Zwischen Bangen und Hoffen
Syriens Christen müssen sich mit neuen Machtverhältnissen arrangieren. Nicht zum ersten Mal in ihrer 2000-jährigen Geschichte.Nach dem Sturz von Dikator Baschar al-Assad ist die Situation in Syrien unübersichtlich. Keine leichte Situation vor allem für die Christen im Land.
Der plötzliche Fall des Assad-Regimes rückt auch die Situation der christlichen Minderheit in den Blick – einer Gemeinschaft mit 2000-jähriger Geschichte! Damit zählt die christliche Gemeinde dort zu den ältesten christlichen Gemeinschaften. Sie verteilen sich auf eine Vielzahl nebeneinander bestehender Konfessionen. Zu den größten zählen die syrisch-orthodoxe und die griechisch-orthodoxe Kirche. Das christliche Syrien darf sich historisch und theologisch direkt auf die Bibel berufen.
So ist Damaskus fest verbunden mit dem Bekehrungserlebnis des Apostels Paulus. In der Apostelgeschichte 9 heißt es: »Saulus aber schnaubte noch mit Drohen und Morden gegen die Jünger des Herrn und ging zum Hohenpriester und bat ihn um Briefe nach Damaskus an die Synagogen, damit er Anhänger des neuen Weges, Männer und Frauen, wenn er sie dort fände, gefesselt nach Jerusalem führe. Als er aber auf dem Wege war und in die Nähe von Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel; und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Er aber sprach: HErr, wer bist du? Der sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst.«
Christen in Syrien heute
Heute erinnern in Damaskus die Kathedrale St. Paul und die Pauluskapelle an dieses Ereignis. Schätzungsweise 500 000 Christen sollen in Syrien leben. Sie alle schauen nun besonders erwartungsvoll in die Zukunft. Denn einerseits haben auch sie unter der jahrzehntelangen Gewaltherrschaft der Assad-Familie gelitten. Andererseits standen sie unter einem gewissen Schutz. Auch, da die Assads als Alawiten selbst einer Minderheit mit leidvoller Erfahrung angehörten.
Wie geht es weiter?
Wie werden sich die islamistischen Befreier ihnen gegenüber verhalten, lautet die bange Frage der Christen, die aus dem alten Staatskalkül resultiert, wie der Wiener Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger SPIEGEL-Online gegenüber beschreibt: »Im Land ... hat das Assad-Regime die Angst vor den Islamisten genutzt, um sich die Loyalität anderer Minderheiten zu sichern. Etwa die der Christen, die froh waren, dass man ihnen wenigstens die Religionsfreiheit lässt und den Dschihad abwehrt.« Der Theologe und Nahostexperte Uwe Gräbe wiederum sagte dem epd: »Nach den letzten Interviews mit dem Chef der islamistischen Miliz, Abu Muhammad al-Jolani, habe ich einige verhalten-positive Rückmeldungen von unseren kirchlichen Partnern gehört.« Sollten diese Rebellen sich mit anderen Oppositionskräften einigen und die Macht mittelfristig an eine gewählte, zivile Regierung abgeben, dann bestehe durchaus Grund zur Hoffnung.
Seine Gesprächspartner sagten ihm überwiegend, dass man die versöhnlichen Worte al-Jolanis erst einmal ernst nehmen wolle. Lediglich einige wenige Pfarrer, die sich politisch allzu stark für das Assad-Regime exponierten, habe man aus Sicherheitsgründen in den Libanon geholt.
Bedenken nicht unbegründet
Zusammenfassend sagte Gräbe: Ja, die meisten christlichen Kirchen hätten in den Schutz des Assad-Regimes gesucht. Aber sie hätten fast keine andere Möglichkeit gehabt. Vom katholischen Hilfswerk Missio hieß es zur jetzigen Lage: »Wir sind erleichtert, dass es derzeit nach unseren Informationen bisher keine Gewalt gegen die christliche Minderheit gegeben hat.« Und das Gustav-Adolf-Werk veröffentlichte einen Brief vom Erzdiakon der Assyrischen Kirche des Ostens, Emanuel Youkhana, im Irak. Dieser informiert darin, die islamistischen Milizen in Aleppo hätten sich an die Kirchen gewandt und ihnen Garantien gegeben, dass sie nicht angegriffen würden. Sie hätten die Christen aufgefordert, in Aleppo zu bleiben und ihnen zugesichert, dass sie sicher sind.
Trotzdem seien die Bedenken der Christen nicht unbegründet: »Insbesondere angesichts der jüngeren Geschichte der Christen unter ähnlichen Umständen, wie im Irak nach 2003 oder in Syrien in den frühen Jahren der Krise. Die jetzt herrschenden Milizen sind überwiegend radikale islamistische Dschihadistengruppen.« Nachdem sie ihr gemeinsames Ziel erreicht hätten, gebe es keine Garantie für eine anhaltende Einheit.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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