Extremismus-Experte empfiehlt »Rechten mit Klarheit begegnen«
Henning Flad rät Kirchgemeinden zu GesprächenIm Umgang mit Menschen mit rechter Gesinnung rät der Extremismus-Experte Henning Flad zu Gesprächen: »Wir kommen um das Diskutieren und um das Rückgewinnen der Leute nicht herum«, so Flad. »Die Unzufriedenheit ist wesentlich größer, als sich das in Wahlergebnissen der AfD ausdrückt. Und bestimmte Ideen sind spürbar auch unter den Mitarbeitenden kirchlicher und diakonischer Einrichtungen verbreitet.«
Bei der Ausseinandersetzung sei jedoch auf Präzision zu achten. »Nicht jede Irritation über die Bundesregierung oder Sorge um Flüchtlingspolitik ist nur von Rassismus motiviert. Und damit verbunden: Nicht jede Publikation oder Äußerung, die einem aus nachvollziehbaren Gründen nicht gefällt, ist mit dem Begriff Rechtspopulismus oder Neue Rechte zu belegen« ergänzt Flad.
»Rassismus dürfe nie unwidersprochen bleiben«, so der Projektleiter der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus bei einer Diskussionsrunde am vergangenen Donnerstag in Wittenberg. Ein beleidigender Tonfall dabei trage jedoch nicht zum Zurückdrängen von Rassismus bei, sondern verstärke die Polarisierung. Mit Klarheit hingegen könne man sich Respekt verschaffen und eine ernsthafte Unterhaltung ermöglichen.
Kirche sowie Zivilgesellschaft und Staat müssen klare Signale setzen, dass Gewaltpropaganda und Brandanschläge inakzeptabel sind, und dass Geflüchtete unseres Schutzes bedürfen.
Kirchgemeinden rät er: »Diskutieren, diskutieren, diskutieren. Nicht ausgrenzen. Ressentiments können nur bearbeitet werden, wenn sie offen auf dem Tisch liegen.« Dafür brauche es eine angstfreie Atmosphäre, »weil sonst die Leute nicht sagen werden, was sie denken. Sie behalten es dann einfach für sich, und wir bekommen keine Möglichkeit, zu widersprechen.«
Als Gast im Publikum nahm auch der Berliner Altbischof und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, an der Gesprächsveranstaltung teil. Er warf die Frage auf, ob Kirche nicht die Aufgabe habe, sich die Bedürfnisse von Menschen genauer anzusehen, die eine Tendenz haben rechts zu wählen. Er habe die Erfahrung gemacht, dass manche Angst, beispielsweise vor Geflüchteten, gar nicht im direkten Zusammenhang mit ihnen stehe, sondern sie nur eine Projektionsfläche für die eigene Überforderung mit realen Herausforderungen seien, sagte Huber.
Die Diskussionsveranstaltung war Teil der Weltausstellung Reformation, die noch bis 10. September in Lutherstadt Wittenberg stattfindet. Alle 16 Wochen folgen einem Leitthema, die aktuelle zehnte Woche thematisiert Menschenrechte.
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