TRINITATIS
Und aus des schweren Vorhangs dunklen Falten
drängt nun der Heidenkrieger zum Altar.
Den Schädel will dem Priester er zerspalten
am letzten Tag des Streites wunderbar.
Da sieht ein Weib noch bei den Stufen knie´n
des Christenheiligtums der Erzbarbar.
Sie klagt ihr Leid, der Gatte musste flieh´n –
den Sohn ein fremdes Heer warb zum Soldaten.
Als Sklavin sah sie ihre Tochter zieh´n,
ward selber Opfer allerschlimmster Taten.
Am Altar bittet nun den Alten sie –
wenn nichts mehr hilft, die Kirche kann noch raten.
Der Weise breitet aus die Alchemie
der frohen Worte, lässt das Heil sich regen.
Nicht dass er rief, nicht dass er schrie –
doch wirbt sein sanftes Reden milden Segen.
Da strebt der Heid herbei, ist nicht mehr fern –
wirft sich mit Macht, dem was er hört, entgegen.
Wie schmetterte sein blankes Beil er gern
dem alten Christen an des Hauptes Stern.
Der aber hob schon an mit gutem Sagen,
und Wort um Wort ertönt in Vollmacht. Schwer
zu Boden sinkt der Feind, als wär geschlagen
von grellem Blitz und Donnerwetter er.
„Der HERR soll segnen dich!“ versteht er Worte.
„Es segne und behüte dich der HERR“,
so tönt der Spruch dort an des Heiles Pforte:
„Ob deiner schweb´ SEIN Antlitz leuchtend rein!“
Dann trifft das Herz als Zentrum aller Orte
ein "Wolle GOTT dir immer gnädig sein,
ER hebe über dich SEIN Angesichte!“
Der Böse ahnt das „Ja“, doch will noch „Nein!“
Bis ihn der Ruf SCHALOM schleift zum Gerichte:
„Beschenken möge ER mit Frieden dich!“
Besiegt erliegt der Fürst der argen Wichte,
der, um zu töten bei dem Altar schlich,
die Waffen fallen ließ aus beiden Händen,
dem Kriege abschwor und ließ taufen sich.
Heut sieht man ihn mit andern Priestern spenden
den Segen Aarons Sachsen, Friesen, Wenden.
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