Mit Appellen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt ist am Mittwoch in Erfurt der 103. Deutsche Katholikentag eröffnet worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dankte den katholischen Christen für ihren besonderen Beitrag für Demokratie und Staat. Die Gesellschaft werde vom vielfältigen Dienst von Christen mit getragen, sagte Steinmeier in seiner Eröffnungsrede auf dem Domplatz. Deren Engagement sei für die Gesellschaft ein Glück. An den 500 Veranstaltungen des Treffens wollen bis Sonntag rund 20.000 Christinnen und Christen teilnehmen.
Papst Franziskus würdigte den Katholikentag in einem Grußwort an die Teilnehmer als Ort des ökumenischen Miteinanders und des interreligiösen Dialogs. Es brauche die Zusammenarbeit mit allen Menschen guten Willens, die bereit seien, an einer friedlichen Zukunft zu bauen, schrieb Franziskus laut der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. „Katholikentage sind Tage der Demokratie“, erklärte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp: „Wir stehen in einer gefährlichen Situation: Unsere Demokratie ist bedroht. Wir brauchen sie aber, und wir müssen sie pflegen.“ An der Eröffnung nahmen neben Steinmeier Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und CDU-Chef Friedrich Merz teil. Zum Auftakt des Katholikentages hatten die Veranstalter eine umfassende und rasche Reform der katholischen Kirche angemahnt. „Es ist genug geredet. Es muss gehandelt werden“, sagte Stetter-Karp vor Journalisten: „Die Kirche ist in einer Krise, die nicht nur vom Glaubenswandel zeugt. Sie ist in einer Krise, die sie selbst mitverschuldet hat.“ Der Missbrauchsskandal habe in großem Maße Vertrauen zerstört. Der Erfurter Katholikentag ist der erste in einem ostdeutschen Bundesland nach dem 100. Deutschen Katholikentag in Leipzig 2016.
Das Christentreffen steht unter dem biblischen Leitwort „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ aus Psalm 37. Mit Blick auf die Wahl zum Europäischen Parlament am 9. Juni findet ein Europatag statt. Zugleich werden Podien zum Konflikt in Israel und Gaza sowie zum Thema „Demokratischer Frieden in Zeiten des Populismus“ angeboten. Der Kirchentag hatte Vertreter der AfD von Podien des Christentreffens ausgeschlossen. Der Bischof des gastgebenden Bistums Erfurt, Ulrich Neymeyr, hob besonders die Ökumene hervor. Ohne diese sei der Katholikentag nicht denkbar: „Wir feiern eigentlich einen ökumenischen Kirchentag.“ Auch Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), lobte die lange Tradition der Ökumene in Erfurt. Auf dem Erfurter Katholikentag haben sich neben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) weitere Bundesministerinnen und Bundesminister sowie zahlreiche Vertreter aus dem politischen Berlin angekündigt. Zudem sind viele Prominente aus Kultur, Wissenschaft, Kirche und Gesellschaft vertreten.
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