Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung Leipzigs von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft durch amerikanische Truppen lud die Stadt Leipzig gemeinsam mit dem Bürgerkomitee Leipzig e.V. am heutigen Donnerstag vor der Gedenktafel an der „Runden Ecke“ zu einer Gedenkfeier ein. Die Gedenkfeier ist Teil der dreiteiligen Gedenkveranstaltung, die in Abtnaundorf begann und am Capa-Haus in Leipzig-Lindenau endete.
Als besonderen Gast begrüßten die Veranstalter Richard Read an der „Runden Ecke“, den Enkel des damaligen amerikanischen Stadtkommandanten Major Richard J. Eaton. Die Gedenkstätte zeigt die Ausstellung „Zwei Mal befreit? Leipzig unter amerikanischer und sowjetischer Besatzung 1945“ die während der regulären Öffnungszeiten, derzeit täglich zwischen 11 und 16 Uhr besucht werden kann.
Vor wenigen Tagen meldete sich Richard Read in Leipzig und erzählte, dass er der Enkel des damaligen amerikanischen Stadtkommandanten von Leipzig Major Richard J. Eaton ist und sich seit seiner Pensionierung mit der Geschichte seines Großvaters beschäftigt, teilte das Bürgerkomitee Leipzig e.V. voarb der Gedenkfeier mit. Er ist schon seit Anfang der Woche in Leipzig und hat am Montag gemeinsam mit dem US-Generalkonsul John R. Crosby die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ besucht. Er erzählte von den Briefen seines Großvaters, in denen er über die Zeit 1945 in Leipzig berichtete. Um seinen Großvater zu würdigen, wird er an den Gedenkveranstaltungen teilnehmen und auch weitere Wirkungsorte von vor 80 Jahren aufsuchen. Diese zumindest mittelbare Verbindung aus der Gegenwart in die Zeit vor 80 Jahren ist sehr eindrücklich und vermittelt die Bedeutung des damaligen Geschehens auch auf einer sehr emotionalen Ebene.
Am 18. April 2025 jährt sich auch das „Massaker von Abtnaundorf“ zum 80. Mal. Das KZ-Außenlager Leipzig-Thekla war im März 1943 errichtet worden. Die Häftlinge, mehrere Tausend Männer aus der Sowjetunion, Polen, Frankreich und anderen Ländern, mussten Zwangsarbeit für die Erla-Maschinenwerke GmbH leisten. Im April 1945 wurde das Lager aufgelöst, etwa 300 kranke Häftlinge aber zurückgelassen. Die SS sperrte sie in eine Baracke ein und schoss diese in Brand. Mehr als 80 Männer verloren bei diesem Massaker ihr Leben.
Wenige Stunden später betraten US-amerikanische Soldaten das Lager und dokumentierten das Verbrechen. Diese Dokumente dienten auch als Beweismittel im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher und erlangten damit internationale Bekanntheit. In Leipzig organisierte die US-Armee bereits am 25. April 1945 eine offizielle und würdige Beisetzung der Opfer in Einzelgräbern auf dem Leipziger Südfriedhof. Diese Grabstätte der KZ-Häftlinge und NS-Opfer wurde später von der SED zu einem „Sozialistischen Ehrenhain“ überformt und mit den Gräbern verdienter SED-Genossen neu belegt. Heute erinnert nur eine kleine Informationstafel an die ursprünglichen Gräber.
Im Anschluss an die Gedenkfeier an der „Runden Ecke“ wurde am „Capa-Haus“ (Jahnallee 61) ausgehend vom tragischen Tod des US-Soldaten Raymond J. Bowman, der von Robert Capa in seinen weltberühmten Fotos festgehalten wurde, an die Einnahme Leipzigs durch die US-Armee mit einer Kranzniederlegung erinnert. Gast auf der Gedenkfeier war auch Andrei Iwanowitsch Moiseenko, Holocaust-Überlebender und ehemaliger Zwangsarbeiter bei HASAG. Musikalisch gestaltet wurde die Feier von Prof. David Timm und Reiko Brockelt.
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