Die barocke evangelische Stadtkirche im sächsischen Großröhrsdorf ist in der Nacht zu Freitag durch ein Feuer schwer beschädigt worden. Wie die Polizeidirektion in Görlitz mitteilte, erfassten die Flammen zunächst den Dachstuhl, danach auch den Glockenturm. Die Brandursache war zunächst nicht bekannt.
Zeugen berichten von mindestens einem Knall. Bei Eintreffen der Feuerwehr stand bereits die Kirche in Flammen. Der Turm und Dachstuhl des 1736 geweihten Gotteshauses auf dem Kirchberg sind dabei eingestürzt. Um 2.55 Uhr war der Brand im Turm soweit fortgeschritten, dass die Uhr zu diesem Punkt stehen blieb. Laut Feuerwehr Großröhrsdorf sind die Zufahrten am Freitagvormittag via Radeberger und Lichtenberger Straße rund um den Kirchberg komplett gesperrt. Einsatzkräfte hätten versucht, Gegenstände aus der Kirche und den angrenzenden Gebäuden zu sichern. Nach ersten Erkenntnissen sei niemand verletzt worden. Der Schaden konnte zunächst nicht beziffert werden.
Landesbischof Tobias Bilz zeigt sich betroffen von der Nachricht: »Mich erfasst Bestürzung und Trauer, wenn ich an das zerstörte Gotteshaus denke. Nach aktuellem Stand sind Gott sei Dank keine Menschen verletzt worden. Ich danke allen Einsatzkräften für ihr beherztes Eingreifen gegen die Flammen und mache mich jetzt gleich auf den Weg, um mir selbst ein Bild von der Lage zu machen,« schreibt er am Freitagmorgen auf Facebook.
Die Kirche galt als eine der schönsten Barockkirchen der Oberlausitz.
Die Kirchgemeinde veröffentlichte am Vormittag eine Mitteilung und ruft zu Spenden auf:
»Voller Bestürzung müssen wir mitteilen, dass unsere Großröhrsdorfer Stadtkirche in der Nacht zum 4. August 2023 durch einen Brand fast vollkommen zerstört wurde. Über die Ursache kann derzeit noch keine Aussage getroffen werden, die Ermittlungen der zuständigen Behörden laufen.
Gott sei Dank konnte eine Ausbreitung des Feuers verhindert werden, Personen kamen nicht zu Schaden. Wir danken für die Hilfe der zahlreichen Einsatzkräfte. Alle Veranstaltungen des Gemeindelebens finden weiterhin wie geplant statt, Gottesdienste werden zu den bekannten Zeiten im Kirchgemeindehaus Großröhrsdorf angeboten. Wir bitten um Beistand durch Gebete. Für alle geleistete und zukünftige Unterstützung bedanken wir uns von Herzen. In dieser Stunde der Not steht die ganze Stadt Großröhrsdorf zusammen.
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Kirchgemeinde Großröhrsdorf-Kleinröhrsdorf:
Spendenkonto zugunsten der Stadtkirche Großröhrsdorf:
IBAN: DE 14 8509 0000 5939 9810 30
Volksbank Großröhrsdorf«
Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Tobias Bilz, war selbst vor Ort, um sich ein Bild vom Ausmaß des Brandes zu machen. Er sei dankbar, dass niemand verletzt wurde, fügte der Landesbischof hinzu. Die Menschen in der Stadt stünden jedoch unter Schock und seien »unglaublich traurig«. »Das sind ganz schwere Stunden«, sagte Bilz dem epd, vor allem auch für die Kirchengemeinde. Die Kirche, eines der bekanntesten Sakralgebäude in der Oberlausitz, war in den Jahren 2012 bis 2017 umfassend restauriert worden.
Aus der Gemeinde sei geäußert worden, dass die Kirche wieder aufgebaut werden soll, sagte Bilz. Er unterstütze dies. Eine Stadtkirche trage zur Identität einer Region bei. Es sei unvorstellbar, dass es solch ein Gebäude einfach nicht mehr geben soll, sagte der Bischof. „Ich denke an die ehrenamtlichen Kirchenvorsteherinnen und Kirchvorsteher und an das Pfarrerehepaar Schwarzenberg und bin mit ihnen in der Trauer und dem Gebet verbunden.«
Die Grundstücks-, Bau- und Friedhofsdezernentin des Landeskirchenamtes, Oberlandeskirchenrätin Carmen Kuhn, brachte ihre Erschütterung zum Ausdruck: »Wenn eine Kirche vor den Augen der Gemeindeglieder durch Feuer zerstört wird, ist dies ein absolut verstörendes, kaum fassbares Geschehen. In der Landschaft der sächsischen Kirchenbauten reißt die Zerstörung dieses wunderbaren, auch kirchengeschichtlich besonderen Kirchenbaus eine riesige Wunde.« Zur Frage, wie es vor Ort weitergeht erklärt sie: »Nach dem Brand wird es zunächst darum gehen, die Ursache für das verheerende Feuer zu ermitteln und die verbliebene Bausubstanz baufachlich einzuordnen. Wir werden die Kirchgemeinde bei allen anstehenden Schritten eng begleiten.«
Die barocke Stadtkirche Großröhrsdorf wurde 1731–1736 erbaut und war mit zahlreichen historischen Kunstschätzen wie einer geschnitzten Madonna aus dem 15. Jahrhundert und einer Nachbildung des Altars der Leipziger Thomaskirche ausgestattet. Einen Überblick, ob und welche der Werke gerettet werden konnten, gibt es derzeit noch nicht. Nach der Restaurierung in den Jahren 2012–2018 wurde die Kirche von der Gemeinde Großröhrdorf und Kleinröhrsdorf regelmäßig für Gottesdienste und andere Veranstaltungen genutzt. Außerdem war die Kirche in den Sommermonaten mittwochs von 16–18 Uhr Besuchern zur stillen Andacht und Besichtigung offen. Erst 2016 hatte die Kirchgemeinde aufwändig den barocken Altar restaurieren lassen.
Hinweis: Dieser Artikel wurde um 14.10 Uhr aktualisiert.
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