Ach Herr Roth, warum muss ich bei vielen Ihrer Beiträge an die Aussage von Karl Marx denken, Religion wäre Opium für das Volk?
Schließlich bin ich kein Marxist, sondern habe mit auf billigen Materialismus aufbauenden Gesellschaftsordnungen so meine Probleme. Mehr verrate ich nicht - vielleicht kommen Sie ja irgendwann selbst drauf. Papst Franziskus als Katholik hat das ja - im Gegensatz zu Ihnen - begriffen und schon oft und deutlich genug angesprochen.
Was mich stört:
Sie vermeiden es tunlichst, auch nur einen Kratzer an unser "Wohlfühl-Evangelium" heranzulassen.
Und beim Thema Überfluss fällt mir als Mensch, der noch die Fähigkeit besitzt, seinen eigenen Verstand zu gebrauchen, auch das Thema Mangel, Armut ein. Und zwar heute, genau in dieser Sekunde.
Aber bei Ihnen scheint dieser Gedanke schon lange aus dem Oberstübchen verschwunden zu sein.
Mangel, ach so, das Wort kannte damals jeder Ostdeutsche, keiner sehnt sich nach Mangel, das ist klar.
Aber sind Sie gedanklich nicht fähig, sich einen Zustand zwischen Mangel und grenzenlosem Überfluss vorzustellen? Einen Zustand, wo, weil es nicht am Material fehlt, langlebige, praktische Konsumgüter hergestellt werden, die man notfalls auch mal reparieren kann?
Bin ich irre, wenn ich mir derartige Dinge wünsche, oder ist derjenige irre, der sich ein einer Welt scheinbaren Überflusses wohlfühlt, wo teilweise die Elektrogeräte so konstruiert werden, dass sie nach Ablauf der Garantiezeit möglichst bald kaputtgehen??? Ist das irre, oder ist das normal?
Gekonnt haben Sie auch das Thema Armut in der "Dritten Welt" umschifft, und zwar mit folgender Aussage:
"Man muss nicht nach China oder Indien fahren, wo Millionen Ärmste in den letzten Jahren zu einem bescheidenen Wohlstand kamen."
Was lernen wir daraus: Armut und Mangel, das gab´s bei den bösen Kommunisten, Überfluss ist super und Millionen in China und Indien haben´s auch geschafft.
Kein Wort zu der Milliarde Menschen, die heute mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen müssen, für diese Milliarde wäre das Lesen Ihres Artikels wahrlich eine Zumutung.
Auch kein Wort zu den 40 Millionen Menschen in den USA, die nur mit Hilfe von Lebensmittelmarken überleben können, kein Wort zu Obdachlosigkeit, Drogenhandel, Prostitution, Mord und Totschlag.
Hauptsache, uns gehts gut, dann ist die Welt für uns in Ordnung. Alles andere interessiert uns nicht.
Wie gesagt: Das ist Opium fürs Volk. Und sowas macht mich traurig, weil es die christliche Idee in ihr Gegenteil verkehrt.
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