
Es ist ein Blick in den Abgrund, ins Dunkel von Kirche: In München wurde ein Gutachten über Missbrauch im katholischen Erzbistum vorgelegt, schon zum zweiten Mal – und diesmal öffentlich. Über 200 Täter werden beschrieben, mehr als doppelt so viele Betroffene von sexualisierter Gewalt werden gezählt.
Das Erschreckende sind nicht nur die Zahlen, sondern – wie in anderen Bistümern auch – die Strukturen und Verantwortungsträger, die diese Straftaten hinnahmen und untätig blieben. Viel zu oft war das Ansehen der Täter und der Institution Kirche wichtiger als das der Opfer.
Galt dieses Denk- und Handlungsmuster auch für die Landeskirche Sachsens? Unabhängige Gutachten dazu fehlen bislang. Aber eine erste unabhängige Aufarbeitungskommission hat sich jetzt den Betroffenen sexualisierter Gewalt im erzgebirgischen Pobershau angenommen. Die Kommission will dabei nicht nur die Geschehnisse vor Ort in den 90er Jahren aufarbeiten. Sie will auch die kirchlichen Strukturen und Verantwortlichen prüfen, die tätig oder untätig waren bei der Aufdeckung der Gewalt.
Diese Vorgehensweise ist ein Meilenstein in der Landeskirche. Denn erstmals rückt die Perspektive der Betroffenen ins Zentrum – nicht nur bei der Aufarbeitung, sondern auch für die Prävention. Außerdem ermöglicht die Unabhängigkeit der Kommission das nötige Vertrauen und eine Hoffnung für die Betroffenen. Und schließlich ist vereinbart, dass die Kommission auch einen Abschlussbericht veröffentlicht.
Zum Jahresende könnte sich der erste Blick in den Abgrund in Sachsen zeigen. Wenn daraus Konsequenzen in der Kirche erwachsen, dann verbreitet der Blick ins Dunkel nicht nur Schrecken, sondern könnte positiv in die Zukunft wirken.
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