Urlaub als Oase in der Zeit
Sommer: Wenn am Wochenende die Ferien beginnen, geht es für viele in den Urlaub. Unser Autor ist als Urlaubsseelsorger auf der Insel Rhodos tätig. Er schreibt darüber, warum Urlaub so wichtig ist.»Mit Fried und Freud fahr ich dahin …«, so formulierte Martin Luther in Anlehnung an den Lobgesang des Simeon (Luk. 2) in dem bekannten Lied zur Bestattung (EG 519). Heute verbinden viele Menschen mit einem fried- und freudenvollen Hinfahren jedoch jenes Gefühl ihres Aufbruchs in den Urlaub. Die Aussicht auf Sonne, Wärme, Strand und Meer oder Berge, dazu eine gute Küche und die Möglichkeit, seine Zeit anders als nach dem alltäglichen Muster zu verbringen, wirken ungemein anziehend. Hat man einmal ein schönes Plätzchen dieser Welt für sich entdeckt, zieht es viele wieder an denselben Urlaubsort. Dort wirken nicht selten auch Kirchen für viele Menschen als faszinierende Anziehungspunkte. In ihnen umfängt uns eine wohltuend andere Welt und Atmosphäre. Im besten Fall machen wir in ihnen die Erfahrung, dass Urlaub zur Oase wird. Gottes Wort erreicht Menschen, die mühselig und beladen sind und sie finden hinein in eine Dimension von Urlaub, die sie überrascht und wirklich aufrichtet und neu aufbaut. Unsere Kirchen und Gottesdienste können so zu Erfahrungsräumen von unglaublichem Potential werden.
Die EKD koordiniert die Tourismusseelsorge im Auftrag der Landeskirchen an vielen Urlaubsorten in Europa – zusammen mit den jeweiligen Ortsgemeinden als Partnerinnen. Dies macht es auch in ökumenischer Hinsicht spannend: In den deutschsprachigen Gottesdiensten begegnen sich Menschen mit ganz unterschiedlichen konfessionellen Prägungen. Oft bin ich überrascht, dass es vor allem katholische Geschwister sind, die in unsere Gottesdienste finden. Für sie gehört der Besuch des Sonntagsgottesdienstes mit Familie viel selbstverständlicher zum Leben als für Evangelische. Das beeindruckt und erfreut mich immer wieder.
Unter den vielen Orten, an denen im Urlaub ein Gottesdienst in deutscher Sprache angeboten wird, ist auch die griechische Insel Rhodos, wo ich seit 1. Juli für vier Wochen als Urlaubsseelsorger tätig sein darf. Jeden Sonntag um 10 Uhr lädt die Ev.-Luth. Kirchgemeinde von Rhodos zum Gottesdienst in ihr ökumenisches Begegnungszentrum in Rhodos-Stadt ein. Jeden Freitagabend gibt es zudem ein Bibelgespräch. Das Begegnungszentrum feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum. Rührige und engagierte Frauen sind hier mit Herzblut am Wirken und leben den Glauben.
Aber gehört sich Urlaub eigentlich noch in unserer Zeit? Kann man angesichts der Krisen dieser Zeit und Welt unbeschwert Urlaub machen, in den Urlaub fliegen oder im Mittelmeer baden, das immer noch für viele zum Grab wird? Wirkt es nicht grotesk und moralisch zweifelhaft? Urlaub machen zu dürfen ist zweifelsohne ein Privileg und keine Selbstverständlichkeit. Doch das Paradies gibt es nicht auf dieser Welt, sie bleibt auch im Urlaub eine gebrochene, von der Sünde gezeichnete Welt. Gerade im Urlaub können zudem Konflikte aufbrechen, denen im Alltag leicht aus dem Weg gegangen werden kann. Beziehungen können in Krisen geraten oder unvorhersehbare Situationen eintreten. Wie gut ist es, vor Ort um einen deutschsprachigen Ansprechpartner oder Seelsorger zu wissen und, wenn nötig, konkrete Hilfe von Christen vor Ort zu erfahren!
Die Welt und unser Leben werden aber auch nicht dadurch besser, indem wir einen fortwährenden Betrieb ohne Auszeiten anstreben. Wir sind auf die Pausen und die Orte mit »good vibrations« – mit beruhigender und inspirierender Ausstrahlung – angewiesen, um uns der Segensspur in der Welt zu vergewissern oder diese überhaupt erst einmal zu entdecken: sie existiert trotz allem Fluch in der Welt real, weil Jesus Christus lebt und für uns ist. Von ihr kommt das Potential, in dieser Welt segensreich zu wirken und unsere Probleme von der Erlösung her zu betrachten und anzugehen, die durch Jesus Christus geschehen ist. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Urlaubszeit!
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