Lernt Hoffnung wieder gehen?
Aufbruch: Unter dem Motto »Hoffnung für die Erde leben« trafen sich am Wochenende über hundert Christen in Dresden, um Wege zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung zu suchen.Mit einer dreitägigen ökumenischen Konferenz ist am Wochenende in Dresden der achtmonatige Prozess »Hoffnung für die Erde leben« geendet. Hierzu kamen in der Dresdner Dreikönigskirche und anderen Kirchen und Plätzen der Stadt rund 150 Teilnehmende aus aller Welt zusammen. In Erinnerung an die großen Ökumenischen Versammlungen vor 35 Jahren in Dresden unter dem Motto »Eine Hoffnung lernt gehen« sollte erneut nach den heutigen Wunden der Welt gefragt und nach Wegen ihrer Heilung gesucht werden. In Vorbereitung darauf wurden seit März bundesweit etwa 80 Veranstaltungen durchgeführt. Der Prozess, der den Konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung weiterführen soll, stand unter der Schirmherrschaft der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK).
»Die Themen Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung waren noch nie so dringlich wie heute, und es geht hier tatsächlich um Leben und Tod«, erklärte Jerry Pillay, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in seinem Grußwort zu Beginn der Tagung. Wir seien heute mit einer Polykrise konfrontiert, die durch sozioökonomische Ungleichheit in und zwischen Nationen von beispiellosem Ausmaß gekennzeichnet ist, so Pillay weiter. Die Krise sei geprägt vom globalen Klimanotstand, dessen Wurzeln in einem unerbittlichen Profitstreben und wachstumsorientierten Wirtschaftssystemen liegen. Diese Polykrise erfordere nichts weniger als einen Systemwandel, so Pillay. Die Christen und Kirchen rief er dazu auf, »der Erde als lebendige Hoffnung zu dienen«. Sie sollten ihre Bemühungen verstärken, eine gerechtere und nachhaltigere Finanz- und Wirtschaftsordnung zu entwickeln, Brücken zwischen Völkern und Nationen zu bauen und nach radikaler Zusammenarbeit und Einheit zu streben. Es gehe darum, gemeinsam zu handeln, um die kaputten Systeme zu reparieren, Spaltungen zu überwinden und den Planeten im Geiste der Einheit zu heilen, wie es im Aufruf der 11. ÖRK-Vollversammlung 2022 in Karlsruhe hieß.
Erzpriester Radu Constantin Miron, Vorsitzender der ACK, erinnerte in seinem Grußwort zur Eröffnung daran, dass »die Schöpfung sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Kinder Gottes wartet« (Römer 8). »Wir sind diese Kinder, und es ist unsere heilige Pflicht, Gottes Schöpfung zu bewahren und zu pflegen«, betonte er. »Vergessen wir nicht, dass Gott uns nicht nur die Hoffnung geschenkt hat, sondern auch die Verantwortung, diese Hoffnung in die Tat umzusetzen«, so Miron weiter: »Durch den Schutz der Schöpfung, die Förderung des Friedens und den Einsatz für Gerechtigkeit nehmen wir aktiv an Gottes Schöpfungsplan teil.«
Im Zentrum standen drei große Podiumsgespräche zu den Themen Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfung. Daran nahmen prominente Experten wie der Friedenstheologe Fernando Enns und der Klimaforscher Wolfgang Lucht teil. Zudem wurden aus einer Fülle eingereichter Ideen ein vielfältiges Workshop-Programm zusammengestellt. Es umfasste öffentliche Lesungen in der Fußgängerzone, politisches Improvisationstheater sowie kreative Angebote mit Pinsel und Farbe. »Die Themenvielfalt und das Engagement bundesweiter Initiativen hat uns sehr gefreut und gezeigt, dass die Themen Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfung in unzähligen kirchlichen und außerkirchlichen Gruppen bearbeitet werden und verankert sind«, berichtet Helena Radisch, Referentin für Ökumenische Beziehungen in der Landeskirche, die das Treffen mit vorbereitet hat. »Letztlich fiel es uns wirklich schwer, aus den zahlreichen Bewerbungen einzelne Workshops auszuwählen«, so Radisch.
Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Dresdner Kreuzkirche unter Teilnahme von Landesbischof Tobias Bilz und einem anschließenden Pilgerweg durch die Stadt ging das Treffen am Sonntag zu Ende.
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