Umkehr zur Schöpfung, jetzt!
Kirche und Umwelt: Wegen anderer akuter Probleme scheint die Klimakrise in den Hintergrund zu treten. Das ist fatal. Auch durch die Kirche muss endlich ein Ruck gehen.Fühlen wir am Puls der Zeit: DerMensch, die »Krone der Schöpfung« ist zur Dornenkrone mutiert und verändert existenzgefährdend das Weltklima. Wir Menschen sind in der Natur weniger als Heger, sondern vielmehr plündernd in der Manier von Raubrittern tätig. Das ist Sünde an Gottes wunderbarer Schöpfung.
2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen, gefolgt im neuen Jahr vom wärmsten je gemessenen Januar, noch überboten vom Februar. Derlei hat aber offenbar längst seine Schockwirkung verloren. Wir gewöhnen uns an »langsame« Katastrophen. Die unserer Vorstellung unzugängliche bedrohliche Zukunft scheint »weit« weg. Doch durch tausende mit Klima- fragen befasste Wissenschaftler wissen wir: Das Klima wird unsere Lebensgewohnheiten gravierend verändern.
Trotzdem machen Verschwörungstheoretiker und selbsternannte Experten, Leugner und Lügner aus diesem Elefanten eine Mücke. Und das nicht nur an Stammtischen. Es wird sich aber rächen, wenn wir den Globus verschmutzt zurücklassen wie Zugreisende die Toilette, wissend, diese nur einmal zu benutzen.
Die Bewahrung der Schöpfung ist häufig nur ein Thema harmloser Sonntagsreden. Doch wie gehen wir Christen, Kirchgemeinden, Landeskirchen damit wirklich um? Unsere zunehmende Besorgnis um Gottes Leihgabe der Schöpfung wurzelt in geistlichen Defiziten. Haben wir schon Mühe, unser Leben an Jesus Christus auszurichten, gelingt eine klimabedingte Umkehr noch weniger. Die Dringlichkeit ist historisch ohne Beispiel, die Lehrtradition unserer Kirche deshalb ohne theologische »Rezepte«. Es droht die Situation, dass unsere Enkel für ihre Vorfahren haften müssen und eines Tages fragen werden: Warum habt ihr damals nicht das Notwendige getan?
Wir wissen, wogegen wir sind, aber seltener, wofür wir sind, besonders beim Umweltschutz. Dieser soll mit Verstand und ohne Bevormundung praktiziert werden, heißt es oft – was immer das für uns Veränderungsunwillige bedeutet. Doch zu individueller Freiheit gehören Selbstdisziplin und Verantwortung. Deshalb können wir Gott nicht für die von uns verursachten Probleme verantwortlich machen! Die Haltung »Gott wird’s schon richten« missdeutet die biblische Botschaft. Denn wir sollen doch Gottes Arbeiter im Weinberg und Täter seines Wortes sein. Ohne intensive Bemühungen um Schöpfungsbewahrung bleibt unser Glaube unglaubwürdig. Wer, wenn nicht wir und wann, wenn nicht heute?
Es geht weniger um Verzicht, wohl aber um ein mehrheitlich akzeptiertes anderes Leben. Da wir Christen auch Bürger unseres Staates sind, müssen wir mit Gesellschaft und Politik über Werteerziehung und eine glaubwürdige Perspektive nachdenken und dafür werben. Die Anspruchs-Drogen Wohlstand, Einkommen, Erbvolumina müssen neu definiert werden, ebenso die Diktatur des unbegrenzten Wachstums auf unserem endlichen Planeten. Zuversichtlich stimmt ein Blick in die Geschichte: Zunächst unpopuläre Maßnahmen wie Gurt- bzw. Schutzhelmpflicht für Pkw- und Kraftradfahrer, Rauchverbot, die einheitliche europäische Währung und andere sind heute anerkannt.
Bei alledem muss es auch um Gerechtigkeit zwischen Generationen und Nationen gehen. Besser zumutbare Korrekturen heute durchführen als totalitäre Notstandsmaßnahmen demnächst. Vielleicht umerziehen uns die »Verhältnisse« in der Weise, dass statt des Großautos künftig Umwelt- bewusstsein zum Statussymbol wird. Hoffentlich gibt es ansteckende Initiativen einer Gegenkultur zur Ökonomie der Habgier. Anders wachsen, teilen statt besitzen, solidarisch eine »Ethik des Genug« leben sind solche Initiativen. Wer bewahren will, muss verändern, sich selbst eingeschlossen, gern und demütig.
Dr. Ulrich Böhme war langjähriger Baureferent im Landeskirchenamt.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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