Luft nach ganz oben
Der weltgrößte Posaunenchor trifft sich in Dresden: Beim Deutschen Evangelischen Posaunentag spielen 17 500 Menschen mit – sie haben eine Mission.Wenn an Dresdens Elbufern in diesen Tagen über 17 500 Posaunen, Trompeten und Hörner erklingen, dann werden nicht wenige von ihnen aus dem südlichen Zipfel des Vogtlandes kommen. Aus dem Musikwinkel, dem Geburtsort von viel glänzendem Blech. Keine Frage, dass sich auch Siegfried Mehlhorn mit zwölf weiteren Mitgliedern des Markneukirchener Posaunenchores nach Dresden aufmacht.
»Der Leipziger Posaunentag klingt bei vielen noch nach und sie sagen sich: Das können wir uns auch das zweite Mal nicht entgehen lassen«, verweist Landesposaunenwart Mehlhorn auf die Wirkung des ersten großen Bläsertreffens 2008. Auch die zweite Auflage ist nun nach Sachsen gekommen, nachdem westdeutsche Städte abgewunken hatten. »Wo kann man schon mit tausenden Menschen aus anderen Gegenden gemeinsam musizieren und Gott loben?«, fragt Siegfried Mehlhorn. »Das gibt wieder Kraft für all das Kleine in den einzelnen Kirchgemeinden.«
Am Sonnabendabend wird der Vogtländer Siegfried Mehlhorn einen von zwei Posaunenchören bei einer Serenade am Elbufer dirigieren. Klingt gewöhnlich. Doch auf seinen Takt am Königsufer werden 8500 Bläser schauen. Das sind die Dimensionen beim Deutschen Evangelischen Posaunentag. Und es wird bewusst mitten in der Stadt sein, unter freiem Himmel. Offen für alle. Motto: »Luft nach oben«.
»Luft hat auch mit Luft kriegen zu tun, dass man aufatmen kann«, erklärt der sächsische Landesposaunenpfarrer Christian Kollmar das Leitmotiv. »Es erinnert daran, dass wir alle angewiesen sind auf Gottes Neuschöpfung. Und wir wollen zeigen, wie schön unser Glaube ist – dass er auch Spaß macht.« So präsent wie wohl noch nie werden die versammelten Posaunenmissionen in Dresden wirklich Mission sein: Zu Tausenden bei der Eröffnung am Freitagabend, bei Auftritten in Zusammenarbeit mit den Dresdner Musikfestspielen. Und beim Morgenblasen an 100 Orten der Stadt am Sonntagmorgen.
Luft nach oben war auch bei der Vorbereitung dieses größten Bläsertreffens der Welt. Erstaunlich viel Luft. Eigentlich war die sächsische Landeskirche nach dem Dresdner Kirchentag 2011 in Sachen Großveranstaltungen etwas kurzatmig geworden, der Landeskirchentag in Leipzig 2014 zeigte: Die Luft war irgendwie raus. Ganz anders in den Posaunenchören. Von den 6000 sächsischen Bläsern fahren 4000 nach Dresden. Von den bundesweiten Bläsern sind es immerhin 15 Prozent. Und es kommen Posaunenchöre aus Sri Lanka, Südafrika, Argentinien.
Ein langer Atem steckt auch in der Organisation dieses Riesenereignisses. Fast alles wurde von 50 Ehrenamtlichen gestemmt, die Hälfte von ihnen aus Sachsen. Der Zwenkauer Landesposaunenwart Jörg-Michael Schlegel ist als Geschäftsführer des Posaunentages einer von ihnen. »Teilnehmer zu gewinnen war kein Problem«, sagt er. »Bläser stehen oft am Rande und hier stehen sie einmal im Mittelpunkt. Es ist eine Gelegenheit, sich zu treffen – und einmal Superlative zu erleben.«
Ein Superlativ ist auch das Budget des Posaunentags. Ein Superlativ an Bescheidenheit. Nur eine Million Euro werden für das Megatreffen ausgegeben. Es finanziert sich zum größten Teil über die Gebühren der Teilnehmer und EKD-Fördermittel, die Landeskirche und die Stadt Dresden gaben kleinere Zuschüsse. Zum Vergleich: Der Deutsche Evangelische Kirchentag rechnete zuletzt in Hamburg und Stuttgart mit jeweils 18 Millionen Euro und einem hundertköpfigen Stab hauptamtlicher Mitarbeiter.
Am Sonntagmittag wird Schlegel auf dem Rasen des Dresdner Dynamostadions beim Abschlussgottesdienst einen Posaunenchor von 17 500 Menschen dirigieren. »Das wird ein ganz voller, ganz dichter Klang«, freut er sich schon jetzt. »Und in der Mitte habe ich den besten Platz für dieses Hörerlebnis.«
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