Paul, manchmal zwingt uns Christus dazu, Farbe zu bekennen. Hier meine Predigt für heute:
Mk 12, 1-12
Und er fing an, zu ihnen in Gleichnissen zu reden: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und zog einen Zaun darum und grub eine Kelter und baute einen Turm und verpachtete ihn an Weingärtner und ging außer Landes. 2 Und er sandte, als die Zeit kam, einen Knecht zu den Weingärtnern, damit er von den Weingärtnern seinen Anteil an den Früchten des Weinbergs hole. 3 Sie nahmen ihn aber, schlugen ihn und schickten ihn mit leeren Händen fort. 4 Abermals sandte er zu ihnen einen andern Knecht; dem schlugen sie auf den Kopf und schmähten ihn. 5 Und er sandte noch einen andern, den töteten sie; und viele andere: die einen schlugen sie, die andern töteten sie. 6 Da hatte er noch einen, seinen geliebten Sohn; den sandte er als letzten auch zu ihnen und sagte sich: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. 7 Sie aber, die Weingärtner, sprachen untereinander: Dies ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten, so wird das Erbe unser sein! 8 Und sie nahmen ihn und töteten ihn und warfen ihn hinaus vor den Weinberg. 9 Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingärtner umbringen und den Weinberg andern geben. 10 Habt ihr denn nicht dieses Schriftwort gelesen (Psalm 118,22.23): "Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. 11 Vom Herrn ist das geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen"? 12 Und sie trachteten danach, ihn zu ergreifen, und fürchteten sich doch vor dem Volk; denn sie verstanden, daß er auf sie hin dies Gleichnis gesagt hatte. Und sie ließen ihn und gingen davon.
Liebe Gemeinde, Jesus stört. Man möchte ihn ergreifen. Man möchte ihn weg haben, denn er stört mit seiner Rede von einem Gott, der denen, die sich als Herren des Weinberges fühlen, ihren Herrschaftsanspruch streitig machen wird.
Der Weinberg gilt schon seit der Zeit der alten Propheten als Bild für das Volk und Reich Gottes, später für die Kirche. Arbeiter im Weinberg des Herrn sein ist eine große Aufgabe. Wer diese Arbeit tut, der sollte sie so tun, das gute Früchte gedeihen.
Unser Gleichnis schließt sich an die Geschichte von der Tempelreinigung an. Jesus hat aufgeräumt. Der Ort, der ein Ort des Gebetes, der Zwiesprache mit Gott sein sollte, war verkommen, ein Ort des Schacherns und des Mammon. Gute Früchte konnten da nicht gedeihen. Wenn das Geld im Kasten klingt... Die Priesterkaste lehrte die Menschen, das sie opfern müssen, dass sie zahlen müssen, um Gott genehm zu sein. Sie wiesen nicht auf die Gnade hin und nicht auf den Glauben, für den ja Abraham steht. Sie wollten, dass die Menschen einen sauberen Kult hinlegten.
Jesus stellte, und damit steht er in der Tradition der alten Propheten, diesen Kult infrage. Indem er ihn infrage stellt, stellt er jene infrage, die ihn zu ihrem Lebensinnhalt machten.
Doch noch trauen sie sich nicht an ihn ran.
Wie gehen wir, als Kirche, auf Jesus ein? Er sprach davon, das diejenigen, die ihm nachfolgen, die sich ihm anvertrauen, die Wahrheit Gottes erkennen werden. Diese Wahrheit, so überliefert es uns Johannes, wird sie frei machen. Das gilt auch für uns. Es geht nicht um äußerliche Rituale, um Festzeiten und Regeln. Es geht um den lebendigen Jesus, der für uns am Kreuz starb, weil ihn die Seinen nicht anerkannten und der um unseretwillen auferstand, damit wir Frieden und Freiheit in Gott, dem Vater finden.
Wir sind befreit zu einem Miteinander, indem wir nicht nach dem fragen, was wir um Gottes Willen leisten müssen, sondern danach, was wir um des Mitmenschen willen leisten können. Offenheit, Liebe und Bereitschaft miteinander Lasten zu tragen, will Jesus in uns wecken. In der letzten Zeit wurde die Frage aufgeworfen, ob Kirche Asylsuchenden Schutz geben darf. Weil wir als Menschen, die Jesus nachfolgen, aus den sterilen Regeln und Normen heraus und in die lebendige Liebe hinein gerufen sind, kann und muss die Antwort hier für uns ja heißen. Auch das gehört zur Arbeit im Weinberg des Herrn. Wir werden mit gelebter Liebe immer Anstoß erregen und von Formalisten nicht verstanden werden. Doch nur, wenn wir auch mal stören, bringen wir andere zum Nachdenken. Ich wünsche uns, das wir davor bewahrt werden, wie einst die Pharisäer und Schriftgelehrten, diese Freiheit, die Jesus schenkt, einer neuen Gesetzlichkeit zu opfern. Amen
o86
Einen gesegneten Sonntag
Gert Flessing
Letzte Zuflucht Kirchenasyl
Der Streit um das Kirchenasyl wird erbittert geführt, hat aber keinen Einfluss auf die Zahlen: Die Flüchtlinge in der Kirche werden immer mehr. Nur in Sachsen ist das anders.Es war nur eine kleine Mitteilung an die Lokalpresse in Bautzen, doch das Medieninteresse war gewaltig – und für die Kirchgemeinde überraschend. Sie bietet einer iranischen Familie in ihren Räumen Schutz vor der drohenden Abschiebung, doch das zu einer Zeit, in der das Kirchenasyl von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) scharf kritisiert, ja »prinzipiell und fundamental« abgelehnt wird. »Wir hätten es besser nicht öffentlich machen sollen«, sagt Pfarrer Jörg Sirrenberg von der Kirchgemeinde Bautzen-Gesundbrunnen wenige Tage später. Etliche Anfragen von Presse, Funk und Fernsehen habe es gegeben. »Ich hatte gedacht, wenn eine Öffentlichkeit da ist, wäre es besser. Doch jetzt möchten wir die Familie davor schützen«, so der Pfarrer.
Der kirchliche Schutz für Flüchtlinge sorgt in Deutschland gerade für heftige Diskussionen. Grund dafür sind die rasant gestiegenen Zahlen: Waren es Anfang 2014 noch bundesweit 34 Fälle, so hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirchenasyl in dieser Woche schon 226 Fälle mit über 400 Personen gezählt. Parallel steigen auch die Flüchtlingszahlen enorm an.
Die Kirchen wollen an dieser Asyltradition festhalten, um Härtefälle überprüfen und Menschlichkeit zum Zuge kommen zu lassen. Der Bundesinnenminister hält dagegen, die Kirchen würden das Asyl missbrauchen und sich über geltendes Recht stellen.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erwägt unterdessen eine Verschärfung der Regelungen für die sogenannten Dublin-Fälle, den Großteil der Kirchenasyle: Dabei sollen Flüchtlinge in das EU-Land zurückgeschickt werden, in das sie zuerst eingereist sind. Um ein Asylverfahren in Deutschland zu erhalten, mussten sich Flüchtlinge bislang mindestens sechs Monate im Land aufhalten. Dabei half das Asyl in der Kirche, die Frist zu überstehen. Nun könnte sich diese Wartefrist für Menschen im Kirchenasyl auf 18 Monate verlängern. Der Druck auf das Kirchenasyl würde für Flüchtlinge und Gemeinde größer.
Von steigenden Zahlen im Kirchenasyl kann in Sachsen keine Rede sein. So ist der Fall von Bautzen das erste öffentlich gewordene Kirchenasyl seit langer Zeit. In den letzten fünf Jahren habe es überhaupt nur drei Fälle, sogenannte »stille Kirchenasyle« gegeben, sagt der Ausländerbeauftragte der sächsischen Landeskirche, Albrecht Engelmann. Die Kirchgemeinden informierten lediglich ordnungsgemäß die Behörden, sonst niemanden. Doch auch bei den wenigen Einzelfällen kommt Kritik aus dem sächsischen Innenministerium. Die Gemeinden hätten mit dem Kirchenasyl »gezielt die vollziehbare Ausreisepflicht unterlaufen«, heißt es. Dabei war das Ende der Fälle nicht immer positiv: Ein Fall sei noch nicht entschieden. Ein Mann habe den Druck im Kirchenasyl nicht ausgehalten und sei untergetaucht. Und ein Mann sei von Sachsen nach Berlin ins Kirchenasyl gewechselt, wo er jetzt die Aufenthaltserlaubnis bekommen habe, berichtet Engelmann.
Warum es in Sachsen kaum Kirchenasyl gibt, weiß Albrecht Engelmann nicht genau. »Vielleicht weil die Gemeinden andere Lösungen mit den Behörden suchen«, meint er. Oder weil sie das Risiko der Konfrontation mit dem Staat scheuen?
»Kirchen sind Orte der Religionsausübung und der religiösen Begegnung, aber keine rechtsfreien Räume«, sagt dazu eine Sprecherin des Innenministeriums. Wie die Rechtsdurchsetzung in kirchlichen Räumen Sachsens im Einzelfall gestaltet werden könne, werde im Zusammenspiel mit dem jeweiligen Pfarrer geklärt. Für den kirchlichen Ausländerbeauftragten Albrecht Engelmann klingt das nach »einer neuen Denkart«, seitens der Behörden »eine gute Kommunikation aufzubauen«. »Ich verstehe das als Gesprächsangebot«, so Engelmann.
Lieber Gert,
danke, daß Du Deine Predigt hier eingestellt hast. Du bringst die Aussage kurz und prezise auf den Punkt(ist das die volle Länge oder für hier gekürzt?)! Auch Du sprichst (ähnlich wie der "böse" Patzelt)davon, daß Christus "aufräumt", weil andere Kulte und Ritualezum Lebensinhalt der Menschen wurden! Da ging es um Tempelreinigung (uns als Leib Christi). Andere prangern (im Namen Christi!) Mondgott- , Buddhapuppen- und Reliquienkult an und werden dafür niedergemacht!
Ich weiß nicht, woran es liegt, bin ich einfach nicht genug philosophisch gebildet, oder was ist es sonst? Eines kann ich auf jeden Falll im Moment nun gar nicht mehr verstehen: Da gibt es doch wahrhaftig Leute, die sich aufregen, daß ander dagegen aufstehen, daß »Krethi und Plethi« uns "bereichern" (auch und hauptsächlich mit Sharia!)! Gleichzeitig philosophieren die selben Typen mit politischen Verrenkungen darüber, daß die bösen Kirchen wirklich Hilfsbedürftigen praktische Hilfe anbieten! Was denn nun?
zu ihrer frage im zweiten abschnitt würde ich sagen, dass es bei ihnen nicht an der mangelnden philosophischen bildung liegt, sondern dass es ein grundsätzlicheres problem ist.
Häh? Ich denke immer, praktisches , konkretes, helfendes Anpacken ist wichtiger als (philosophisches) Rumlamentieren!
es ging um ihre frage. sie fragten, woran es liegt.
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Dito! Wer hat das nicht? Ich weiß, Sie und "Paul" und vielleicht unser verhinderter Oberlehrer nicht!
Aber darum ging nicht oder höchstens nebensächlich! Es ging um Menschen, die wirklich unsere konkrete Hilfe brauchen. Aber das ist nun wiederum für Sie und für den lieben "Paul" Nebensache?l
Ein paar Infos für Philosophen und Mitleser:
http://www.idea.de/nachrichten/detail/thema-des-tages/artikel/kirchenasy...
Britta schreibt:
28. Februar 2015, 22:40
Liebe Britta,
so unter uns: Ich halte Habermas schon für einen bedeutenden Denker der Gegenwart. Und wenn ich mir anschaue, wer ihn alles kritisiert, kann er nicht alles falsch machen. Aber egal.
Ich kann nicht sehen, dass Gehorsam irgendetwas gutes hat. Das hängt mit meinem An-Archie-Verständnis zusammen. Da geht es um Zustimmung. Das geht nicht immer, fordert aber Einsicht. Disziplin ist dann auch richtig. Aber es waren eben viele gehorsame Menschen sehr diszipliniert und haben sich an unvorstellbaren Verbrechen beteiligt.
An-Archie ist nicht Gesetzlosigkeit oder eben das Recht des Stärkeren. Auch nicht ziviler Ungehorsam. Dieser ist nach meiner Überzeugung nur als Ausnahme legitim.
Zur Frage, was praktikabel sei: Wir müssten die Gesellschaft ändern – gut, nicht so praktikabel. Wir könnten Dublin-III beerdigen und Menschen unter humanitären Gesichtspunkten aufnehmen. (Wir könnten aufhören, den Waffenherstellern zu erlauben, ihre Waffen – na gut, auch nicht praktikabel.) Wir als Kirche könnten aufhören, darüber zu streiten, ob Homosexualität denn Sünde sei und uns den tagtäglichen Verbrechen widmen, von denen wir so gut leben – nämlich der weltweiten Ausbeutung (Sie wissen ja, wie hier über die Versuche von fair trade gedacht wird.). Und wir könnten anfangen, in den Fremden Christus zu sehen (Was irgendwie auch traurig ist, weil es ja reichen sollte, in diesen die Menschenschwester/ den Menschenbruder zu sehen.). Ganz wichtig fände ich einen ehrlichen gesellschaftlichen Diskurs über die Gründe (In der aktuellen Ausgabe der Zeit ist ein interessanter Beitrag von Horst Köhler über Afrika – inklusive deutscher Verstrickung.).
Zum Dekalog: Nun, auch da ist wieder mal die Frage: Alles oder Nichts. Die Sozialgesetze im AT sind sehr interessant. Der Boden wird als Erbbesitz zugeteilt – denn das Land gehört Gott. Als solches wird es den Familien gegeben. Und wenn sie es aus Dummheit oder Not verlieren – weil sie es verkaufen müssen, bekommen sie es nach einer Frist zurück. Und es gibt einen festgelegten Schuldenschnitt aller paar Jahre. Da wird alles auf Null gestellt. Alle bekommen 4.000 Euro und es beginnt von vorn. Natürlich ist das wirtschaftsfeindlich. Sozial ist wirtschaftsfeindlich. (Wenn Sie sich die Heute Show anschauen würden, fänden Sie in der letzten einen gar nicht so lustigen Beitrag: Die Oskarverleihung für Niedriglohnarbeiter, die am Aufschwung in Deutschland so vorbildlich beteiligt sind.) Früher galt mal der Spruch: Eigentum verpflichtet. Und ja, es müsste gesetzlich geregelt werden. Und ja, Lobbyismus müsste verboten werden.
Zur Scharia: Da meinen wahrscheinlich alle etwas anderes. Sie haben ja meinen Text für Herrn Rau gelesen – Beobachter oder Teilnehmer. Die Fälle, von denen Sie reden, fallen eindeutig nicht unter das, was erlaubt werden kann. Und hier wären sowohl Staat als Zivilgesellschaft gefordert. Leider ist es so, dass MigrantInnen den Behörden und Institutionen hier misstrauen – und leider nicht immer zu unrecht. Leider ist die Wirklichkeit immer ein wenig komplexer als unser wenig komplexer Beobachter meint.
Liebe Britta, leider nur diese Brocken, zu mehr reicht es im Moment nicht – und ist doch schon wieder mehr als ich wollte.
Herzlich
Ihr Paul
"Wir als Kirche könnten aufhören, darüber zu streiten, ob Homosexualität denn Sünde sei und uns den tagtäglichen Verbrechen widmen"
1. Können wir nicht, da die Bibel und damit Gott da sehr eindeutig sind!
2. Volle Zustimmung!
P.S. gibt es verschiedene Scharia's? Auch da kann man nicht "Verschiedenes meinen", die ist auch sehr Eindetig und zum größten Teil sehr grausam! Da kann dann auch mal Ihr Kopf ganz schnell ins Rollen kommen!
Wir können wirklich aufhören, über Homosexualität zu reden. Ja, es steht dazu, das in de Bibel, was dazu drin steht.
Lange und ausgiebig habe ich darüber nachgedacht, welchen Wert das für uns hat. Mehr noch, ich habe es immer und immer wieder im Gebet bewegt.
Das Ergebnis: Wir alle leben aus der Gnade. Auch Menschen, die anders empfinden, als ich.
Weil wir alle aus der Gnade leben, hat niemand von uns das Recht, über den, der seinen eigenen Vorstellungen von richtig und falsch nicht entspricht, zu richten.
Gott verdammt uns nicht wegen einiger Schwuler. Aber er möchte das wir uns den Fragen stellen, die in unserer Zeit und in unserer Gesellschaft, wirklich wichtig sind. Wenn wir, wegen eines Randthemas, das vergeigen, wird er wirklich sauer sein.
Sein Wort gilt. Das ist nicht die Frage. Aber die Prioritäten, was von dem wichtig ist, das er uns wissen lässt, setzt er und nicht wir.
Gert Flessing
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