Wie sich die Landeskirche Sachsens verändern könnte
Landessynode berät über Veränderungsvorschläge der Kirchenleitung im Prozess „Kirche im Wandel“: Zahl der Kirchgemeinden und Kirchenbezirke soll stark reduziert werden.
Auf der Frühjahrssynode in Dresden sind erstmals Skizzen für mögliche Kirchenstrukturen der Zukunft vorgestellt worden. Kern sind mögliche verändert zugeschnittene Kirchenbezirke, mehr Mitbestimmungsrechte und Gestaltungsmöglichkeiten der Gemeinden vor Ort, aber auch ihre zahlenmäßige Reduktion.
Erarbeitet und vorgestellte wurde das Papier von der Arbeitsgruppe „Kirche im Wandel“. Die AG war von der Kirchenleitung im Mai 2024 eingesetzt worden. Kernmotto ist laut Oberlandeskirchenrat Burkart Pilz „Einheit wahren, Freiheit gewähren, Solidarität üben.“
Der fachliche Kern geht von mehreren Konzentrationen aus. Zum einen bezüglich nur noch einer gemeindlichen Rechtsstruktur. „Wir fokussieren uns künftig auf nur noch eine Differenzierung: die Ortsgemeinde (im Wortsinn: die Gemeinde vor Ort) als kleinere Einheit vor Ort und die darüber liegende Kirchgemeinde als Körperschaft des öffentlichen Rechts und größere Strukturklammer. Beide Formen erhalten eine Rechtsordnung, entsprechende Funktionszuschreibungen sowie ein inhaltliches und geistliches Profil“, heißt es unter anderem in dem Papier.
Allerdings soll der Gemeindebegriff weiter gefasst werden. Die AG verspricht sich davon eine variable und vielfältige Landschaft von kirchlichen Orten: „In unseren Überlegungen und Beratungen zeichnet sich ab, dass wir unter diesem Begriff der Ortsgemeinde künftig ausdrücklich auch Initiativen und Gemeinden an sogenannten ,dritten Orten' verstehen wollen und unser gewachsenes Parochialverständnis damit weiten und ergänzen. Das können z.B. Schulgemeinden an evangelischen Schulen sein, Studierendengemeinden, Initiativen oder Gemeinden in diakonischen Einrichtungen, besondere sogenannte Profilgemeinden oder auch diakonische oder missionarische Projekte.“
Ein wesentliches Element der Reformpläne ist die Verschlankung der Verwaltung, so Pilz. Auch die Gremienfülle, die „zu einer gewissen Übermüdung“ geführt habe, müsse zurückgefahren werden.
Die Axt angelegt wird an der mittleren Kirchenebene. „Wir denken, dass die mittlere Ebene der Landeskirche neu gefasst und die Zahl der Kirchenbezirke deutlich reduziert wird soll“, so Oberlandeskirchenrat Pilz. „Die Aufgaben und Funktionen der sogenannten mittleren Ebenen müsste mit so einem Schritt natürlich neu beschrieben werden. Denkbar wäre, so der Vorschlag, die jetzt schon vorgeformten Bereiche der Regionalkirchenamtsbezirke Chemnitz, Leipzig, Dresden zu verwenden. Die Bereiche decken eine seit Jahren eingeführte regionale Verwaltungseinheit ab. Die dann deutlich geringere Zahlen der Ephoren müsste natürlich bei einem solchen Weg eine stärkere Einbindung in landeskirchliche Entscheidungen erhalten.“
Ebenfalls angeregt wird eine neue Bestimmung im Verhältnis von Ehrenamt und Hauptamt. So sei „die Aufgabe des hauptamtlichen Dienstes in der Verkündigung grundlegend von den Bedürfnissen und Notwendigkeiten ehrenamtlichen (oder: nebenamtlichen) Verkündigungsdienstes her zu denken“.
Wie geht es weiter? Der Abschlussbericht soll bis zum Jahresende 2025 vorgelegt werden. Bis dahin sind laut Pilz noch möglichst vielfältige Stimmen zu hören. Bereits kommende Woche sollen Gespräche mit verschiedenen Berufsgruppen stattfinden. Am 14. und 18. August wird es, einmal in Zwickau, einmal in Radebeul, sogenannte Resonanztreffen vor allem mit Kirchvorstehern geben. Schon am Start sind eine eigene Website „Kirche im Wandel“ und eine E-Mailadresse für Anregungen und Nachfragen.
„Lassen Sie uns einladend, fröhlich und einigermaßen lustvoll daran arbeiten“, so Pilz abschließend. „Aber: Wir brauchen ein gewisses Tempo.“
Logo Kirche im Wandel © EVLKS
Landesbischof Tobias Bilz sprach hinsichtlich des bevorstehenden neuen Reformpapiers von einem „Klärungsprozess, der ans Licht bringen muss, wie Gemeinde und Kirche selbst, aber auch darüber hinaus wie Gemeinde und die Kirche zunächst wahrgenommen wird und was die Menschen vielleicht verstärkt wahrnehmen müssen. Danach muss geklärt, geprüft und entschieden werden, was für die Zukunft entschieden werden soll. Zum Gelingen dieses Prozess wird wesentlich beitragen, ob es uns gelingt, im Kleinen wie im großen und auf viele Arten dazwischen immer wieder als Gemeinde zu verstehen“. Dafür brauche es bei weiteren Transformationsschritten eine verstärkte Aufmerksamkeit. Er räumte ein: „Ich meine, wir haben hier etwas nachzuholen.“ Kleine örtliche Gemeinden wiederum brauchten eine Erweiterung ihres „Körpergefühls“, um ihre Lebensfähigkeit nicht zu verlieren. Eine einzelne Zelle kann ohne den Organismus nicht sein, ein Organ nicht ohne den Kleinen.
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