gerade in unseren Tagen aktueller denn je ist. Es sei »mit den Völkern der Erde« so weit gekommen, »dass die Rechtsverletzung an einem Platz der Erde an allen gefühlt wird«, schreibt Kant in seiner Schrift »Zum ewigen Frieden«.
Diese Schrift wurde beim Erscheinen sofort zur Sensation. Darin untersucht Kant die Frage, ob und wie dauerhafter Frieden zwischen den Staaten möglich wäre. Kant fordert nun auch von der Politik die Einhaltung vernunftgeleiteter Regeln zur Stiftung und Absicherung des Friedens, der kein natürlicher Zustand des Menschen sei. Dazu zählen diplomatische Vorverhandlungen zu einem Friedensvertrag, der kein »heimtückischer Scheinfrieden« sein dürfe. Stehende Heere »sollen mit der Zeit ganz aufhören«. Denn sie seien »selbst Ursache von Angriffskriegen«, Menschen würden in ihnen »als bloße Maschinen und Werkzeuge« zum Töten abgerichtet. Weiter heißt es: »Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines anderen Staates gewalttätig einmischen.« Das Prinzip der Nichteinmischung versteht Kant sehr strikt. Es soll selbst dann gelten, wenn ein Staat im Bürgerkrieg in zwei Teile zu zerfallen droht. Äußere Mächte dürfen nicht eingreifen, »solange aber dieser innere Streit noch nicht entschieden ist«. Kein Staat solle sich »solche Feindseligkeiten erlauben, welche das wechselseitige Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen müssen.« Selbst im Krieg solle noch ein gewisses Restvertrauen in die Schritte des Gegners möglich sein. Die Einschränkung der Feindseligkeiten, die Kant hier verlangt, hat nicht nur humanitäre Gründe. Es geht um etwas Grundlegendes: Ein Mindestmaß an »wechselseitiges Zutrauen in künftigen Frieden« müsse im Krieg erhalten bleiben, um die Möglichkeit von Politik zu erhalten. Die Gewalt im Krieg, auch bei der Selbstverteidigung, muss so eingehegt werden, dass Politik weiter möglich bleibt.
Kant will in seiner Schrift die Bedingungen für einen wahren und dauerhaften Frieden begründen. Seine visionäre Völkerrecht und Verträge fordernde Schrift birgt die Idee einer universalen Friedensordnung. Die Menschen und Nationen sollen sich nicht als Vereinzelte oder Gegner, sondern als Gemeinschaft von Gleichen begreifen. Kants Kosmopolitismus als politisches Prinzip meint: »Frieden für die Welt!« Es kann keinen Frieden geben in einem einzelnen Land. Frieden kann nur dann von Dauer sein, wenn er auf der ganzen Welt herrscht.
Kants Friedensphilosophie ist kein Schutz vor Willkürherrschaft von Lügnern und neuen Tyrannen. Aber sie ist eine Warnung davor, zum Teilnehmer eines ewigen Krieges zu werden.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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