Adam – unser erster Sohn
Biblische Vornamen liegen im Trend und faszinieren durch ihre klangvolle Zeitlosigkeit – religiös motiviert sind sie kaumWenn Eltern nach Vornamen für ihre Kinder suchen, dann blättern sie durch die Bibel. Das könnte man zumindest meinen, denn biblische Namen wie Noah, Paul, Marie und Hanna oder Anna liegen seit Jahren im Trend. Doch die Wissenschaft sagt, die Namen hätten sich von ihren Wurzeln gelöst.
Ist das eine Chance für die Kirche?
Es war der Freund seines Bruders, der Adam hieß. Als Christoph Halbich diesen Vornamen hörte, fand er Gefallen daran – und gab den Namen viele Jahre später seinem ersten Sohn. »Der Name hatte für mich einfach einen schönen Klang«, sagt der Familienvater in Leipzig. »Erst später habe ich das mit der biblischen Geschichte verbunden«, erzählt der Christ, »und es passt wunderbar.« Denn Adam ist das erste Kind von Christoph und Mireille. Und Adam ist das hebräische Wort für »Mensch«, in der Bibel steht er für den ersten Menschen.
Die biblische Bedeutung der Namen stand für Familie Halbich nicht im Vordergrund, eher der Klang und die Kürze des Namens. Deshalb bekam das zweite Kind den Namen Mona, das dritte den Namen Jakob – und war damit wieder biblisch. Für die beiden engagierten Christen sei die biblische Herkunft der Namen eher eine schöne Ergänzung, sagen sie. Mit dem Namen Adam glauben die Eltern sogar am Anfang der Beliebtheitswelle des Namens gewesen zu sein, Vorreiter sozusagen. »Erst nach drei, vier Jahren ist uns mal ein Adam auf dem Spielplatz begegnet«, sagen Mireille und Christoph.
Dass Noah, Levi oder Adam, wie einige der beliebtesten Leipziger Namen gerade lauten, aus großer christlicher Motivation heraus vergeben wurden, schließen Namenforscher wie Dietlind Kremer aus. »In Leipzig mit den mir als Synodalin bekannten Kirchenaustrittszahlen und dem sehr geringen Anteil von Christen beider Konfessionen spricht gar nichts für eine betont oder zunehmend christliche Motivation bei der Namengebung«, sagt die Leiterin des Namenkundlichen Zentrums an der Universität Leipzig. »Man muss sich eher klarmachen, dass mit der Christianisierung der heimische, germanisch-altdeutsche Namenschatz rasant abnahm und neue, fremdsprachige Namen aus der Bibel und seit dem 12. Jahrhundert der verehrten Heiligen beliebt wurden.«
Die Namenforscherin findet es »eher erstaunlich«, dass für Nichtchristen in der heutigen Zeit die biblische Bedeutung der Namen kein Hinderungsgrund ist, sie zu verwenden. Denn bei Adam und Noah dürfe man davon ausgehen, dass die biblische Herkunft bekannt ist, bei Levi aber weniger. Sie schlussfolgert, dass die Namen sich viel mehr »losgelöst« haben von ihren Wurzeln.
Der Religionssoziologe Gert Pickel geht noch weiter und sagt, dass selbst bei Christen nicht mehr erwartet werden kann, biblische Namen und ihre Herkunft zu kennen. Laut der Leipziger Bibelstudie würden nur noch 30 Prozent die Bibel lesen. »Möglicherweise wäre es eine gute Aktion der Kirchen, die Namen in den religiösen Kontext zu stellen«, meint der Professor der Uni Leipzig. Es könnte Aufmerksamkeit wecken. »Allerdings sollte man sich davon nicht so etwas wie missionarische Erfolge versprechen.«
Adam Halbich, der mittlerweile elf Jahre alt ist, stört sich nicht an seinem Namen, ist aber auch nicht besonders stolz darauf. »Ja, ist okay«, sagt er trocken. Er kennt es ja nicht anders. Über den biblischen Bezug hat er noch nicht groß nachgedacht.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
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