Liebe Britta,
wenn ein Land derart gespalten ist, müsste man sich normalerweise vor dem großen Schießen zusammensetzen und gemeinsam nach einer Lösung suchen. Organe und Plattformen dafür hat es sicher gegeben / OSZE, UNO uä.
Hinsichtlich des "feindlichen Militärbündnisses" hätte man seitens Russlands auch auf die Idee kommen können, es eben schlicht nicht mehr als feindlich anzusehen, sondern die diversen Partnerschaftsangebote anzunehmen und auch die G8-Mitgliedschaft als Chance anzunehmen. Die Zusammenarbeit zwischen RUS und den USA zB. bei Weltraumprojekten funktionierte sogar richtig gut (ISS). Dass die USA nach der Errichtung eines Rakentenschirmes über Osteuropa einen atomaren Erstschlag gegen Russland ausführen - 20 oder wieviel Jahre nach der Wende - das glauben hoffentlich nur ganz eingefleischte Pessimisten. Russland hätte ja seine problematische Rolle in der Vergangenheit Osteuropas auch schlicht akzeptieren und sagen können: "Sorry, dass auch wir uns häufig bei euch bedient und eure Souveränität missachtet haben - besonders zu Zeiten des Hitler-Stalin-Paktes - aber ihr werdet merken, dass das heutige Russland ein anderes ist - und der Raketenschirm Geldverschwendung ist. Aber baut ihn auf, wenn ihr meint."
Aus der Rückschau entscheidet es sich immer leichter. Aber in dieser Situation sind wir eben leider nie. Sicher war es gut, dass Deutschland im Irak und in Libyen und in Vietnam nicht dabei war. Andererseits: Vielleicht hätte früheres Engagement in Jugoslawien manches Leben gerettet. Damals standen Blauhelme daneben und haben sich ua. einen Massenmord an Muslimen angeschaut, an den in Srebrenica jährlich gedacht wird. Sie hatten nicht das Mandat, dagegen vorzugehen. Und als dank der Nato selbige Tragödie im Kosovo verhindert wurde, habe ich schon auch ein wenig aufgeatmet.
Nur - man weiß es eben nicht vorher. Und es kann sein, dass sich Eingreifen oder Nichtstun gleichermaßen als richtig oder als falsch erweist. Und als Politiker muss man trotzdem Entscheidungen treffen. Das macht die Zukunft riskant - aber eben auch spannend.
Schöne Grüße,
Manuel
Ukraine dabei zu sein, retrospektiv sieht Geschichte manchmal ganz anders aus als prospektiv. Oder würden Sie als Mann Ihren Ehrgeiz im Extremfall darin sehen, westliche Werte mit Ihrem Leben in der Ukraine zu verteidigen?
Nachdenkliche Grüße
Britta
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