Gert Flessing schreibt:
21. Mai 2015, 22:19
Lieber Herr Flessing,
für alle Seiten gelte ja, dass wir differenzieren sollen. Es gibt Menschen, die nicht bereit sind, sich auf die Logik eines Systems einzulassen, wo der Gebrauch des Ellenbogens die Garantie für maximalen Gewinn bedeutet. Haben Sie eventuell mal den Film "Wir sind die Neuen" gesehen? Da wird das ein bisschen deutlich – und er ist wirklich witzig. (Und kennen Sie den: Ich wollte Wirtschaftsethik studieren und da haben sie mir gesagt: Da müssen Sie sich schon entscheiden.)
Also: Für Teile mag das stimmen. Für alle nicht. Die finden teilweise alternative Formen des Miteinanders, die ich sehr beeindruckend finde (Und die sicher auch Britta gefielen.).
Schlimmere Gewalt heißt etwa – wie das Känguru so weise bemerkte: Die Linken zünden Autos an, die Rechten Menschen. Und Autos sind schlimmer, weil es meins sein könnte.
Und das, was Banken anrichten, ist schlimmer als das, was die Leute in Frankfurt gemacht haben. Ganz deutlich: Was das, was sie gemacht haben, nach meiner Meinung nicht rechtfertigt.
Das Problem ist nicht die Frage, ob und wie kreativ manche gegen die Krake Wirtschaft demonstrieren, sondern dass die Politik versagt. Und da hilft kein Beten für gutes Gelingen. Da leben wir mit dem Problem, dass wir alle – WIR ALLE – korrumpiert sind. Das hatte ich mehrfach ausgeführt.
Herzlich
Ihr Paul
Zäune haben ihre eigene Sprache. Die Botschaft jenes Zaunes, der mit massivem Betonsockel gerade am Dresdner Schloss aufgestellt wird, ist eine Geschichte der Abschottung und auch der Angst. Der Abschottung jener Minderheit der sieben reichsten Industriestaaten, deren Finanzminister sich ab dem 27. Mai in Dresden zu einem Gipfel treffen werden, gegenüber der armen Mehrheit dieses Planeten. Und der Angst, dass ihr Wohlstand bedroht sein könnte.
Die mächtigen Finanzminister haben Drängendes auf ihrer Tagesordnung: den Kampf gegen die Steuerflucht etwa, mit denen viele Wohlhabende die Gerechtigkeit in ihren Ländern massiv aushöhlen. Oder die Reform der Finanzmärkte, deren Auswüchse der Gier zur jüngsten Finanzkrise führten. Gut, dass all dies angegangen wird.
Nur drehen sich die sieben reichsten Industrieländer dabei im Kern nur um sich selbst. Die globale Ungleichheit an Wohlstand und Lebenschancen – dieser unfassbare Skandal – wird kaum angetastet. Ist er nicht auch eine Nummer zu groß, selbst für die G7?
Mit menschlichen Maßstäben gemessen: Ja, das ist er. Die Bibel aber misst anders. Für die Propheten Israels wie für Jesus ist Reichtum ein Geschenk Gottes, das wir teilen sollten – und das gerade dadurch noch größer wird. Das widerspricht der Logik des Überlebens und Eigennutzes jedes Einzelnen und ganzer Länder, keine Frage. Es ist eine Herausforderung, eine unbequeme und gar ärgerliche – für Finanzminister wie für jeden von uns.
Aber wenn sich sechs der sieben reichsten Industriestaaten auf christliche Wurzeln berufen, müssen sie sich dieser göttlichen Herausforderung stellen. Kein Zaun der Welt kann sie davor bewahren.
Britta schreibt:
21. Mai 2015, 22:45
Liebe Britta,
was Sie beschreiben, ist Teil des Problems. Das, was der Denkverweigerer aus dem Rheinland hier immer so verteidigt, führt zu dem, was Sie beklagen. Und es ist die Konsequenz, des Systems, gegen das manche Menschen Steine werfen. Sie sammeln Unterschriften. Beides ist gleich naiv und verständlich.
Aber zu dem Anderen: Warum sollten AfrikanerInnen arbeiten – gar noch so wie wir? Kennen Sie den: https://www.youtube.com/watch?v=DnjDPERu93M
Warum brauchen sie unsere Entwicklungshilfe? Und warum brauchen wir sie? Was ist da passiert? Sie meinen, man könne es nicht auf die Kolonialzeit schieben. Doch! Und Ivan Illich hat sehr deutlich beschrieben, worum es bei der Entwicklungshilfe ging und geht. Dass wir heute humanitäre Hilfe leisten müssen, ist klar und eine Folge unserer Politik (Das "unserer" steht für das christliche Abend- und Nachtland, welches die SpaziergängerInnen [weniger Innen] verteidigen – allzu oft ahnungslos – was vielleicht eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung ist, dies zu tun.).
Ich hatte Sie mal auf die "Macht der Bedürfnisse" hingewiesen – wir haben mittlerweile Bedürfnisse geschaffen, welche uns Märkte eröffnen und eine Dynamik in Gang gesetzt haben, vor deren Folgen wir heute staunend stehen (Ich weiß allerdings nicht, ob wirklich alle staunen. Vielleicht gibt es ein paar, die sehr genau wissen, was, wie und warum es so läuft.). Und ich meine, dass das Verursacherprinzip schon etwas für sich hat. Wer in den Flur gekotzt hat, soll es auch wegwischen. Wer Atommüll produziert hat, soll ihn auch unschädlich entsorgen. Können wir jetzt weiterführen im Blick auf den Bankensektor usw. Das alles nach dem schönen Motto: "Gewinne werden sozialisiert, Verluste privatisiert."
Liebe Britta, ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Falschen gegeneinander in Stellung gebracht werden. Da wird die solidarische Internationale zu einer Bewegung des Antichristen stilisiert, was natürlich ungeheuer praktisch ist, weil man da den eigenen Lebensstil nicht hinterfragen muss. Und das von jemandem, der behaupten, die Bibel ernst zu nehmen – naja, Sie wissen ja, was ich von solchem Selbstzeugnis halte.
Herzlich
Ihr Paul
Lieber Paul,
zuerst zu dem Pispers-Beitrag: das tue ich bereits. Gemessen am Ansturm könnte ich gut das vierfache arbeiten - aber die Zeit mit meinen Juniors ist mir wichtiger und mein Verdienst reicht mir, nachdem ich viele lästige Parasiten abgeschüttelt habe, auch.
Vielleicht sollten wir mal definieren, wer mit "wir" und "unser" gemeint ist. Für Verbrechen zur Nazizeit sind "wir" als Deutsche gemeint (darauffolgende Verbrechen waren ja keine). Für die Versäumnisse der EU sind "wir" als Europäer gemeint. Für die Verbrechen des Nachtlandes sind - moment, damit identifiziere ich mich nun absolut nicht! Und ich sehe nach wie vor nicht ein, daß meine Heimat durch dieses zerstört wird. Ich stemme mich eben gegen TTIP (ja, Johannes, das Thema wird nie vom Tisch sein!), gegen Krieg mit Rußland (wie war das doch mit "Unthinkable" oder "Totality") und gegen die Vereinnahmung unserer (im Sinne von "wir Deutschen" und "wir Europäer") Heimat durch Menschenmassen, die nach Europa gelenkt werden. Oder was glauben Sie, warum USA, Kanada, Australien, Neuseeland und U.K. solche Sonderstaten haben - bezüglich Zuwanderung und bezüglich abhören? Kurz, ich sehe nicht ein, daß "wir" die Folgen der US-Politik zur Aufrechterhaltung ihres Weltmachts- und Weltwährungsstatus tragen sollen. Wer politisch verfolgt ist, hat Anspruch auf Asyl, alle anderen nicht. Auch Sie wissen, daß es unmöglich ist, alle die kommen wollen, willkommen zu heißen!
Ich sehe "uns" (in der Bedeutung als uns Deutsche) auch bezüglich Afrika nicht besonders in der Pflicht. Unser koloniales Erbe ist lächerlich, unsere Beteiligung am Sklavenhandel mit "Groß Friedrichsburg" eher wenig [und Sklaverei gab es beim Lehrmeister für Demokratie und Menschenrechte noch lange, als es in der übrigen Welt sowas kaum noch gab], Libyen wurde nicht von uns in Schutt und Asche gebombt. Also sollten wir diesen Komplex, der sich so herrlich an den Nazischuldkomplex anreihen läßt, nicht Nahrung geben. Es könnte nämlich sein, daß da wieder sowas ganz scheinheiliges, kontraproduktives rauskommt.
Ich sehe keine Verpflichtung, Menschen in unser Sozialsystem aufzunehmen, denen es hier nur besser gehen würde als in Ihrem Heimatland. in etlichen afrikanische Ländern sind die Überweisungen ihrer Emigranten in Deutschland ein wichtiges wirtschaftliches Standbein (Eritrea, Gambia...) - und das kann doch wohl nicht sein, daß unser Sozialsystem, in das die arbeitende Bevölkerung Unsummen einzahlt, um geholfen zu bekommen, wenn sie in eine Notlage gerät, dazu mißbraucht wird, um Moscheen in afrikanischen Ländern zu bauen etc. Eine solche Verpflichtung kann man sich auch bei allem Schuldbewußtsein einfach nicht zusammenschustern!
Zum Thema Entwicklungshilfe hatte ich vor etlicher Zeit schon auf den "economic hidden man" verwiesen - so blind bin ich nicht.
Herzliche Grüße
Ihre Britta
Liebe Britta,
möchte nur kurz anmerken, dass Du mich mal wieder in einen falschen Schwitzkasten nimmst: Ich habe Dein Engagement gegen TTIP nie kritisiert; ich bin da genauso unterwegs wie Du - mein Punkt war, wie Du e i n e r s e i t s nicht verstehen willst, dass ich von verbrauchter Energie g e g e n Fremde eingeladen habe für nutzbringende Energie f ü r arme Einheimische (wie z.B. französische Großmärkte für Tafeln) - Du aber a n d e r e r s e i t s sehr hurtig und flink von "Gewachsene Ansprüche gerade der Migranten" auf das Thema "TTIP" kommst. - Wenn Du das lesen musst als Kritik am AntiTTIP-Engagement: bitte sehr - geschrieben habe ich davon nichts...
Das ist ja erfreulich, lieber Johannes.
Ich sehe eben in der Ablehnung von TTIP auch Zusammenhänge mit der kontrollierten Zuwendung an arme Einheimische. Das mit dem Anspruchsdenken mancher Migranten (das habe ich mir nicht ausgedacht!) war im Absatz vorher und als gut in Muttersprache geschulter Mensch wäre Dir die Zäsur der Absätze ganz sicher aufgefallen, wenn es nicht ein Statement von mir gewesen wäre!
Man sollte sich mehr mit den Auswirkungen und Zusammenhängen der Dinge befassen. Möglicherweise kann auch Engagement für Einheimische mit Ablehnung von bestimmten Fremden zusammenhängen, nämlich mit der Forderung, bestehende Gesetze ohne Ansicht der Person zu exekutieren, um den sozialen Frieden im Land auch unserer folgenden Generation weitestgehend zu erhalten!
Freundliche Grüße
Britta
Britta schreibt:
25. Mai 2015, 16:07
Liebe Britta,
ich glaube nicht, dass jemand von uns lebt wie der Löwe (Übrigens ist Schiffbruch mit Tiger ein wunderbares Buch.). "Wir" und "unser" meint unsere Zivilisation, die sich aus Descartes Überlegungen herausgeschält hat. Das ist jetzt sehr verkürzt, aber Philosophieseminare sind hier ja nicht erwünscht. Es geht mir nicht um Deutschland-Hass. Es geht um eine Zivilisationsform. Und da gehört das Nachtland halt dazu.
TTIP ist auch nicht im Interesse der Leute dort. Aber das wissen Sie ja wenigstens. Die solidarische Internationale umfasst potentiell 99 % - aber da es davon einem wichtigen Teil noch sehr gut bis gut geht, wird das nix mit der Solidarität. Da gehen die, denen es verhältnismäßig gut geht, lieber gegen die spazieren, denen es schlechter geht. So sind wir Menschen. Aber das würden Löwen wahrscheinlich auch machen.
Zur Weltmacht: Ich hatte Ihnen mal vom Tigerschweinchen geschrieben – erinnern Sie sich daran (Sonst finden Sie es hier: http://a.sonntag-sachsen.de/2014/04/04/brauchen-wir-das-blut-jesu/commen... – der Zusammenhang war ein anderer, aber so passt es auch.)? Von Wenzel gibt es ein sehr schönes Lied: "Halte dich von den Siegern fern. Halte dich tapfer am Rand!" - könnte ein Paul-Motto sein!
Ob unsere Beteiligung an dem Kolonialgeschehen wirklich so gering, wird eine angemessene Quellenbetrachtung noch erweisen – aber das ist mir jetzt zu müßig, weil es mir ja um unsere Zivilisationsform geht und nicht um unser Land.
Noch mal kurz zum Asyl: Es geht nicht darum, alle aufzunehmen. Und ich glaube nicht, dass alle kommen WOLLEN. Kein Mensch, der ganz dicht ist, wird sich wünschen, in so einem kalten Land zu leben. Es geht darum, dass Menschen dort, wo sie leben, leben können. Und dazu gibt es eine Notwendigkeit, die nicht vermittelbar ist: WIR MÜSSTEN UNSEREN LEBENSSTIL ÄNDERN. Ist das praktikabel? Wie Sie sich vielleicht erinnern, bin ich der Realpolitik gegenüber eher skeptisch und pessimistisch eingestellt. Wenn also irgendwelche NichtdenkerInnen und bisherigen PolitikverweigererInnen fordern, dass Vorschläge kommen sollten, kann ich nur sagen: Die liegen alle bereit. Die Schublade ist voll! Aber das, was notwendig wäre, ist nicht durchführbar – weil auch die, die es fordern, es nicht wollen. Denken Sie an den Beobachter und seine Billigwürste!
Und wie Sie wissen, ist Ihr Paul ein Sandalenritter ohne Waffen – natürlich habe ich meinen überragenden Verstand und mein phänomenales Gedächtnis. Aber die stehen mir ja eher im Wege – zu dumm, wenn man nicht blind sein will.
Herzlich
Ihr Paul
Es ist einfach lächerlich, wie ein wahescheinlich überbezahlter Philosoph über die meint lästerten zu müssen, denen es schlechter als mir geht und deshalb beim Billigen Jakob einkaufen müssen ohne daüber phlosophisch rumzuschwafeln oder rumzulästern! Aber für die braucht er und darf man sich ja nicht seiner Meinung nach nicht mehr einsetzen, man hat sich gefälligst für die "Asylis" und dir friedlichen Moslems stark zu machen!
Gleichzeitig ist er auch noch frauenfeindlich, er zieht , wie Bastl schon bemerkte, fast nur noch über das weibliche Geschlecht her! Traut er sich an das männliche nun gar nicht mehr ran oder ist er jetzt ganz und gar (gender)wahnsinnig geworden?
Verehrter Herr, es ist allgemein bekannt, daß Sie jeglichem Wissen gegenüber feindlich eingestellt sind. Dies schlägt sich auch in Ihrer Schreibweise nieder, die nun wirklich auch mit gutem Willen nicht mehr als ORTHOgraphie bezeichnet werden kann. Allerdings wird es dadurch schwer zu verstehen, was Sie eigentlich meinen.
Ach Herr (verhinderter?) Oberlehrer, wenn das Ihr einzigstes Problem und Argument ist ... !
Verehrter Sprachverunstalter,
Ihre Unbeholfenheit beginnt leider schon damit, dass Sie das äußerst eindeutige Wort "einzig" in "einzigstes" steigern wollen, vergeblich: einzig ist einzig, einziger geht nicht, einzigstes schon gar nicht. - Wann nehmen Sie endlich mal den Vorschlag an, sich von einem Ihrer jungen Purschen helfen zu lassen?
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