Lieber Paul,
die Sondereinheit war gefordert gegen kriminelle Asylsuchende. Würden Sie, wenn Sie gerade Leib und Leben gerettet hätten oder auch, wenn Sie sich "nur" ein besseres Leben erhofften, in dem Land, von dem Sie Aufnahme begehren, kriminell werden? Und das hat nicht mit Unkenntnis unseres Rechtssystems zu tun, sondern mit Mißachtung desselben! Es handelt sich oftmals um Menschen aus archaischen Kulturkreisen, von denen verlange ich, daß sie sich hier anpassen, wenn sie hier bleiben wollen und nicht umgekehrt (wo alteingesessene Frankfurter zum Wegzug aufgefordert wurden). Eine konsequente Abschiebepraxis, wenn das Verfahren abschlägig beschieden ist, ist zu begrüßen, das schafft Kapazitäten für jene, die wirklich auf der Flucht sind. Wenn die Exekutive dauernd auszutricksen ist, nimmt sie beizeiten niemand mehr ernst - der Weg zur Anarchie... Und daß das Camp vor der Semperoper geräumt wurde, finde ich absolut in Ordnung - ich zelte dort auch nicht, wenn mir was nicht paßt! Vielfach wird behauptet, die ...gidas instrumentalisieren Menschen. Was war mit dem Camp? Ohne die linksgrünen Organisatoren ist sowas nicht haltbar! die Probleme, wo die ...gidas momentan den Finger in die Wunde legen, sehe ich auch. Ich wehre mich dagegen, als instrumentalisiert bezeichnet zu werden, da das suggeriert, ich könne mir keine eigene Meinung bilden. Ich wehre mich da so dagegen, wie sich B-Theologen gegen den Vorwurf der (unbewußten) Instrumentalisierung zur Zerstörung des Christentums wehren (Sie erinnern sich?).
In der Natur war es immer nötig, daß sich Gruppen, ob sie nun Rudel, Herde, Familie, Gemeinde, Nation nennen, zusammenfinden. Warum sollte ich dann, die Gruppe, zu der ich gehöre, nicht mögen?
Das schlimmste Verbrechen: Konsumverweigerung - natürlich, ich stimme Ihnen da voll zu. Das kann weltpolitisch sogar gefährlich werden (Sie wissen, was mit Staaten passiert, die sich dem Weltfinanzsystem entziehen, gestern und heute, dazu gibt es ja auch entsprechende Äußerungen von Churchill bis Strauss-Kahn). Aber wissen Sie was, ich halte den ungebremsten Konsum sogar für die größte Umweltverschmutzung, eine gnadenlose Verschwendung von Ressourcen und Lebenszeit.
Fehler der Vergangenheit sind nunmal geschehen, wobei ich nun nicht alles mir oder der Kulturgruppe, der ich angehöre, zurechne. Was wir tun können? Versuchen, neues Unrecht zu verhindern. Dazu gehört aber garantiert nicht: Abziehen von wirklichen Fachkräften aus Entwicklungsländern, Destabilisierung des eigenen Umfelds durch Anarchie und selektive Exekutive oder Förderung von angeblich das Böse bekämpfenden bösen Gruppen (Sie haben sicher von den Raubüberfällen auf die Legidateilnehmer gehört - sowas ist mit keinem noch so hehren Ziel zu rechtfertigen, das sind einfach nur billige Verbrechen von billigen Verbrechern ausgeübt).
Lieber Paul, Ihre An-Archie ist nicht das, was ich unter Anarchie verstehe. Das ist eine Symbiose und Symbiosen laufen durchaus auch nach Regeln ab. Und Sie wissen ja, trotz allem Genörgel bringe auch ich bestimmte Begabungen ein, wir haben jetzt ein tolles Projekt zu 420 Jahren Kantorei angerollt, bin gespannt, ob das gelingt. (Manchmal leite ich auch einen Herrschaftsanspruch daraus ab: wenn ich was mache, lasse ich mir dann nicht von allzu vielen reinreden, sonst wirds nämlich nie was!) Ich schöpfe sogar Gewinn daraus: man lernt immer was dazu und natürlich die Genugtuung, wenn es funktioniert. (Sie können ja die Rede dazu halten, denn das kann ich wiederum nicht so gut :-))
Also, bleiben wir ein Leib in einem unmöglichen Glauben!
Herzlich
Ihre Britta
Letzte Zuflucht Kirchenasyl
Der Streit um das Kirchenasyl wird erbittert geführt, hat aber keinen Einfluss auf die Zahlen: Die Flüchtlinge in der Kirche werden immer mehr. Nur in Sachsen ist das anders.Es war nur eine kleine Mitteilung an die Lokalpresse in Bautzen, doch das Medieninteresse war gewaltig – und für die Kirchgemeinde überraschend. Sie bietet einer iranischen Familie in ihren Räumen Schutz vor der drohenden Abschiebung, doch das zu einer Zeit, in der das Kirchenasyl von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) scharf kritisiert, ja »prinzipiell und fundamental« abgelehnt wird. »Wir hätten es besser nicht öffentlich machen sollen«, sagt Pfarrer Jörg Sirrenberg von der Kirchgemeinde Bautzen-Gesundbrunnen wenige Tage später. Etliche Anfragen von Presse, Funk und Fernsehen habe es gegeben. »Ich hatte gedacht, wenn eine Öffentlichkeit da ist, wäre es besser. Doch jetzt möchten wir die Familie davor schützen«, so der Pfarrer.
Der kirchliche Schutz für Flüchtlinge sorgt in Deutschland gerade für heftige Diskussionen. Grund dafür sind die rasant gestiegenen Zahlen: Waren es Anfang 2014 noch bundesweit 34 Fälle, so hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirchenasyl in dieser Woche schon 226 Fälle mit über 400 Personen gezählt. Parallel steigen auch die Flüchtlingszahlen enorm an.
Die Kirchen wollen an dieser Asyltradition festhalten, um Härtefälle überprüfen und Menschlichkeit zum Zuge kommen zu lassen. Der Bundesinnenminister hält dagegen, die Kirchen würden das Asyl missbrauchen und sich über geltendes Recht stellen.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erwägt unterdessen eine Verschärfung der Regelungen für die sogenannten Dublin-Fälle, den Großteil der Kirchenasyle: Dabei sollen Flüchtlinge in das EU-Land zurückgeschickt werden, in das sie zuerst eingereist sind. Um ein Asylverfahren in Deutschland zu erhalten, mussten sich Flüchtlinge bislang mindestens sechs Monate im Land aufhalten. Dabei half das Asyl in der Kirche, die Frist zu überstehen. Nun könnte sich diese Wartefrist für Menschen im Kirchenasyl auf 18 Monate verlängern. Der Druck auf das Kirchenasyl würde für Flüchtlinge und Gemeinde größer.
Von steigenden Zahlen im Kirchenasyl kann in Sachsen keine Rede sein. So ist der Fall von Bautzen das erste öffentlich gewordene Kirchenasyl seit langer Zeit. In den letzten fünf Jahren habe es überhaupt nur drei Fälle, sogenannte »stille Kirchenasyle« gegeben, sagt der Ausländerbeauftragte der sächsischen Landeskirche, Albrecht Engelmann. Die Kirchgemeinden informierten lediglich ordnungsgemäß die Behörden, sonst niemanden. Doch auch bei den wenigen Einzelfällen kommt Kritik aus dem sächsischen Innenministerium. Die Gemeinden hätten mit dem Kirchenasyl »gezielt die vollziehbare Ausreisepflicht unterlaufen«, heißt es. Dabei war das Ende der Fälle nicht immer positiv: Ein Fall sei noch nicht entschieden. Ein Mann habe den Druck im Kirchenasyl nicht ausgehalten und sei untergetaucht. Und ein Mann sei von Sachsen nach Berlin ins Kirchenasyl gewechselt, wo er jetzt die Aufenthaltserlaubnis bekommen habe, berichtet Engelmann.
Warum es in Sachsen kaum Kirchenasyl gibt, weiß Albrecht Engelmann nicht genau. »Vielleicht weil die Gemeinden andere Lösungen mit den Behörden suchen«, meint er. Oder weil sie das Risiko der Konfrontation mit dem Staat scheuen?
»Kirchen sind Orte der Religionsausübung und der religiösen Begegnung, aber keine rechtsfreien Räume«, sagt dazu eine Sprecherin des Innenministeriums. Wie die Rechtsdurchsetzung in kirchlichen Räumen Sachsens im Einzelfall gestaltet werden könne, werde im Zusammenspiel mit dem jeweiligen Pfarrer geklärt. Für den kirchlichen Ausländerbeauftragten Albrecht Engelmann klingt das nach »einer neuen Denkart«, seitens der Behörden »eine gute Kommunikation aufzubauen«. »Ich verstehe das als Gesprächsangebot«, so Engelmann.
Liebe Sonntagsredaktion,
das mit dem Schwafeln habe ich wieder über mich selbst geschrieben. Ich finde es sachlich. Sie müssten es also nicht löschen.
Sehr herzlich
Leser "Paul"
Britta schreibt:
05. März 2015, 14:01
Liebe Britta,
Menschen sind Menschen. Und da gibt es solche und solche. Wer Verbrechen begeht, muss dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Aber das, was dort gemacht wurde, stand in keinem Verhältnis zu irgendwelchen Straftaten – das war billiger Populismus.
Auch eine konsequente Abschiebepraxis kann § 1 des GG nicht ignorieren. Es gibt in der EU Länder, in die niemand abgeschoben werden dürfte. Und oft ist es die Dublin-III-Verordnung, die Menschen hier die Aufnahme verbietet. Was, wenn die auch kriminell wäre?
Ich meine nicht, dass alle insturmentalisiert sind, die bei den -gidas mitlaufen. (Das Instrumentalisieren bezog sich auf das Gefühl, nur etwas mitmachen zu dürfen/ sollen, was andere schon beschlossen haben.) (Und natürlich erinnere ich mich – sogar an den, der sich da beschwert hatte.) Natur und Kultur stehen sich aber gegenüber. Und aus der Natur lässt sich kein Deutschland ableiten – oder was verbindet die unterschiedlichen Völker in unserem Land (außer der gemeinsamen Sorgen, dass andere uns unseren schönen Reichtum wegnehmen könnten)? Ich mag die Gruppe, zu der ich gehöre – sehr sogar. Ich liebe die Stadt, in der ich lebe. Bei Sachsen wird es immer schwieriger. Naja, und so weiter.
Ja, die Fehler der Vergangenheit sind nun mal geschehen. Und sie haben Langzeitwirkungen. Und um die zu bekämpfen, müssen wir natürlich – und nur zum Besten für die armen unterentwickelten … (hatten wir: http://a.sonntag-sachsen.de/2013/07/31/franz-nah/comment-page-1/#comment... ff.).
Und ich rechtfertige keine Verbrechen – genauso wenig, wie ich rechtfertige, wenn BürgerInnenrechte von der Gesinnung abhängig gemacht werden.
Zur An-Archie empfehle ich Ihnen dies Büchlein: http://www.jokers.de/3/20129477-1/buch/staat-erziehung-revolution.html – ich hab es allerdings noch nicht gelesen.
Herzlich
Ihr Paul
beim Kirchenasyl wirds euch an nichts mangeln: http://www.huffingtonpost.de/2015/03/06/asylbewerber-prostituierte-pfarr...
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