»Jetzt« ist die Zeit des Geistes
Pfingsten: Der Heilige Geist ist die Gegenwart Gottes, seine Zeitform ist das »Jetzt«. Als Tröster, Inspirator und Hoffnungsstifter wirkt er hier und heute. Wo ist der Geist Gottes jetzt nötig? Fünf Sehnsüchte nach dem Heiligen Geist.»Jetzt ist die Zeit« – so heißt die Losung des Evangelischen Kirchentages, der vom 7. bis 11. Juni in Nürnberg stattfindet. Dieses Motto bedeutet auch: Es ist Zeit für den Widerspruchsgeist in einer Zeit, die kaum noch mit dem Heiligen Geist rechnet. Die ausgerufene »Zeitenwende« setzt ausdrücklich nicht auf die Kraft des Heiligen Geistes, die in der Bibel mit Verständigung, Trost, Hoffnung, Gebet, Inspiration und Rechnen mit Gott in Verbindung gebracht wird. Stattdessen herrscht der Geist des Krieges, der Glaube an Waffen, an den Sieg, an Abschreckung, an Stärke. Die Bibel stellt den Geist Gottes oft dem Geist der Welt gegenüber – Ersterer befreit, versöhnt, öffnet und macht lebendig, Letzterer führt in Feindschaft, Konkurrenz, Enge, Gewalt und Tod. Wenn der Kirchentag eine biblisch begründete Zeitansage versucht, sollten andere Wege als die der Feindschaft und Waffengläubigkeit entstehen. Wofür ist es jetzt an der Zeit? Für den Heiligen Geist. Vor allem in fünf Zusammenhängen:
1. Jetzt ist die Zeit für Frieden. Einen Frieden, der nicht so ist wie ihn die Welt gibt, sondern wie ihn Christus meint. Kein Frieden, der eigentlich Krieg meint, kein Frieden, der auf militärischer Macht beruht, der die ewige Aufspaltung in Sieger und Besiegte wiederholt und die Blutmühle der Gewalt und Gegengewalt am Laufen hält. Sondern ein Frieden, der in Gott gründet und von ihm kommt; ein Frieden, der höher ist als alle Vernunft und tiefer als alle Abgründe; eine Liebe, die stärker ist als der Hass und stärker als der Tod; ein Frieden, der aus Friedfertigkeit, Versöhnung, Gewaltlosigkeit erwächst.
2. Jetzt ist die Zeit für Gerechtigkeit. Die Bibel spricht davon, dass Frieden und Gerechtigkeit einander küssen (Ps. 85). Es muss eine Lebensperspektive für alle gesichert sein und es darf niemand zurückgelassen werden. Globale wirtschaftliche Gerechtigkeit ist der sicherste Weg zur Vermeidung künftiger Kriege und Konflikte. Sie hat mit dem Bewusstsein einer universalen Verbundenheit der Menschen zu tun, dass wir eine Familie sind und als Geschwister im Norden mit verantwortlich sind für ausreichende Lebenschancen der Geschwister im Süden.
3. Jetzt ist die Zeit für die Bewahrung der Schöpfung. Der Planet Erde ächzt unter schwerer ökologischer Belastung. Die Uhr tickt. Noch ist ein kleines Zeitfenster offen, den menschengemachten globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Andernfalls wird die Erde der unumkehrbaren Zerstörung preisgegeben. Das Leben dieser Erde ist heilig und hat eine gottgebene Würde. Es ist auch eine geistliche Aufgabe, die Schöpfung gegen ihre menschengemachte Zerstörung zu verteidigen.
4. Jetzt ist die Zeit für Entfeindung. Wenn täglich die Aufteilung der Welt in Gute und Böse, Freunde und Feinde vorgenommen wird, sollten Menschen, die mit dem Heiligen Geist rechnen, Auswege aus diesen Fallen der Verfeindung suchen. Denn der Riss geht nicht entlang militärischer Demarkationslinien, sondern durch jeden Menschen. Das Böse kann auch Raum greifen, wenn unter der Fahne des Guten das Böse zurückgedrängt werden will – mit Mitteln des Bösen. Davor warnte Jesus. Wege zur Einhegung des Bösen beginnen mit Unterbrechungen von Gewaltkreisläufen, mit dem friedensuchenden Blick ins Antlitz des Anderen, der zuallererst und vor allem ein Mensch ist – und im Wahrnehmen seiner Verwundbarkeit, seines Verwundetseins. Werden Empathie und Entfeindung durchgehalten, wird eine Lücke in die Dynamik des Bösen gerissen, durch die der Heilige Geist wirken kann.
5. Jetzt ist die Zeit für Innehalten. Inmitten einer aufgeheizten, krisengeschüttelten Zeit braucht der Mensch Inseln des Aufatmens, der Ruhe, der Daseinsfreude, des Entspannens, des Genießens. Gott ist manchmal im Säuseln des Windes und der geschenkte Atem ist wie eine Nabelschnur des Verbundenseins mit Gott. Die Schöpfung möchte den Menschen gerade im Frühling mitreißen, dass er aufatme, aufblühe und die tiefen Verbindungs- und Hoffnungskräfte spüre. Das Leben ist jetzt. Der Heilige Geist wirkt jetzt. »Wach auf mein Herz und singe …«
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