Im Papier-Sonntag sagt die Superintendentin von Pirna: „… auch beim Abendmahl, der Kreuzestheologie, Auferstehung oder Schöpfung stoßen wir immer wieder auf unterschiedliche Schriftverständnisse … der Gesprächsprozess war ein Anstoß … zu lernen, sie (d. h. andere Haltungen) stehen zu lassen und zu akzeptieren. Es gibt nicht eine einzige Lehrmeinung in unseren evangelischen Kirchen.“ Und eine Homo-Aktivistin meint: „Wir müssen lernen, in unserer Kirche Spannungen und verschiedene Meinungen auszuhalten. Es ist besser, einen gemeinsamen Weg zu finden, um gemeinsam in dieser säkularen Umgebung das Evangelium so zu leben, dass es einladend ist. In aller Vielfalt.“
Ich bin 62 Jahre alt. Langsam aber sicher stellt sich mir die Frage nach dem Ende meines Lebens. Geht es auf der anderen Seite weiter? Wenn ja, wie? Gibt es dort so etwas wie eine Hölle? Was müsste ich tun, um nicht dort zu landen? Usw., usw. Bisher waren das nur theoretische Überlegungen. Aber bald werden das Lebensfragen sein, die mich zutiefst bewegen werden. Und darauf erwarte ich Antworten von meiner Kirche – und zwar belastbare Antworten, auf die ich mich stützen kann, wenn es ernst wird.
Nun höre ich, in meiner Kirche gäbe es nicht eine Lehrmeinung sonder viele. Da werde nicht die eine christliche Wahrheit verkündet sondern verschiedene Überzeugungen. Und schon gar nicht wird da GOTTES Wort gepredigt sondern eine Vielfalt menschlicher Meinungen. D. h., Pfarrer X predigt seine persönliche Meinung und Pfarrer Y seine andere Meinung und Pfarrer Z wieder eine andere. Am Ende stehe ich einsam und ratlos da. Die Antworten, die ich brauche, muß ich mir selber suchen – diese Kirche will und kann mir keine Hilfe sein.
Einst wandte sich Judas in größter Gewissensnot an seine „Hohenpriester und Ältesten“. Die antworteten auf seine Fragen: „Was geht uns das an? Sieh zu, wo du bleibst.“ Und genau das erleben Menschen heute, wenn sie sich mit ihren Lebensfragen an unsere Kirche wenden. Sie finden dort wichtige Leute, die kluge Reden halten; die sich um Frieden mühen, um Gerechtigkeit, um Umweltschutz, die sich einsetzen für Homosexuelle und Flüchtlinge – aber Antworten auf ihre Lebensfragen finden sie dort nicht. Stattdessen rufen Kirche und Gesprächsprozess und Synode und ev. Schriftgelehrte und die ev. Hohenpriester und die Ältesten voll Vielfalt und Pluralität: „Was geht uns das an? Wenn du Antworten auf deine Lebensfragen willst, dann such sie dir doch selber. Sieh zu, wo du bleibst.“
A.Rau
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