Christen auf Friedenssuche
Friedenskongress: Anlässlich ihres 75-jährigen Jubiläums lädt die christliche Friedensorganisation »Pax Christi« zu einem Kongress nach Leipzig, um »Perspektiven für eine Welt ohne Gewalt« zu finden. Doch der Pazifismus ist zu einem großen Streitthema geworden.Wenn vom 19. bis 21. Mai zahlreiche friedensbewegte Christen nach Leipzig pilgern, um Auswege aus den Gewaltverstrickungen der Gegenwart zu finden, geschieht das in einer Zeit, in der es pazifistische Positionen schwer haben. Vielfach wird der Pazifismus im öffentlichen Gespräch über den Ukraine-Krieg als bequeme, egoistische, realitätsferne Position kritisiert oder als »Lumpen-Pazifismus« verunglimpft. Ex-Bundespräsident Joachim Gauck nannte einen politischen Pazifismus für den Ukraine-Krieg sogar »ethisch nicht nachvollziehbar«. Mit so viel Gegenwind im Gesicht suchen die Pax Christi-Initiatoren nun in Leipzig nach neuer Orientierung. Unter dem Motto »›… und sie erlernen nicht mehr den Krieg‹ (Jesaja 2,4) – Perspektiven für eine Welt ohne Gewalt« soll in Vorträgen, Seminaren und Gebeten nach Gegenbewegungen zur militaristischen »Zeitenwende« gesucht werden.
Dabei geht es um Themen wie »Gewaltfrei in einer Welt der Gewalt?«, »Friedenslogik versus Kriegslogik« oder »Zukunft der Rüstungsexportkontrolle«. Auch Stimmen aus der Ukraine und Polen werden gehört und »deutsche Leerstellen« bei der Beurteilung des Krieges gegen die Ukraine thematisiert. »Pax Christi will dazu beitragen, die Reaktion auf den russischen Krieg gegen die Ukraine aus ihrer militärischen Engführung herauszuholen«, erläutert Pax Christi-Bundesvorsitzender Gerold König dem SONNTAG und ergänzt: »Die Frage ist doch: Wie kommen wir aus dem Krieg Russlands gegen die Ukraine und der Gewaltspirale von Gewalt und Gegengewalt so schnell wie möglich wieder heraus?«
Dabei wollen sich die christlichen Friedenssucher nicht ins Abseits drängen lassen. »In Kriegszeiten wird der Pazifismus stets noch mehr gescholten als ohnehin. Das ist nicht neu, aber unfair und trägt zur Verwirrung der Debatte bei«, sagt Pax Christi-Generalsekretärin Christine Hoffmann dem SONNTAG. Gescheitert sei nicht der Pazifismus, sondern der Versuch, durch Abschreckung Gewalt zu verhindern. Nach wie vor bleibe der »Vorrang für zivile Konfliktlösungen«, zu dem sich Deutschland in seinen Leitlinien zu Krisenprävention und Friedensförderung bekannt habe, die richtige Politik, so Hoffmann. »Jetzt geht es darum zu entlarven, wo Solidarität mit den Ukrainern in die Alternativlosigkeit von Aufrüstung umgedeutet und die militärische Unterstützung zur Einbahnstraße wird, auf der Dialog und diplomatische Bemühungen von der Bildfläche verschwinden.« Es gelte, der derzeit so wirkmächtig beschworenen Erzählung von der alleinigen Wirksamkeit von Gewalt zur Konfliktlösung etwas entgegenzuhalten.
Dabei will Pax Christi vor allem auch das Thema Aufrüstung im Blick behalten. »Die Rüstungsindustrie wittert Chancen, Exportbeschränkungen außer Kraft zu setzen. Dem muss eine Gesellschaft, die in Frieden leben will, widersprechen und eine scharfe, transparente und zivilgesellschaftlich überprüfbare Exportkontrolle fordern«, sagt Hoffmann und ergänzt: »Die Ziele der Friedensbewegung gelten alle weiterhin – insbesondere die Abschaffung der Atomwaffen, Abrüstung und Beschränkungen des Waffenhandels.«
Der Ort des Friedenskongresses zum 75-jährigen Pax Christi-Jubiläum soll Inspiration und Hoffnung verleihen. »Leipzig steht als Stadt für die Friedliche Revolution und somit auch für den Aufbruch. Durch die Beständigkeit und auch durch Gebet und gewaltfreie Aktionen vieler Menschen schon lange vor 1989 ist es gelungen, immer mehr Leute zu bewegen, für die Freiheit und Menschenrechte einzutreten und durch friedliche Aktionen das damalige DDR-Regime zu kippen«, erklärt Gerold König und ergänzt: »Gibt es einen besseren Ort, das Jesaja-Wort vom Verlernen des Krieges umzusetzen?«
So will der Kongress auch in die Stadt hineinwirken, zum Beispiel mit einer Kunstaktion zur Zukunft des Friedens am 20. Mai auf dem Leuschner-Platz und einem Festgottesdienst am Sonntag in der Trinitatiskirche. Auch eine Stadterkundung auf den Spuren der Friedlichen Revolution ist geplant.
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