Passions- und Fastenzeit beginnt am Mittwoch
Chemnitzer Friedenstag am 5. März unter dem Wort Versöhnung – wieder Passionsspiel in Zschorlau nach zweimaliger Pause
Auch in Sachsen gibt es zahlreiche Angebote in der siebenwöchigen Passions- und Fastenzeit, die am Aschermittwoch (5. März) beginnt und mit dem Karsamstag (19. April) endet. Kirchgemeinden laden in dieser Zeit zu Passionsandachten, Passionsgottesdiensten und Passionsmusiken ein, teilte die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens am Montag in Dresden mit. Das traditionelle Fasten in der Passionszeit wird auch in diesem Jahr durch besondere Fastenangebote begleitet. Der Aschermittwoch wird in Sachsen zugleich als Frühjahrsbußtag gefeiert, an dem Abendgottesdienste und Andachten stattfinden.
In diesem Jahr geht der Blick zu Beginn der Passionszeit am Aschermittwoch zur Kulturhauptstadt nach Chemnitz. Am dortigen Friedenstag, der jedes Jahr am 5. März begangen wird, erfolgt in einem Ökumenischen Gottesdienst in der St. Jakobikirche um 19:30 Uhr die Übergabe des Nagelkreuzes von Coventry. Damit ist die Stadt- und Marktkirche St. Jakobi das erste ökumenische Nagelkreuzzentrum in Chemnitz und erinnert an deren Zerstörung vor 80 Jahren und an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Am Gottesdienst wird Landesbischof Tobias Bilz teilnehmen, Dekan John Witcombe aus Coventry wird die Predigt halten.
Neben vielen denkwürdigen Veranstaltungen zum Friedenstag unter der Maxime »Versöhnung und Demokratie« möchte die Kulturkirche2025 mit ihrem Programm ein Zeichen für die Verbindung von Kunst und Spiritualität setzen. Das Projekt »Interventionen zur Passion« verbindet Chemnitz mit der Kulturhauptstadtregion und verweist auf die Tradition der Flügelaltäre und Hungertücher. So werden Altäre ausgewählter Kirchen zu Beginn der Passionszeit durch zeitgenössische Kunstwerke verhüllt. Die Werke entstanden im Austausch der Künstler mit der Gemeinde und im Dialog mit Architektur und Ikonografie der Kirche. Am Ende der Passionszeit wird der Altar der Kirche wieder sichtbar und für das Fest der Auferstehung (Ostern) vorbereitet.
Altarwandlungen und -verhüllungen
Auf das Projekt der Kulturkirche bezogen, sind neun Kirchen in acht Orten an den Präsentationen beteiligt. In manchen Kirchen beginnen die Vorstellungen von zeitgenössischer Kunst mit einer Vernissage. Neben der alten Tradition der Altarwandlung, in dem die Festtagsansicht durch das Schließen von zwei Altarflügeln zur sogenannten Fastenansicht vollzogen wird, gibt es die Tradition, mit großen Fastentüchern (sog. Hungertüchern) den gesamten Altarbereich zu verhängen. Berühmtestes Beispiel in Sachsen sind die Zittauer Fastentücher. Diese Tradition greifen nun modernere Tuchgestaltungen und Installationen auf.
So wird am 5. März um 18 Uhr in einer Veranstaltung im Zwickauer Dom vor dem berühmten Wolgemut-Altar mit dem Wiener Künstler Michael Endlicher die Ausstellung eröffnet. Dem folgt immer mittwochs um 17 Uhr eine Betrachtung zu Kunst und Passion in Wort und Bild. Vorträge über Altarverhüllungen ergänzen die Angebote in der Passionszeit an diesem Ort. Ebenfalls am Aschermittwoch wird im Freiberger Dom eine Vernissage um 19:30 Uhr in das Werk des Chemnitzer Künstlers Michael Morgner ECCE HOMO einführen. Erstmalig 2023 wurde im Rahmen der Intervention zur Passion der Kulturkirche2025 damit der Altar des Domes verdeckt. Nun erfolgt die Präsentation des dritten Tuches, was erneut in der Kooperation mit dem Purple Path, einem der Hauptprojekte der Kulturhauptstadt Chemnitz2025, stattfindet. Traditionell erklingen im Dom jährlich die Passionsmusiken Johann Sebastian Bachs oder seiner Zeitgenossen.
Hintergrund: Sächsischer Frühjahrsbußtag am Aschermittwoch
Der Frühjahrsbußtag am Aschermittwoch ist in Sachsen auch über die Reformation hinaus von den zahlreichen Bußtagen der damaligen Kirche erhalten geblieben. Seit 1830 gibt es nur noch zwei Landesbußtage im Frühjahr und Herbst. In Sachsen ist der Buß- und Bettag im Herbst ein staatlich geschützter und arbeitsfreier Feiertag geblieben und bildet gleichzeitig den Abschluss der FriedensDekade. Der Frühjahrsbußtag, seit 1996 auf Aschermittwoch festgelegt, ist im Gesetz über Sonn- und Feiertage im Freistaat Sachsen ausdrücklich als religiöser Feiertag genannt. Der Frühjahrsbußtag öffnet den Raum, Gott Klagen und Bitten angesichts der aktuellen Ereignisse zu benennen sowie Sünden zu bekennen und zu beichten.
Andachten in der Passionszeit
Am Aschermittwoch, 5. März, wird um 18 Uhr neben Andachten oder Abendmahlsgottesdiensten, so beispielsweise in Dresden-Tolkewitz (Bethlehemkirche), Großenhain, Leipzig-Lindenau, Riesa und Wernesgrün, auch zu Ökumenischen Abendgottesdiensten eingeladen, wie in die Lutherkirche Radebeul, um 19 Uhr in die katholische St. Josefkirche in Dresden-Pieschen oder in die St. Petruskirche in Strehlen mit den evangelischen Nachbargemeinden. Im Gemeindehaus gibt es anschließend Begegnung und Gespräch beim Essen einer einfachen Gemüse- oder Fischsuppe. Ebenfalls ökumenisch feiert um 19 Uhr die Dresdner Neustadt in der St. Martinskirche (ehem. Garnisonskirche). Um 19:30 Uhr gibt es in der Leipziger Peterskirche eine Andacht mit Austeilung des Aschekreuzes. Im weiteren Verlauf der siebenwöchigen Passionszeit bis zum Osterfest bieten viele Kirchgemeinden regelmäßig, meist wöchentlich, Passionsandachten ab 18 Uhr an. Im erzgebirgischen Mildenau lädt die Kirchgemeinde jeweils 19:30 Uhr in das Pfarrhaus zu fünf Bibelabenden in der Passionszeit ein. Unter dem Stichwort DAS KREUZ beginnen die Treffen am 6. März und werden ab 20. März jeweils donnerstags bis zum 10. April fortgeführt.
Angebote zum Fasten in der Passionszeit
»Luft holen! Sieben Wochen ohne Panik« lautet das Motto der bundesweiten evangelischen Fastenaktion »7 Wochen Ohne«. Die Eröffnung wird als ZDF-Fernsehgottesdienst am 9. März 2025 um 9:30 Uhr aus der St. Martinskirche in Nienburg/Weser live übertragen. Die Aktion, die am 5. März beginnt, verweist auf die schier atemlose Zeit, in dem viele Menschen leben. Immer schwerer scheint es, ruhig zu atmen und sich vielfacher Überwältigung zu entziehen. Dabei brauche die Suche nach den Quellen des Trostes und der Freude Zeiten des Luftholens. In den Fastenwochen zwischen Aschermittwoch und Ostern lädt »7 Wochen Ohne« seit 1983 Menschen aller Altersgruppen ein, innezuhalten und den Blick auf den Alltag zu verändern: für sich allein, in Familien oder als Fastengruppe. https://7wochenohne.evangelisch.de/
Die zentralen Elemente der Aktion sind wieder der Tageswand- und der Tagestischkalender der edition chrismon. Mit sieben Wochenthemen wird durch die Aktion 2025 geführt. Das Themenheft ZUTATEN bietet darüber hinaus Material für die Arbeit in der Gemeinde und Hintergrundtexte zur Aktion. Neu in diesem Jahr ist ein Journaling-Buch zur Fastenaktion mit Kreativaufgaben und Platz für eigene Gedanken.
Ein Ökumenisches Fastenzeitseminar im Bildungsgut Schmochtitz bei Bautzen thematisiert in vier Teilen mit der Katholischen Erwachsenenbildung den Umgang mit Brandmauern, Abgrenzung und Grenzen. Die Veranstaltungsreihe startet am 10. März um 19:30 Uhr und beleuchtet das Thema aus gesellschaftlicher Sicht mit Frank Richter als Gesprächspartner. An den drei darauffolgenden Montagen (17./24./31. März) wird mit Dr. Harald Lamprecht (Dresden) die sozialogisch-kirchliche Sicht und mit Pfarrer Dr. Michael Kleiner (Pfarrgebiet Bautzen) die biblische Sicht fortgesetzt. Am 31. März gibt es zum Abschluss einen Filmabend.
Die Schwesterkirchgemeinden am Spiegelwald im Erzgebirge bieten ab dem Aschermittwoch bis in die Karwoche jeden Mittwoch um 19:30 Uhr Fastenandachten in der St.-Nicolai-Kirche in Grünhain an (16. April in Waschleithe, Alte Straße 1). Sie folgen einer festen Liturgie, manchmal musikalisch begleitet, manchmal in bewusster Stille. Jede Andacht dauert nicht länger als 15 Minuten und wird zumeist von Ehrenamtlichen gestaltet.
Ökumenische Exerzitien im Alltag
Das Haus der Stille in Grumbach hatte bereits vom 24.2.-2.3. zu behutsamen Fasten-Retraiten eingeladen. Am Aschermittwoch folgt ein Stiller Tag, bevor vom 10. bis 14. März zu einem Kurs »Verwundet bin ich und aufgehoben.« (Pierre Stutz) Retraite eingeladen wird. Darüber hinaus bietet das Haus der Stille eine gemeinsame Feier der Kar- und Ostertage an. https://www.haus-der-stille.net/veranstaltungen Exerzitien im Alltag unter dem Motto »WAHRnehmen« werden in der Passions- und Fastenzeit als Online-Angebote durchgeführt. Zuvor gab es Informationsabende. Während der vierwöchigen Online-Exerzitien finden jeweils fünf verbindliche Gruppentreffen in Dresden und Leipzig statt. https://www.exerzitien-im-alltag.de/
Passionsmusiken und Konzerte
Die Passionszeit ist eine kirchenmusikalisch bedeutsame Zeit, in der zahlreiche Konzerte und Werke mit Bezug zur Passionsgeschichte aufgeführt werden. Insbesondere die Johannespassion und die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach gehören in Sachsen traditionell dazu. Die großen Chor- und Orchesterwerte werden vornehmlich in der zweiten Hälfte der Passionszeit aufgeführt, aber in Leipzig-Connewitz feiert die Paul-Gerhardt-Kirche am 5./6. März ihr 125-jähriges Kirchweihfest, welches von der dortigen Kantorei zum Anlass genommen wird, die Bachsche Matthäuspassion aufzuführen. Sie erklingt am 5. März um 18 Uhr in der Paul-Gerhard-Kirche und am 6. März um 17 Uhr in der Emmauskirche Sellerhausen, die ebenfalls zur Kirchgemeinde im Leipziger Süden gehört.
In Dresden wird die Johannespassion von J.S. Bach am Gründonnerstag, 17. April, um 18:30 Uhr und am Karfreitag,18. April, um 16 Uhr in der Kreuzkirche durch den Dresdner Kreuzchor und die Dresdner Philharmonie unter Leitung von Kreuzkantor Martin Lehmann aufgeführt. Ebenfalls am Karfreitag zur gleichen Zeit führt in der Dresdner Neustadt der Bachchor die Johannespassion in der Martin-Luther-Kirche auf. Unter Frauenkirchenkantor Matthias Grünert bringen der Kammerchor der Frauenkirche und das ensemble frauenkirche dresden das Werk am Karfreitag um 20 Uhr in der Akustik der Dresdner Frauenkirche zum Klingen.
In Leipzig ist am 17. April um 19 Uhr die Bachsche Matthäuspassion in der Thomaskirche mit dem Thomanerchor und dem Gewandhausorchester unter Leitung von Thomaskantor Andreas Reize zu erleben. Am Vormittag des Karfreitags wird Landesbischof Tobias Bilz im Gottesdienst in der Thomaskirche (9:30 Uhr) predigen, bevor am Abend der Thomanerchor um 19 Uhr erneut die Matthäuspassion aufführt. In der Leipziger Nikolaikirche erklingt zuvor um 18 Uhr die Bachsche Johannespassion in der Fassung des Jahres 1725.
In Chemnitz führt KMD Siegfried Petri mit der Kantorei am Karfreitag,18.April, um 19 Uhr in der St. Petrikirche die Johannespassion von J.S. Bach auf. Der Domchor St. Marien in Zwickau präsentiert zuvor zusammen mit den Clara-Schumann-Philharmonikern im Dom um 17 Uhr ebenfalls die Johannespassion und im vogtländischen Auerbach erklingt das Werk unter Leitung von KMD Ulrich Meier um 19:30 Uhr in der St. Laurentiuskirche. Weitere Orte mit der Aufführung der Johannespassion sind u.a. zur Sterbestunde Jesu um 15 Uhr die Taborkirche Leipzig-Kleinzschocher, die Lutherkirche Radebeul und Dresden-Briesnitz.
Während der gesamten Passionszeit kommen natürlich auch andere Chor- und Orchesterwerke bzw. Passionsmusiken in den Kirchen Sachsen zur Aufführung, beispielsweise von Antonín Dvoøák „Stabat Mater“ mit der Aufführung in der Pirnaer Marienkirche am 5. April um 16 Uhr oder am 18. April die Markus-Passion von Hans-Jürgen Lommatzsch in Pauluskirche Zwickau (15 Uhr) und die Johannespassion von Johannes Weyrauch in der Versöhnungskirche Gohlis um 18 Uhr.
Glaubenskurse
Mit Beginn des neuen Jahres haben in zahlreichen Kirchgemeinden wieder Glaubenskurse begonnen, die häufig mit dem Osterfest enden. So trifft man sich beispielsweise in Leipzig-Lindenau im Pfarrhaus der Nathanaelgemeinde zum FrühstücksAlphakurs. Weitere Glaubenskurse sind beispielsweise in Freiberg im Gemeindehaus der Jakobigemeinde (Dresdner Str. 3), in Rodewisch an sieben Abenden zu verschiedenen Themen oder wie jedes Jahr in Dresden im gemeinsamen Angebot der Frauenkirche mit der Kirchgemeinde Johannes-Kreuz-Lukas in der Passionszeit. Anfang Februar begann die Kursreihe unter dem Titel »Herkunft prägt – Jesus« am 4. Februar. Am Ende dieses Kurses besteht die Möglichkeit, sich in der Osternacht taufen zu lassen. Das Landesjugendpfarramt fördert zu dem Jugendglaubenskurse und Jugendwochen in der Landeskirche.
Kreuzwege und Jugendgottesdienste in der Passionszeit
Zum Ende der Passionszeit, meist zu Beginn der Karwoche, organisiert die Evangelischen Jugend in den Regionen Jugendkreuzwege, die häufig ökumenisch begangen werden. So sind am 11. April ein Kreuzweg der Jugend mit Treffpunkt in der St. Jakobikirche in Stollberg, am 13. April ein ökumenischer Kreuzweg für den Frieden von der Marienkirche Zittau, Kreuzwegandachten am 14./15. April im ostsächsischen Göda (St. Peter und Paul Kirche) und in der Dresdner Dreikönigskirche sowie an vielen anderen Orten wie in Riesa oder in Strahwalde. Ebenfalls am Karfreitag gibt es Kinderkreuzwege wie in Chemnitz-Markersdorf.
Zschorlau startet in die Passionsspielzeit
Bereits im letzten Jahr begannen die Vorbereitungen auf das diesjährige Zschorlauer Passionsspiel, das pandemiebedingt zweimal ausfallen musste und nach mittlerweile zehn Jahren wieder zahlreiche Besucherinnen und Besucher anlocken wird. Derzeit bereiten sich rund 180 Laienspieler auf die acht Aufführungen von Karfreitag bis Sonntag, 27. April, in der Sport- und Spielhalle des Erzgebirgsortes vor. Seit der Premiere am Karfreitag 2000 haben insgesamt ca. 27.100 Zuschauer die bisherigen 38 Aufführungen des Passionsspieles besucht. https://www.passionsspiel-zschorlau.de/
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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