Neue Uni-Kirche heilt Wunden
Bauabschluss-Feier für das neue »geistige und geistliche Zentrum« der Universität Leipzig – Neue Kommission soll Kanzelstreit lösenDie Glocke der Universitätskirche hat noch nicht geläutet, obwohl sie schon fünf Jahre im Dachreiter hängt. Die beiden Dresdner Bischöfe hatten abgesagt, obwohl sie von höchster sächsischer Ministerebene eingeladen waren. Und der Streit um die Innengestaltung der neuen Aula/Universitätskirche Leipzig hält an, obwohl am Mittwoch der Abschluss der 117 Millionen Euro teuren Bauarbeiten am sogenannten Paulinum und dem angrenzenden Augusteum gefeiert wurde. Absichtlich wurde noch einiges aufgespart für die Eröffnung des architektonisch einmaligen Raumes Anfang Dezember. Doch das Fest zum Bauabschluss, zu dem 300 Gäste vor allem aus CDU-Kreisen eingeladen waren, sollte vor der Übergabe an die Universität Leipzig in den nächsten Tagen eines deutlich machen: Dieser ungeteilte Raum ist Aula und Universitätskirche zugleich.
Es ist ein »Simultangebäude« und das neue »geistige und geistliche Zentrum der Universität«, wie Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) betonte; ein »Multifunktionsraum«, wie Finanzminister Georg Unland (CDU) sagte. Und obwohl der Altarraum durch eine riesige Plexiglaswand vom Kirchenschiff, der Aula, abteilbar ist, verstehe Unland die Wand nicht als Trennung von Kirche und Staat. Diese Diskussion als »Teil des Krieges« um die Deutung und Nutzung des Wiederaufbaus der 1968 gesprengten Paulinerkirche sei vorbei, sagte Unland dem Sonntag. Dabei hält die Auseinandersetzung noch an, nämlich um den Einbau der historischen Kanzel. Hier überraschte der Finanzminister mit einer Neuigkeit für das letzte Gefecht: Eine neue Kanzelkommission soll den festgefahrenen Prozess um die Wiederaufstellung der aus der Paulinerkirche geretteten Kanzel wieder in Gang bringen. »Die Kanzel ist Bestandteil der Wunde«, sagte Unland mit Blick darauf, wie die Sprengung der Kirche den Geist dieses Raumes und zugleich die Seele der Messestadt verwundet hat. Der Protest gegen die Sprengung, der Wille zum Wiederaufbau, nicht zuletzt beflügelt durch die friedliche Revolution, sowie der tatsächliche Neubau - all das trage zum »Heilungsgeschehen im Verhältnis von Geist und Freiheit« bei, sagte Oberlandeskirchenrat Dietrich Bauer in seiner Andacht. Der Anbau des Kanzelkorbs an eine Säule im Kirchenschiff ist technisch und statisch übrigens schon vorgesehen. Es fehlt allein das Votum der Experten, um den Kunstschatz aus dem Museum zu holen. Ob das bis zur Eröffnung am ersten Dezemberwochenende gelingt? Einige Beteiligte haben noch Hoffnung.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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