Leipzig erinnert an die friedliche Revolution von 1989
Leipzig erinnert jedes Jahr am 9. Oktober an die entscheidende friedliche Massendemonstration in der DDR. Zum 35. Jahrestag setzen Künstlerteams die Protestroute von 1989 in Szene. Bundeskanzler Scholz hält die Festrede.Das überdimensionale Tor auf dem Leipziger Wilhelm-Leuschner-Platz steht für Freiheit und Grenzöffnung. Sechs Meter breit und vier Meter hoch ist die Licht- und Klanginstallation „Passage“ des französischen Künstlerkollektivs Fils de Créa. Das Kunstwerk aus rund 500 recycelten Lampen und Leuchten wurde eigens für das „Lichtfest Leipzig“ konzipiert, mit dem am Mittwoch der 35. Jahrestag der friedlichen Revolution gefeiert wurde. Das Werk steht für die vielfältigen Erfahrungen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen von 1989 und ist eine von 20 Kunstinstallationen zum Jubiläum.
Mit einem Festakt im Gewandhaus, einem Friedensgebet und einem abendlichen Lichtfest hat Leipzig am Mittwoch an die friedliche Revolution vor 35 Jahren und die entscheidende Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989 erinnert. Damals gingen mehr als 70.000 Menschen auf die Straße, die DDR-Staatsmacht griff nicht ein. Wenige Wochen später fiel die Berliner Mauer.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) warnte in seiner Festrede vor Geschichtsmissbrauch. So sei der Slogan „Wir sind das Volk“ in die Geschichte eingegangen. Unerträglich sei, „wie schäbig Populisten und Extremisten“ diese Worte heute missbrauchten. Scholz kritisierte die „unerträgliche Verachtung für den Mut der Protestierenden von Leipzig damals, wenn sich heute die Feinde der Demokratie auf den 9. Oktober berufen, um unsere Demokratie zu bekämpfen“.
Das Erbe der friedlichen Revolution gebiete außerdem, sich für die Freiheit der Ukrainerinnen und Ukrainer einzusetzen, für ihr Recht auf Demokratie und für ihr Recht auf Frieden, sagte Scholz mit Blick auf den Angriffskrieg Russlands. An den Feierlichkeiten in Leipzig nahm auch der Bürgermeister der ukrainischen Partnerstadt Kiew, Vitali Klitschko, teil.
Beim Abendgebet in der Nikolaikirche rief Sachsens evangelischer Landesbischof Tobias Bilz dazu auf, im Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit nicht nachzulassen. Die alles entscheidende Montagsdemonstration sei „ein guter Tag“ gewesen. „Deshalb setzen wir auch heute darauf, dass Gott solche Überraschungsmomente schafft und schenkt, in denen sich die Chance auf Frieden auftut“, sagte Bilz in seiner Predigt.
Die friedliche Revolution könne allerdings nicht ohne die Erinnerung an den brutalen Angriff der Hamas auf Israel gefeiert werden und nicht ohne Kritik an dem „aufbrechenden Antisemitismus dieser Tage auch in unserem Land“. Zudem dürften die „täglichen Opfer der Angriffe Russlands auf die Ukraine“ nicht vergessen werden, mahnte Bilz.
Nach dem festlichen Friedensgebet wurde im Beisein von Bundeskanzler Scholz und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) auf dem Augustusplatz das „Lichtfest Leipzig“ eröffnet. Entlang des Innenstadtrings auf der historischen Demonstrationsroute waren Projektionen, Sound, Tanz und Performance zu erleben.
Die Stadt Leipzig plant in Erinnerung an die friedliche Revolution ein Freiheits- und Einheitsdenkmal. Mit dem Bau in einem Park auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz soll voraussichtlich im Oktober 2025 begonnen werden.
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