Prophet einer Kirche, die für andere da ist
Der ehemaliger Dresdner Superintendent Christof Ziemer ist 80 geworden
Der frühere Dresdner Superintendent Christof Ziemer beging am 28. August seinen 80. Geburtstag. Im Revolutionsherbst von 1989 war er eine der herausragenden Persönlichkeiten in Dresden. Für viele besitzt der Theologe, 1980 bis 1992 Pfarrer der Kreuzkirche sowie Superintendent, bis heute prägende Bedeutung. Doch schon 1992 erkannte er, dass die Rückkehr zur Volkskirche, die mancher damals für möglich hielt, »der breite Weg in eine Sackgasse« sei. Alternative zur Gesellschaft solle sie sein, nicht »Fliege im Honig«. Sich bei der Pfarrerbesoldung am öffentlichen Dienst zu orientieren, hielt er für einen Irrweg: "Der Status und das Gehalt binden den Pfarrer an die gehobene Mittelschicht. Damit ist er gut bedient. Und die Gemeinde? Beginnt die Erneuerung der Kirche nicht noch immer mit der Erneuerung des Pfarrerstandes?"
Er stellte sich die Kirche vor als Gemeinschaft von Ungleichen und Verschiedenen, zusammengehalten durch das Frieden stiftende Abendmahl. Vor allem aber eine Gemeinde, die offen und für andere da ist - Alte, Schwache, Fremde, Arbeitslose.
Später hätte er das nicht mehr so unduldsam formuliert, räumte er 2003 ein. Da hatte der Sohn eines altlutherischen Pfarrers, der 1945 mit der Familie aus dem westpommerschen Gollnow bei Stettin nach Angermünde flüchtete, schon etliche, teils ernüchternde Erfahrungen gemacht - in der Evangelischen Akademie Meißen, bei seiner Expertise für die Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte, Dozent für Berufsethik an der Landespolizeischule Brandenburg, besonders aber bei seinen Versuchen zur interreligiösen Friedensarbeit in Sarajevo. Dort musste er erkennen, welch tiefen Riss durch die einstige Multikulturalität der Krieg hinterließ.
Für die letzten Jahre seines aktiven Dienstes als Pfarrer kehrte er nach Sachsen zurück, in eine Gemeinde in Riesa. Festgehalten hat Christof Ziemer indes an der Forderung, die Kirche habe in der Gesellschaft eine andere Erfahrung bewusst zu machen. »Das heißt, wach zu sein für die, die am Rande sind, Stimme derer zu sein, die keine Hoffnung haben, die herausfallen.« Einen »Geist von Freiheit und von Achtung« wünschte er sich von einer Kirchgemeinde. »Achtung für jeden Menschen, auch den am Rande. Aber auch denen gegenüber, die nicht unserer Meinung sind. Um dann mit ihnen streiten zu können.«
Ziemer lebt heute in zweiter Ehe mit seiner Frau Ljubinka Petrovic-Ziemer in Kassel. Sie ist eine bosnischen Serbin, die für einen Verein arbeitet, der sich für gewaltfreie Konfliktkultur einsetzt.
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