In der Welt der Weltkirche
Gottes Bodenpersonal: Eine Woche lang haben sich Kirchenvertreter aus aller Welt in Karlsruhe getroffen. Jetzt beginnt die Transformation in die Gemeinden.Der Mann vom Wachschutz zuckt mit den Schultern: Der Rat der Kirchen aus der ganzen Welt tage hier. Aber Genaueres wisse er auch nicht. 16 Stunden steht er täglich an einem Eingang des Karlsruher Kongress- zentrums. Personen mit Akkreditierung darf er durchlassen, die anderen muss er abweisen. Er muss erklären, warum sie jetzt da nicht reinkönnen, auch wenn sonst der Durchgang frei ist. »Ich zahle doch auch Kirchensteuer«, so eine erboste Karlsruherin.
Die Begebenheit macht deutlich, dass zwar der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) erstmals in Deutschland zu Gast ist, aber die Öffentlichkeit wenig davon mitbekommt, auch wenn die ÖRK-Plakate nicht zu übersehen waren. Die badische Landeskirche hat auf dem Karlsruher Markt eine Bühne aufgebaut. Menschen tanzen, aber der Anlass des Bühnenprogramms geht unter. In den Cafés und Bars rund um den Marktplatz sitzen Menschen. Die ÖRK-Teilnehmer erkennt man an ihren Kärtchen, die sie um den Hals tragen. Die Farben der Halsbänder zeigen, ob sie Delegierte, Gäste oder ÖRK-Mitarbeiter sind.
Die Teilnehmer erleben zwei Welten: innerhalb und außerhalb des Kongresszentrums. Die Vollversammlung ist eine Art Synode, an deren Ende Erklärungen stehen sollen. Man feiert zusammen Gottesdienst, debattiert über die Themen der Zeit und stellt sich gemeinsam in die Schlange an der Essensausgabe. Streckenweise erinnert die Weltsynode an ein Familientreffen. Man erfährt voneinander, kann den Blick weiten und sich über viele Begegnungen freuen. Sprachbarrieren gibt es kaum. Englischkenntnisse sind von Vorteil. Die Vorträge im Plenum werden übersetzt. Mittendrin Vertreter aus Mitteldeutschland. Neben den offiziellen Delegierten ist auch eine Gruppe vom Leipziger Missionswerk dabei, Theologinnen und Kirchenmusiker aus Sachsen, der mitteldeutschen Landeskirche, aus Indien und Tansania. Im Anschluss an die Weltkirchenkonferenz wollen sie in einigen Gemeinden über ihre Erfahrungen berichten.
Die sächsische Pfarrerin Ulrike Franke spürt schon nach fünf Tagen Vollversammlung den Wunsch, die Agenda ihrer Kirche zu verändern. »Am Anfang einer jeden kirchlichen Gremiensitzung sollten wir einen Blick über den Tellerrand werfen und auf die Stimmen unserer Geschwister hören.« Von den Christen aus dem Globalen Süden habe sie in Karlsruhe neu gelernt, die Liebe und das Mitgefühl Christi in die Gesellschaft zu tragen.
Der Bericht einer Sudanesin hat Pfarrerin Bettina Plötner-Walter aus Eckartsberga (Kirchenkreis Naumburg-Zeitz) beeindruckt: Jackcilia Gi- nana setzt sich seit Jahren für die Rechte vergewaltigter Frauen ein. Das Geld für die rechtliche Unterstützung sammelt sie mit dem Verkauf von selbstgefertigtem Schmuck.
Mut und Zuversicht für ihre Arbeit als Pfarrerin der Tamilischen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien nimmt Prasanna Mercybai von der Vollversammlung mit. Sie engagiert sich in Indien für Frauen und »Dalits«, Kastenlose, Unberührbare.
Der Inder Ebenezer Arunkumar sang mit dem Naumburger Domkantor Jan-Martin Drafehn im Chor der Vollversammlung. Hier erleben beide »ein wunderbares Gefühl von Gemeinschaft« und lernen neue Lieder aus aller Welt. Für Magdalena John aus Tansania waren die Ausflüge an Versöhnungsorte in Frankreich und der Schweiz ein eindrückliches Erlebnis. Die Anregungen zur Versöhnungsarbeit will sie in Tansania verbreiten.
Theologische Impulse erhielt die sächsische Pfarrerin Annette Kalettka: »Eine Frau aus dem Globalen Süden hat beispielsweise davon gesprochen, dass wir das Evangelium der Auferstehung mehr in den Vordergrund rücken sollten als die Predigt über den Tod. Was gibt uns die Kraft, die Zukunft dieser Welt zu gestalten?« Susann Küster-Karugia vom Leipziger Missionswerk fasst ihre Eindrücke so zusammen: »So viel Schweres, und doch ist hier so viel Hoffnung und Liebe zu spüren. Ich möchte davon berichten, und ich möchte für eine bessere Welt aufstehen.«
Teilnehmer: 17
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