Am vergangenen Freitag wurde der Bremer Pfarrer Olaf Latzel vom Vorwurf der Volksverhetzung freigesprochen. Den Tatvorwurf der Volksverhetzung bei den Äußerungen zur Homosexualität des evangelischen Pfarrers in einem auch auf YouTube veröffentlichten Eheseminar sahen die Richter als nicht erfüllt an. Latzel hatte 2019 in einer »biblischen Fahrschule zur Ehe« vor 30 Paaren unter anderem gesagt, Homosexualität sei eine »Degenerationsform von Gesellschaft« und: »Überall laufen die Verbrecher rum vom Christopher Street Day.« Allerdings merkte der Vorsitzende Richter Hendrik Göhner in seiner Urteilsbegründung an, dass in gesellschaftlicher Hinsicht Latzels Äußerungen »mehr als befremdlich« seien. Sie leisteten keinen Beitrag für ein Klima, »in dem alle Menschen gut miteinander auskommen«. Das ist mehr als eine Randbemerkung und legt den Finger in die Wunde. Wenn Christen sich über sexuelle Orientierungen anderer Menschen äußern, sollte nach wie vor der kernbiblische Grundsatz gelten: »Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle« (1. Kor. 13,1). Ohne die Liebe ist alles nichts. Und Liebe ist ein anderes Wort für Respekt, Anerkennung, Nicht-Diskriminierung und Nicht-Demütigung. Das ist der Maßstab, vor allem und erst recht für eine Kirche, die sich auf die Botschaft vom bedingungslos liebenden Gott beruft. Bevor die Kirche die Gesellschaft mit Moralpredigten über Homosexualität behelligt, sollte sie zuerst vor der eigenen Türe kehren und prüfen, ob sie die Maßstäbe der Liebe – der Nicht-Demütigung Anderer – einhält. Ansonsten dürfte der kirchliche Sinkflug ins Abseits unaufhaltsam werden. (mit epd)
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