Und Nikodemus kam. Nicht zu erproben,
wie alle anderen der Pharisäer,
naht er zu Jesus sich - um ihn zu loben!
Er klopfte an. Nacht war es und die Späher
bemerkten nichts. Denn es war späte Stunde,
wo alle schlafen, ferne und auch näher.
Längst hörte man von ihm in Jesu Runde
auch, dass sein Name Nikodemus ist.
Und was er hofft: Dass Israel gesunde …
„Ich weiß, dass du Gesandter Gottes bist.
Sonst könntest du nicht solche Wunder tuen,
von denen alle Welt begeistert spricht.“
Und Jesus, aufgeweckt, aus sanftem Ruhen,
gähnt - und bemerkt aus Höflichkeit:
„Nur Neugeborene in Barfußschuhen
begreifen Gottes Reich in Ewigkeit.“
Darauf der Pharisäer mit Erstaunen:
„Wer darf zurück denn in den Mutterleib?“
Die Jünger schlüpfen wieder unter Daunen,
nachts stören solche Fragen wie Posaunen …
„Die Neugeburt aus Wasser und aus Feuer,
die meine ich!“ entgegnet Jesus Christ.
„Dem Fleische ist das wahrlich nicht geheuer,
denn wer nicht aus des Geistes Wirken ist,
kann auch des Geistes Wirken kaum verstehen.
Der Wind bläst wo er will zu jeder Frist,
du hörst das Sausen wohl, und spürst sein Gehen.
Doch nie, woher er kommt, wohin er schweift.
Sein Wehen ist, begreif es, jenes Wehen,
das deiner Welt zur Neugeburt gereicht.
Doch Nikodemus fragt den Meister wieder,
und Jesus ihm: „Mein Freund, es ist ganz leicht:
- wie liegt jedoch die Wissenschaft danieder -
musst du nicht selber lehren wundervoll?
Die Schöpfungsdinge, schau, sie zeigen bieder,
dass euch mein Name treu begleiten soll.
Weil einst die Schlange man aus Erz aufstellte,
gilt, dass erneut zum Hügel ich sie roll.
Vom Kreuz aus oben schaue ich, vergelte
als Lösegeld die Not am Himmelszelte.
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