Auf Seiten der Ausgegrenzten
Pfarrer i. R. Johannes Roscher aus Krumhermersdorf ist mit 71 Jahren gestorben – sein Engagement für sozial Benachteiligte bleibtSeine Mission war die soziale Gerechtigkeit. Er kämpfte für und mit sozial Benachteiligten, Armen und Ausgegrenzten und erhielt dafür auch das Bundesverdienstkreuz. Am 23. Dezember ist der Gründer und langjährige Leiter der Kirchlichen Erwerbslosen- initiative Zschopau, Johannes Roscher, im Alter von 71 Jahren gestorben. Er hinterlässt seine Familie, darunter vier Kinder sowie Enkelkinder.
Wie die Familie dem SONNTAG mitteilte, sei Johannes Roscher die letzten etwa anderthalb Jahre krank gewesen. Vorher allerdings habe er unermüdlich gearbeitet und auch im Ruhestand seit 2019 in Krumhermersdorf noch viele Vertretungsdienste geleistet.
Der Superintendent des Kirchenbezirks Marienberg, Rainer Findeisen, sagte dem SONNTAG, dass Johannes Roscher viele Anstöße im sozialen Bereich gegeben habe. Das helfe bis heute den Menschen in der Region schon ab dem Jugendalter, lobte der Superintendent das Engagement des Pfarrers etwa im Bereich der heutigen Jugendwerkstatt.
Johannes Roscher wurde 1953 in Wurzen geboren. Er wuchs in Grünhainichen im Erzgebirge auf, wo sein Vater Pfarrer war, und lernte später den Beruf des Elektrikers. Erst danach wurde er Pfarrer und blieb seit seinem Dienstantritt 1979 auf der Pfarrstelle in Krumhermersdorf. Der Mann mit den langen, rötlichen Haaren und dem Rauschebart engagierte sich seit dem Herbst 1989 auch politisch, gründete das Neue Forum im Kreis Zschopau mit und war jahrelang Kreistagsabgeordneter, allerdings ohne einer Partei anzugehören.
Angesichts steigender Arbeitslosigkeit durch Betriebsschließungen gehörte er 1992 zu den Mitbegründern der Kirchlichen Erwerbsloseninitiative in Zschopau (KEZ). »Damals haben wir gemerkt, dass wir etwas machen mussten«, erinnerte sich der Pfarrer später an den Start der kirchlichen Angebote. Johannes Roscher hat das Projekt von Beginn an geleitet. Neben Bildungsangeboten ging es zunehmend auch um ganz konkrete Arbeitsmaßnahmen und soziale Angebote. Mit der Zeit entwickelten sich in der KEZ verschiedene Bereiche wie Jugendwerkstatt und Kleiderkammer. Das Landschaftsprojekt »Zukunft pflanzen« und den sozialen Möbeldienst gibt es am längsten – und bis heute. »Dass diese Einrichtungen so lange nötig sind, ja bestehen müssen, hatte ich damals nicht gedacht«, wunderte sich der Pfarrer.
Mit seinen Ideen und seinem Engagement für Langzeitarbeitslose wurde er auch bundesweit bekannt: Ende der 1990er Jahre wurde er Beauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für Fragen der Arbeitslosigkeit. 2008 erhielt er für sein KEZ-Engagement das Bundesverdienstkreuz. Kurz darauf übernahm er das Ehrenamt als Integrations- und Ausländerbeauftragter des Landkreises. An der KEZ kam der Bereich Flüchtlingssozialarbeit hinzu.
Johannes Roscher hat mit der KEZ etwas Besonderes geschaffen und die Bedürftigen erreicht. »So nah, wie wir den Menschen hier kommen, kommt man ihnen in der Kirche nur selten. Deshalb muss die Kirche ein Interesse daran haben, dass solche Projekte bestehen«, sagte er.
Beerdigung von Johannes Roscher am 3. Januar, 13 Uhr, auf dem Friedhof Krumhermersdorf.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
Zum Vergrößern hier klicken.
Weitere Impressionen finden Sie hier.