160 000 Besucher hat der Ökumenische Kirchentag über das Himmelfahrtswochenende auf seiner Internetseite registriert. War die digitale Show das, was Kirchentage immer sein wollen: eine »Zeitansage«? Die thematische Vielfalt wird diesem Anspruch zumindest vordergründig gerecht. An die Breite eines analogen Massenkirchentags mit 2000 Programmpunkten reichte der virtuelle Ersatz natürlich bei Weitem nicht heran. Entsprechend schmal war auch das mediale Echo, das bei einer tagelangen Großveranstaltung mit über 100 000 Gästen sicher anders ausgefallen wäre. Die Podien, teils prominent besetzten Bibelarbeiten, die beiden im Fernsehen übertragenen Gottesdienste lieferten aber, was von einem Kirchentag erwartet wird: aktuelle Debatten und Balsam für die Seele.
Zwei andere Ereignisse haben dem digitalen Treff allerdings ein wenig die Show gestohlen. Zum einen die Aktion von 100 katholischen Priestern, entgegen päpstlicher Weisung homosexuelle Paare öffentlichkeitswirksam zu segnen. Das war eine Zeitansage! Ganz ohne Kirchentag. Zum anderen hat die Evangelische Kirche in Deutschland zu einem äußerst unglücklich gewählten Zeitpunkt unmittelbar vor dem Kirchentag den Betroffenbeirat zur Aufarbeitung von Missbrauch »ausgesetzt«. Da mag sich Kardinal Woelki in Köln insgeheim ins Fäustchen gelacht haben. Endlich trampelt die öffentliche Meinung mal nicht auf ihm herum, sondern auf der protestantischen Konkurrenz.
»Stell dir vor, es ist Kirchentag, und keiner guckt hin.« So schlimm ist es noch nicht. Vielleicht hat der digitale Christentreff aber einen kleinen Vorgeschmack darauf gegeben, wie es um die schrumpfenden Kirchen in Zukunft bestellt sein könnte: Man bleibt unter sich.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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