Im Streit um die Neubesetzung des Leipziger Thomaskantorats soll nun eine Mediatorin vermitteln. In der vergangenen Woche sei ein Verfahren "mit einer professionellen Konflikt-Moderatorin" angestoßen worden, "die bislang keine Berührung mit dem Chor hatte", sagte Leipzigs Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke (Linke) der "Leipziger Volkszeitung" (Donnerstag).
Der schweizerische Kirchenmusiker Andreas Reize (45) ist demnach trotz der massiven Kritik aus dem Chor an seiner Person weiter bereit, das Amt Anfang September anzutreten. Sie habe in den vergangenen Wochen mehrfach mit ihm gesprochen, erklärte Jennicke. Reize freue sich auf sein Amt und brenne darauf, "in der Stadt und an den Stätten, an denen Bach musizierte, dessen großartige Musik zu zelebrieren".
Der Leipziger Stadtrat hatte Reize im Dezember nach aufwendigem Auswahlprozess und der Empfehlung einer Experten-Kommission einstimmig zum Nachfolger von Thomaskantor Gotthold Schwarz (68) bestimmt, der Ende Juni aus dem Amt scheidet. Vor rund zwei Wochen wandten sich acht ältere Mitglieder des Chors im Namen aller Sängerknaben öffentlich gegen Reize. Sie stellten dessen musikalische und pädagogische Kompetenz infrage, forderten Leipzigs Universitätsmusikdirektor David Timm als neuen Thomaskantor und "persönliche Konsequenzen" von Chor-Geschäftsführer Emanuel Scobel.
Der Thomanerchor ist einer der ältesten und bekanntesten Knabenchöre der Welt. Barock-Komponist Johann Sebastian Bach (1685–1750) wirkte im 18. Jahrhundert 27 Jahre lang als Thomaskantor. Die Arbeit des Chors ist maßgeblich von Bachs Werken geprägt.
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