Bei der sächsischen Landtagswahl am Sonntag wird mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen von CDU und AfD gerechnet. Die Kirchen haben dazu aufgerufen, eine demokratische Partei zu wählen. Landesbischof Tobias Bilz betonte, dass christliche Werte nicht mit einer rechtsextremen Partei wie die AfD vereinbar sind. Der Evangelische Pressedienst (epd) sprach mit ihm über Stimmungen, Spaltungen und die Rolle der Jugend.
epd: Sie sind viel unterwegs, haben eine eigene Gesprächsreihe mit Spitzenkandidatinnen und -Kandidaten zur Wahl. Wie erleben Sie die Menschen, welche Stimmung nehmen Sie wahr?
Bilz: Mir kommt es so vor, als ob die Leute mehr darüber reden, wie man mit den Parteien an den Rändern und den extremistischen Parteien umgehen soll, statt über die Inhalte und Ziele, die von verschiedenen Parteien vertreten werden. Ein Thema, das uns auch in der Kirche sehr bewegt, ist, wie wir in Zukunft mit Vertretern der AfD umgehen wollen. Ansonsten würde ich sagen ist die Stimmung bei manchen angespannt oder sorgenvoll ist. Andere sind zuversichtlich. Bei dieser Wahl geht es um mehr als nur darum, welche Partei wie viele Stimmen bekommt und wer im Landtag vertreten ist. Es wird auch über die Zukunft unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung abgestimmt. Das ist den Menschen bewusst.
epd: Würden Sie sagen, dass die Spaltung der Gesellschaft seit der vergangenen Landtagswahl 2019 gewachsen ist?
Bilz: Es gibt einige Phänomene, die dazu beigetragen haben, dass Meinungen gegensätzlicher geworden sind: Die Einschätzung der Corona-Maßnahmen zum Beispiel oder die Positionen zum Krieg in der Ukraine, das Agieren der Bundesregierung oder die wirtschaftliche Situation. Das sorgt dafür, dass Menschen in Pro- und Contra-Positionen kommen. Das führt auch zu mehr Spannungen im Land.
epd: Ist das Gesprächsklima und der Umgang miteinander ähnlich wie in der Gesellschaft auch in den Kirchgemeinden rauer geworden?
Bilz: Ich beobachte, dass die Menschen schneller aus der meinungsbildenden Debatte heraustreten und in die Positionierung gehen. Wir haben uns vielleicht früher länger bei den Sachfragen aufgehalten, während es jetzt darum geht: Wo stehst du? Das nehme ich auch in den Gemeinden wahr. Ganz viele Menschen haben schlicht und einfach Ängste, Zukunftsängste zum Beispiel. Die kann ich nicht schnell und leicht argumentativ entkräften. Wir werden als Kirche wahrscheinlich in den kommenden Jahren noch viel mehr in die Rolle hineinfinden müssen, Menschen zu ermutigen, mit den aktuellen Herausforderungen konstruktiv und - was Christen und Christinnen betrifft - mit Gottvertrauen umzugehen. Das wird eine große Zukunftsaufgabe sein.
epd: Mit welchen Gedanken sehen Sie als Landesbischof der Landtagswahl entgegen, was sind ihre größten Sorgen für danach?
Bilz: Ich bin nicht ängstlich über das, was auf uns zukommt. Denn Herausforderungen setzen auch Kräfte frei und bringen Menschen zusammen. Möglicherweise wächst auch die Sehnsucht nach geistlicher Kraft. Meine grundsätzlich zuversichtliche Haltung gewinne ich durch mein Gottvertrauen: Gott ist immer der Herr der Lage. Insofern gehe ich davon aus, dass ich am Wahlabend nicht erschüttert sein werde. Wir sollten als Christen nicht denken, dass diese Welt, unser Land, der Freistaat Sachsen aus dem Willen Gottes herausfallen. Wir sind in Gottes Hand. Die Situation nach der Wahl wird freilich in dem Sinn herausfordernd sein, dass mit dem Ergebnis zu arbeiten und zu leben sein wird.
epd: Welche Wünsche haben Sie?
Bilz: Ich wünsche mir, dass die Menschen stärker sehen, was wir haben und können. Lasst uns anpacken und unsere vielen Möglichkeiten nutzen.
epd: Finden Sie, dass die junge Generation genug gehört wird?
Bilz: Die Jugend, mit dem, was sie bewegt, nimmt oftmals vorweg, was uns alle in der Zukunft betreffen wird. Dies fließt aber nicht ausreichend in das Entscheiden der politischen Akteure ein, die meist sehr viel älter sind. Politik und durchaus auch Kirche berücksichtigen insgesamt zu wenig, was die Jugendlichen einbringen möchten. Von ihnen kommt die langfristige Perspektive. Wir sind angehalten, immer mitzudenken, was aus unseren Entscheidungen in 20 und 30 Jahren entstanden sein wird.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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