Seid getrost!
Fastenzeit: Die diesjährige Aktion der Evangelischen Kirche lädt ein zu »7 Wochen ohne Pessimismus« und will Zuversicht einüben. Doch einfach ist das nicht. Gerade in einer bedrohlichen Welt.Zuversicht zu erlangen, ist ein schwieriges Unterfangen – wie sich herausstellte. Wir planten Ende Januar gerade auf einer gemeinsamen Redaktionsklausur die Serie zur Fastenzeit, mit der wir auf der Seite »Glaube und Alltag« in den kommenden sieben Wochen positive Geschichten erzählen wollen: Gute Nachrichten davon, was Menschen persönliche Zuversicht gibt. Doch auf einmal war alles anders. Wir erhielten die Nachricht von dem schweren Schulbusunfall bei Eisenach, bei dem zwei Kinder starben. Erick und Florentine, acht Jahre alt. Am Tag vor dem Unglück waren sie noch in der Christenlehre ihrer Kirchgemeinde. Zuversicht? Hinzu kommen im Familien- und Bekanntenkreis fast wöchentlich Nachrichten über Menschen, die von einer Krebserkrankung betroffen sind.
Sind es wirklich die großen, oft nicht greifbaren Gefahren, die versuchen, uns täglich die Zuversicht zu rauben? Drohende Arbeitslosigkeit, die politischen Verhältnisse oder der Klimawandel? Die frühere Münchener Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler rät in diesem Zusammenhang, »voller Gottvertrauen« die Sachen anzupacken und aktiv zu werden. Angst und Furcht seien vernünftig, weil man die Gefahr erkenne. Aber dann etwas tue.
Es ist fraglich, ob selber aktiv zu werden wirklich vor Pessimismus schützt und Zuversicht erzeugt. Wie oft haben wir versucht, Konflikte am Arbeitsplatz oder in der Familie aktiv zu lösen und sind gescheitert? Ganz zu schweigen von dem, was uns unerwartet ereilt – das Busunglück oder die Krebserkrankung. Wir können das Leid, den Frust, den Ärger, die Konflikte und auch den Klimawandel nicht schönreden. Nicht 7 Wochen lang und auch nicht das ganze Jahr über.
Doch wie kann Zuversicht gelingen? Der Neurobiologe Gerald Hüther unterscheidet zwei Arten von Zuversicht. Die eine beschreibt die aus der persönlichen Erfahrung gewonnene Zuversicht. »Wenn man im Leben erfährt, dass man Herausforderungen meistern kann, dann wird aus der Erfahrung eine innere Haltung«, so Hüther. Die zweite nennt er die kosmische Zuversicht. Sie beschreibt das Gefühl, mit dem wir alle zur Welt kommen: Es ist die feste Überzeugung, dass es gut geht. »Die bringen alle Kinder mit«, so Hüther. Wenn sie die nicht hätten, könnten sie sich der Welt nicht zuwenden, könnten nicht neugierig sein: »Sie würden Angst vor der Welt haben.«
Je größer Kinder werden, desto größer werden auch ihre Ängste. Weil sie verstehen, weil sie Zusammenhänge erkennen und vorwegnehmen können. Nicht nur in positiver Hinsicht. Im Johannesevangelium sagt Jesus: »In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.« Er redet die Situation nicht schön, nennt die Dinge beim Namen. Er sagt aber auch, dass wir getrost sein dürfen, weil er durch seinen Tod die Welt mit all ihren Fehlern, ihren Bedrohungen und Unzulänglichkeiten überwunden hat. Das entspricht auch dem, was in Erziehungsratgebern steht: Nehmen sie die Ängste ihrer Kinder ernst! Angesichts von Kinderzimmer kapernden Piraten und rosa Plüsch-Monstern ist das sicher nicht ganz so einfach. Aber Eltern tun dabei etwas ganz automatisch: sie wenden sich ihrem Kind zu. Das Kind hat ein Gegenüber. Die Angst ist nicht weg, aber sie haben in ihren Eltern einen Begleiter.
Zuversicht, das Wort stammt vom althochdeutschen »zuofirsiht«, womit »ehrfurchtsvolles Aufschauen, Hoffen« gemeint war. Zum Aufschauen braucht es ein Gegenüber – für die Kinder sind es Mutter und Vater. Im Psalm 46 und an vielen anderen Stellen der Bibel wird darüber geschrieben, dass Gott unsere Zuversicht ist. Er ist das Gegenüber, auf das wir sehen können. Er lässt uns zuversichtlich sein, weil eben nicht alles in unserer Macht steht, wir uns nicht selbst an den Haaren aus dem Sumpf ziehen müssen.
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