Dem Hass keine Chance
Erinnert: Vor 85 Jahren tobten in Deutschland die Novemberpogrome, denen hunderte Juden, 1400 Synagogen, tausende jüdische Wohnungen und Einrichtungen zum Opfer fielen. Wie wird in Sachsen an diese Nacht der Schande erinnert?Der 9. November 1938 hat auch durch Sachsen eine Pogrom- Spur der Gewalt und Zerstörung gezogen. Bislang sind mehr als 65 kleinere und größere Orte dokumentiert, an denen es zu antijüdischen Kundgebungen, Verhaftungen, Wohnungs- und Geschäftszerstörungen, Gewalttaten, Zurschaustellungen von Juden sowie Zerstörungen von Synagogen und Gemeindeeinrichtungen gekommen ist. An vielen dieser Orte wird auch in diesem Jahr der Pogrome gedacht und für die Gegenwart gemahnt.
Die Frauenkirche Dresden erinnert in diesem Jahr mit der Ausstellung »BRUCH|STÜCKE 1938 und heute« bis 22. November in der Unterkirche an die Novemberpogrome in Dresden und Sachsen. Die Schau basiert auf dem Forschungsprojekt »Bruchstücke«, das die Ereignisse rund um die Pogromnacht in Sachsen recherchiert hat und Betroffene, Täter und Zuschauer ebenso thematisiert wie die Folgen der Ereignisse sowie die Entwicklung der Erinnerungskultur in Sachsen. Mit einer Video-Collage, in der u. a. ein Interview mit dem israelisch-deutschen Historiker Meron Mendel zu sehen ist, sollen »gegenwartsorientierte Akzente« gesetzt und die Frage bedacht werden, wie man heute Ausgrenzung begegnen könne, so die Veranstalter. Auch wird dabei das Gedicht »Die Toten« von Erich Fried zitiert, in dem es heißt: »Sie waren nicht nur wie ihr, sie waren ein Teil von euch. / Wer Menschen tötet, tötet immer seinesgleichen. / Jeder, der sie ermordet, tötet sich selbst.«
In Leipzig hat die Jüdisch-Christliche-Arbeitsgemeinschaft das Kunstprojekt »Spuren« organisiert. Hierfür hat die Künstlerin Nina K. Jurk 14 Lichtsäulen geschaffen, die an den Orten der zerstörten Leipziger Synagogen aufgestellt sind und Erinnerungen und Informationen festhält. Diese Installation an 14 Orten ist bis Ende November zu sehen. Zum Gedenken an den 9. November lädt die Jüdisch-Christliche Arbeitsgemeinschaft außerdem am 6. November, 17 Uhr zum Friedensgebet in die Leipziger Nikolaikirche ein sowie zu einem Kerzen-Gedenkweg am 9. November, der um 17 Uhr am Parthe- ufer nahe dem Zoo Leipzig beginnt.
In Chemnitz organisiert der Verein »Die Buntmacher*innen« zusammen mit verschiedenen Partnern am 9. November das Gedenk-Projekt »Lichterwege«, bei dem alle 307 Stolpersteine der Stadt Chemnitz geputzt und eine Nacht lang erleuchtet werden, um auf die Schicksale verfolgter, vertriebener, deportierter und ermordeter Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus aufmerksam zu machen. An den Kunstsammlungen am Theaterplatz werden außerdem die Ergebnisse eines Kunst- und Erinnerungsprojektes präsentiert.
Auch in Wurzen lädt die Kirchgemeinde gemeinsam mit der Stadtverwaltung und der Aktionsgruppe »Stolpersteine« am 9. November, 18 Uhr in die Jacobsgasse zum Putzen der Stolpersteine ein.
In Zwickau lädt das »Bündnis für Demokratie und Toleranz« am 4. November, 11 Uhr ein zu einer Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer des NSU an den Gedenkbäumen am Schwanenteich. Um 19.30 Uhr dieses Tages findet im Gewandhaus Zwickau die musikalische Lesung »Gegen das Schweigen« statt. Am 9. November lädt die Stadt Zwickau gemeinsam mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit um 15 Uhr zur Kranzniederlegung auf dem Jüdischen Friedhof sowie um 16 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung auf dem Georgenplatz ein. Am Abend sind Bürger ab 17 Uhr aufgerufen, sich an dem Projekt »Stolpersteine putzen« zu beteiligen.
Im Theater Plauen findet am 9. November, 19.30 Uhr eine Podiumsdiskussion zu »Lücke im Gedächtnis? Verdrängte Erinnerung? – Plauens NS-Geschichte und die Gegenwart« statt, an der u. a. Frank Richter teilnimmt.
In Zittau wird im Rahmen des jährlichen »Tages der Besinnung zur Demokratie und Friedfertigkeit« am 9. November, 17 Uhr zu einer ökumenischen Andacht in die Marienkirche eingeladen mit anschließender Kranzniederlegung an der Gedenktafel Lessingstraße 12, nahe dem Ort, an dem einst die Synagoge stand.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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