Sachsens Landessynode berät Missbrauchsaufarbeitung
In Dresden hat die Frühjahrstagung der evangelischen Landessynode begonnen. Auf der Tagesordnung steht auch das Thema sexualisierte Gewalt. Beraten wird zudem darüber, wie Kirche zukünftig gestaltet werden kann.Sachsens evangelische Landessynode wird sich erneut mit dem Thema sexualisierte Gewalt in Kirche und Diakonie beschäftigen. Auf der am Freitag in Dresden begonnenen Tagung solle der Bereich der Prävention im Fokus stehen, sagte der Präsident des sächsischen Landeskirchenamtes, Hans-Peter Vollbach, zu Beginn der Beratungen. Es gehe nicht nur darum, Schutzkonzepte zu entwickeln, sondern diese auch zu leben und sich damit auseinanderzusetzen.
Zudem kündigte der Präsident an, dass die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens die personelle und finanzielle Ausstattung für die Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs aufstocken werde. In welchem Maße, das wolle er in seinem Bericht vor der Synode am Montag bekanntgeben, sagte Vollbach.
Informiert werde auf der Tagung auch über die im Januar vorgelegte Studie des unabhängigen Forschungsverbundes »ForuM – Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland«. In dem Bericht sind auch Fälle aus Sachsen erwähnt.
Im Bereich der sächsischen Landeskirche und Diakonie sind laut Vollbach bisher für den Zeitraum von 1946 bis heute 110 Betroffene und 56 Beschuldigte bekannt. Es werde von weiteren Betroffenen ausgegangen, hieß es.
Sachsens Landesbischof Tobias Bilz sieht die evangelische Landeskirche bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt auf einem guten Weg. Für die Betroffenen wünsche er sich zwar oft ein schnelleres Vorankommen, aber bei dem Thema sei eher »auf Ausdauerlauf zu schalten«. Es werde mittel- und langfristige Aufgaben geben. Wichtig sei ihm die individuelle Zuwendung und das Einbeziehen von Betroffenen, sagte Bilz.
In der gesamten Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sollen 2025 unabhängige regionale Aufarbeitungskommissionen eingerichtet werden. Auch Sachsen plant eine solche regionale Kommission. In den vergangenen Monaten waren weitere Missbrauchsfälle in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens bekannt geworden, etwa im Kirchenbezirk Marienberg, im Kirchenbezirk Zwickau und in der Kirchgemeinde Augustusburg sowie an der Hochschule für Kirchenmusik in Dresden.
Bereits seit Jahren bekannt sind dagegen Fälle sexualisierter Gewalt im Umfeld des Chemnitzer Diakons und Jugendwarts Kurt Ströer (1921–2013), der junge Menschen zwischen 1956 und 1986 missbraucht hatte, sowie in der erzgebirgischen Kirchgemeinde Pobershau. Allein 38 Betroffenen haben sich bisher zum Fall Ströer gemeldet. An 55 Betroffene sexualisierter Gewalt sind laut Landeskirche Anerkennungsleistungen in Höhe von insgesamt 630.000 Euro geflossen.
Die 80 Synodalen wollen auf ihrer Frühjahrstagung zudem über die Zukunft der Kirche beraten, deren Mitgliederzahlen auch in Sachsen seit Jahren fallen. Geplant sind unter anderem Vorträge sowie ein Podiumsgespräch, an dem unter anderem Landesbischof Bilz und der Bautzener Superintendent Tilmann Popp teilnehmen. Das viertägige Programm sieht zudem eine Debatte zu den Berichten des Landeskirchenamtes und der Diakonie Sachsen vor.
Wir berichten für Sie am Wochenende live von der Synodentagung. Aktuelle Meldungen finden Sie auf www.sonntag-sachsen.de und in unserer nächsten Ausgabe.
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