Friedhöfe – lebendige Orte
Friedhofskultur: Wenn am Sonntag der diesjährige »Tag des Friedhofs« unter dem Motto »Endlich und lebendig« begangen wird, stehen die Friedhöfe als kulturelle, spirituelle und ökologische Orte im Fokus. Alle drei Funktionen sind bleibend wichtig.Unter einem Friedhof stellen sich wahrscheinlich die meisten Menschen in erster Linie einen Ort der Trauer, der Stille und des Gedenkens vor. Dabei sind Friedhöfe weitaus mehr: Die Stadt Dresden beherbergt eine so große Anzahl und Vielfalt an Friedhöfen, wie kaum eine andere Stadt in Deutschland. Die Friedhöfe sind zugleich Zeugnisse von gesellschaftlichen Wandlungen und historischen Epochen sowie Ausdruck unterschiedlicher religiöser und welt- anschaulicher Auffassungen von Bestattungskultur. Anlässlich des bevorstehenden »Tag des Friedhofs« möchte ich mit Ihnen in die vielseitige Welt des Friedhofswesens eintauchen und Ihnen von meiner spannenden Arbeit in der Projekt- und Öffentlichkeitsarbeit für die evangelischen Friedhöfe Dresdens berichten.
Friedhöfe sind Ebenbilder sowohl von stadtgeschichtlichen und kulturellen als auch architektonischen Entwicklungen. Für mich als Kunsthistorikerin stellen Friedhöfe faszinierende Orte von Begräbnis-Kunst und -Architektur dar. Andererseits sind sie für mich als Christin auch Orte der Hoffnung. Die christliche Begräbniskultur beruht auf dem Glauben an die Auferstehung der Toten und dem Glauben an das ewige Leben. Dieser spiegelt sich in der Symbolik auf und an den Grabmalen in Form von Kreuzen, Blumen, Engeln oder Schmetterlingen oftmals wider.
Auch von großer Relevanz in der christlichen Bestattungskultur ist die Nennung des Namens. Niemand, der auf einem christlichen Friedhof bestattet wurde, wird vergessen, denn anonyme Bestattungen gibt es hier nicht. In der Bibel heißt es: »Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein« (Jesaja 43,1). Mir persönlich spendet das Trost und mich erfreut der unbedingte Wille der evangelischen Friedhofsträger, trauernde und einsame Menschen zu begleiten. Seelsorgerliche Angebote auf den Friedhöfen zu stärken, ist eine der derzeitigen Hauptaufgaben meiner Arbeit. Mein Herzenswunsch ist es, durch meine Projektarbeit Vernetzung, Synergien und Kommunikation zu intensivieren und in kleinen, aber nachhaltigen Schritten die christliche Friedhofskultur in unserer Stadt zu stärken.
Aber auch mit dem Erhalt der Friedhöfe als grüne Lungen der Stadt setze ich mich innerhalb meiner Arbeit auseinander. Friedhöfe tragen zu einem besseren Stadtklima bei und bieten als Grünoasen auch einen Lebensraum für zahlreiche Tiere, wie beispielsweise für verschiedene Vogelarten, Insekten und Kleintiere. Dieser ökologische Aspekt steht im Einklang mit dem biblischen Verständnis der Schöpfung als Geschenk Gottes, das es zu bewahren gilt. In Zeiten von Klimawandel und Umweltzerstörung ist der Erhalt und die Pflege von Friedhöfen enorm wichtig. Friedhöfe sind somit nicht nur aus spiritueller Sicht, sondern auch auf ökologischer Ebene wertvoll.
Inmitten einer sich stets verändernden Welt bieten Friedhöfe einen Anker, der uns an die Vergänglichkeit des Lebens erinnert und zugleich Hoffnung auf das ewige Leben geben kann.
Zum »Tag des Friedhofs« am 15. September 2024 findet auf zahlreichen Friedhöfen ein vielseitiges Programm mit Führungen, Workshops und Konzerten statt. Besucherinnen und Besucher können unter anderem auf dem Dresdner Trinitatisfriedhof um 14 Uhr eine szenische Lesung verschiedener Gedichte Caspar David Friedrichs erleben oder Nistkästen auf dem Striesener Friedhof in Dresden basteln.
»Tag des Friedhofs« in Dresden: www.dresden.de/de/stadtraum/umwelt/gruenes-dresden/veranstaltungen/tag-des-friedhofs.php
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