Die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, will angesichts des Mitgliederverlusts in der evangelischen Kirche die Seelsorge noch individueller auf die Bedürfnisse der Menschen ausrichten. „Wir müssen die weiterhin sehr gefragten Formen persönlicher Begleitung stärken – in der Seelsorge ebenso wie durch individuell und zugewandt gestaltete Taufen, Hochzeiten und Bestattungen“, sagte Kühnbaum-Schmidt dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag. Menschen würden kirchliche Angebote zunehmend ereignisbezogen wahrnehmen. Zugleich sinke die Bereitschaft für eine mit der verbindlichen Zahlung von Kirchensteuer verbundene lebenslange Mitgliedschaft. Kirche müsse die Kooperation mit der Diakonie intensivieren und sich an den Bedürfnissen und Themen der Menschen im Sozialraum orientieren, erklärte die Landesbischöfin.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte am Dienstagmittag ihre Mitgliederstatistik veröffentlicht. Demnach waren 2022 rund 19,1 Millionen Deutsche evangelisch und damit rund 575.000 weniger Menschen als noch 2021. Mit einem Rückgang von 2,9 Prozent erreichte der Mitgliederverlust einen neuen Rekordwert. Die Nordkirche verlor im vergangenen Jahr 66.000 Mitglieder und rutschte damit erstmals unter die 1,8 Millionen-Marke. Insgesamt hat die Nordkirche noch 1.772.953 Mitglieder. Die meisten leben in Schleswig-Holstein (1.155.172), dann folgen Hamburg mit 400.705 Mitgliedern und Mecklenburg-Vorpommern mit 213.031. In Brandenburg und Niedersachsen leben 4.045 Menschen, die der Nordkirche angehören. Erstmals übersteigt in diesem Jahr die Zahl der Kirchenaustritte (46.333) die Zahl der verstorbenen Mitglieder der Nordkirche (35.902).
Mit der hohen Zahl der verstorbenen Kirchenmitglieder wirkt sich die demografische Entwicklung der Gesellschaft deutlich auf die Mitgliederzahl aus, wie die Nordkirche mitteilte. So gab es 2.141 Sterbefälle mehr als im Jahr 2021. Die Zahl der Taufen stieg in der Nordkirche gegenüber 2021 um 4.308 auf 14.509. Damit erreichten sie fast wieder den Wert des Vor-Corona-Jahres 2019 (15.118). Die Steigerung ist aber auch darauf zurückzuführen, dass viele Taufen in den Coronajahren 2020 und 2021 nicht stattfanden und 2022 nachgeholt wurden.
Die evangelische Kirche will am 24. Juni erstmals einen bundesweiten Tauftag feiern. Im vergangenen Jahr waren evangelische und katholische Kirchenmitglieder in der Minderheit, ihr Anteil an der Bevölkerung sank zum Stichtag 31.12.2021 unter die 50-Prozent-Marke. Aktuelle Mitgliederzahlen für die 27 katholischen Bistümer liegen noch nicht vor. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz veröffentlicht ihre Statistik im Sommer. Nicht eingerechnet sind ebenso die vielen evangelischen Freikirchen.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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