Furchtloser Westfale übernimmt das Leipziger Land
Pfarrer Jochen Kinder aus Borna bei Oschatz wurde mit großer Mehrheit zum neuen Superintendenten gewählt
Den Masterplan für das Leipziger Land hat Jochen Kinder nicht in der Tasche. Das gibt der Pfarrer aus dem Kirchspiel Liebschützberg bei Oschatz freimütig zu. Ein großer Pädagoge sei er auch nicht, obwohl er einen Doktortitel in Religionspädagogik führt, bekennt der Vater von fünf Kindern vor der Bezirkssynode. Und eine plötzliche, offenbarende Gottesbegegnung habe er auch noch nicht erlebt, sagt der Pfarrerssohn, der ursprünglich kein Pfarrer werden wollte. Zudem gehöre er zu jenen Menschen, die in Schwellen- und Übergangssituationen wehmütig zurückschauen.
Die Synodalen des Kirchenbezirks Leipziger Land haben ihn auf der Sondersynode am vergangenen Wochenende trotzdem gewählt: mit 49 von 56 Stimmen zu ihrem neuen Superintendenten. Nach einer Andacht, der Vorstellung seiner eigenen Person, einem Vortrag über Gott im Alltag sowie einigen Nachfragen der Synodalen stand der Nachfolger von Matthias Weismann damit fest.
»Mir gefällt an ihm, dass er in den Gemeinden vor Ort schauen will, was jeweils möglich ist«, fasst Kirchvorsteher Wolfgang Bönsch aus Regis-Breitingen zusammen. »Er möchte Christen im Alltag befähigen, missionarisch zu sein, ohne aufdringlich zu wirken. Er muss nicht für Alles Lösungen haben, denn dafür sind auch wir da«, meint der Bezirkssynodale, und scheint damit auch die Meinungen seiner Kollegen zu vertreten.
Doch Jochen Kinder bringt als Landessynodaler und nach 13 Pfarrerjahren im ländlichen Raum auch selbst viel Erfahrung mit – und vor allem den Mut zu gestalten. Sein Taufspruch zur Konfirmation habe für ihn besondere Bedeutung: »Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit« (2. Timotheus 1, Vers 7). Deshalb wolle er das Potential im Leipziger Land ansprechen: Das seien die Kirchen, der Sonntag, die Gemeindeglieder, die Menschen ringsherum und das Gebet.
So möchte der gebürtige Westfale das gabenorientierte Arbeiten fördern, sowohl bei Ehrenamtlichen wie auch bei Hauptamtlichen. Er wolle viele Initiativen in der Ephorie unterstützen, die nach Außen strahlen: Etwa die Kirchenkuratoren, die sich um einige der 156 Kirchen des Bezirks kümmern, oder etwa die sonntägliche Öffnung der Kirchen.
»Was nicht geht, ist ein Aufgabenkatalog, was alles gemacht werden muss«, sagt der Pfarrer mit Blick auf die Ehrenamtlichen. Vielmehr solle nach Gaben geschaut werden und was die einzelnen Christen machen wollen. Die Gemeinden und ihre Glieder müssten sich auch selbst fragen, warum sie ein Schatz für den Ort seien. Auf dem Weg zu Entscheidungen, was vielleicht auch weggelassen werden könnte, sei das Gebet wichtig, betonte Jochen Kinder mehrfach.
Strukturell sprach sich Jochen Kinder für stabile Einheiten von Gemeinden aus, wodurch auch größere Anstellungen von Mitarbeitern möglich werden sollen. »Nicht sinnvoll ist eine Zentralisierung«, sagt der künftige Superintendent, »sondern ein kleinteiliges Schauen auf die Gemeinden vor Ort.« Als Leiter einer Strukturgruppe im Oschatzer Raum favorisiere er dort ein Modell, wonach sich alle Gemeinden zu einer großen Kirchgemeinde mit einem gemeinsamen Kirchenvorstand zusammenschließen. Der Verwaltungsbereich soll sich dabei spezialisieren, auch um die Pfarrer zu entlasten. Doch bevor dieser Plan umgesetzt werden kann, wird Jochen Kinder Nordsachsen verlassen.
Am 8. April wird sich der neugewählte Superintendent seiner Ephoralgemeinde Borna vorstellen, denn neben der geistlichen Leitung des Kirchenbezirks hat jeder Superintendent auch eine Gemeindepfarrstelle. Und für den 9. September steht bereits der Termin für die Einführung ins Amt durch Landesbischof Carsten Rentzing fest.
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