A.Rau schreibt:
01. Juni 2015, 11:43
Lieber Herr Rau,
dafür müssen Sie mch nicht bewundern, das ist ganz einfach. Es sind immer noch die gleichen – wie seit Jahrhunderten. Bis vor ein paar Jahrzehnten mussten sie noch mit Gefängnis rechnen. (Unter Gert Flessing schreibt: 30. Mai 2015, 21:53 weist Gert Flessing darauf hin, dass es in manchen Ländern noch biblischer zugeht als in Sachsen. Da beruhigt es doch, dass der Beobachter behauptet: "Du weißt genau, daß darum hier nicht geht und niemand das will." ["Es heißt aber nicht: Wer es glaubt, wird selig!"] Und da weise ich noch einmal auf Paul sagt: 6. März 2014 um 13:23 http://a.sonntag-sachsen.de/2014/02/27/weniger-ist-mehr/comment-page-2/#... hin.)
Aber in der Tat: Der arme Bischof!
Herzlich
Ihr Paul
Carsten Rentzing knapp zum Landesbischof gewählt
Das war der Bischofswahl-Krimi - und das will der künftige Landesbischof Carsten RentzingKünftiger Landesbischof will Hand über Gräben reichen
Die Wahl war knapp - in seinen ersten Worten vor der Landessynode ging der gerade zum künftigen Landesbischof gewählte Carsten Rentzing auf all jene zu, die ihm wegen seiner konservativen Positionen kritisch gegenüber stehen. "Ich möchte all jenen, die mir ihre Stimme nicht geben konnten und vielleicht auch Sorgen mit meiner Wahl verbinden, signalisieren, dass ich für jeden in dieser Landeskirche ein offenes Ohr und ein offenes Herz haben werde", sagte der Markneukirchener Pfarrer. "Es ist meine tiefste Überzeugung, dass uns der Herr zusammengerufen hat. Ich reiche Ihnen allen die Hand und bitte Sie nur um das Quäntchen vorauseilendes Vertrauen, das jeder in einem solchen Amt nötig hat." Vor der Presse betonte er, dass er sich nicht als Vertreter eines bestimmten konservativen Teils der Landeskirche sehe. "Ich hoffe sehr, dass meine Hand, die ich über die Gräben reichen will, angenommen wird."
Warum kam es zu dieser längsten Bischofswahl der sächsischen Kirchengeschichte - und was sagt sie über die Landeskirche aus? Hintergründe lesen Sie im nächsten SONNTAG. Dazu ein großes Interview mit dem künftigen Landesbischof Carsten Rentzing. Und Sie erfahren, was Synodale sagen, die nicht für Carsten Rentzing gestimmt haben.
14:57 Das Finale
Synodenpräsident verkündet das Ergebnis des sechsten Wahlgangs: 40 Synodale stimmen für Carsten Rentzing, 38 für Tobias Bilz, eine Stimme war ungültig. Damit ist der Markneukirchener Pfarrer Rentzing neuer sächsischer Landesbischof, wenn Jochen Bohl Ende August aus dem Amt scheidet. Carsten Rentzing atmete tief durch, reichte Tobias Bilz die Hand - dann folgt die Schlange der Gratulanten. Fast die Hälfte von ihnen hat für seinen Gegenkandidaten gestimmt. Nun wird er auch ihr Bischof sein.
12:50 Nachdenken und diskutieren
In der Mittagspause wird viel diskutiert in der Dresdner Dreikönigskirche. Alles scheint offen: Wird es im sechsten wahlgang eine Mehrheit geben - oder bleibt das Unentschieden? Gerade die Synodalen, die sich bei der - geheimen - Wahl für keinen der beiden Kandidaten entscheiden konnten, werden jetzt die Last spüren: Kompromiss oder Blockade der Wahl? So oder so, es ist eine schwere Gewissensentscheidung. 14:45 wird wieder gewählt.
11:45 Uhr Ergebnis fünfter Wahlgang
Was befürchtet wurde, trat ein: Selbst in der Stichwahl gibt es keinen Sieger. Carsten Rentzing gewann 39 Stimmen, Tobias Bilz 37 Stimmen - für eine Mehrheit nötig wären 40 Stimmen. Schuld daran sind drei Enthaltungen. Offenbar können sich einige Wähler von Dietrich Bauer und Margrit Klatte für keinen der beiden Kandidaten erwärmen. Offen ist, wie dieses Patt gelöst wird. Synodenpräsident Otto Guse bittet das Präsidium und die Ausschussvorsitzenden zur Beratung. Wahrscheinlich, um nach Wegen zu suchen, auch die unentschlossenen Synodalen zu einer Entscheidung für Bilz oder Rentzing zu bewegen. Denn klar ist: Ohne eine Mehrheit ist kein Bischof gewählt.
Sonntag 11.30 Uhr Fünfter Wahlgang
Jetzt werden zum fünften Mal Stimmen abgegeben in der Dresdner Dreikönigskirche: Wird diesmal einer der beiden Kandidaten Carsten Rentzing und Tobias Bilz die Mehrheit erringen? In 15 Minuten wissen wir mehr.
19.23 Uhr Vierter Wahlgang
Es bleibt spannend: Viele Synodalen haben in den letzten Stunden in Grüppchen versucht, sich gegenseitig von einem gemeinsamen Gegenkandidaten zu Pfarrer Carsten Rentzing zu überzeugen. Das Ergebnis: Im vierten Wahlgang ging der Vorsprung von Pfarrer Carsten Rentzing leicht auf 34 Stimmen zurück, Landesjugendpfarrer Tobias Bilz kam ihm mit 31 Stimmen dicht auf die Fersen. Pfarrerin Margrit Klatte bekam 12 Stimmen und Oberlandeskirchenrat Dietrich Bauer wählten zwei Synodale.
Im nächsten Wahlgang geht es morgen Vormittag nun in die Stichwahl unter den beiden aussichtsreichsten Kandidaten Rentzing und Bilz. Synodenpräsident Otto Guse dankte Margrit Klatte und Dietrich Bauer für ihre Kandidatur: "Wir danken Ihnen, dass Sie das für uns getan haben." Jetzt ist die große Frage: Wohin wandern die 14 Wähler von Margrit Klatte und Dietrich Bauer? Es ist keineswegs ausgemacht, dass Sie nur Tobias Bilz zugute kommen. Und: Für die Wahl braucht einer der Kandidaten mindestens 40 Stimmen. Sollte es aus dem Klatte- oder Bauer-Lager viele Enthaltungen geben, bleibt ein Patt. Auch der morgige Wahltag könnte lang werden.
16.05 Uhr Dritter Wahlgang
Der Markneukirchener Pfarrer Carsten Rentzing baut seinen Vorsprung auf 35 Stimmen aus, Landesjugendpfarrer Tobias Bilz verharrt bei 23 Stimmen. Die Dresdner Pfarrerin Margrit Klatte konnte ihre Stimmenzahl leicht auf 17 Steigern, die Zustimmung zu Oberlandeskirchenrat Dietrich Bauer sank auf 4 Stimmen. Keiner konnte eine Mehrheit gewinnen. Jetzt wird auf den Fluren der Dresdner Dreikönigskirche diskutiert, ob ein Kandidat zurückzieht - und wem dessen Stimmen zufallen könnten. Der nächste Wahlgang steht 19.05 an.
12.51 Uhr Zweiter Wahlgang
Der Vorsprung des Markneukirchener Pfarrers Carsten Rentzing zeigt sich auch im zweiten Wahlgang: wieder 33 Stimmen. Landesjugendpfarrer Tobias Bilz konnte mit 23 Stimmen nun drei mehr als im ersten Wahlgang verbuchen - die Stimmenzahlen für die Dresdner Pfarrerin Margrit Klatte sanken hingegen von 16 auf 15 und die für Oberlandeskirchenrat Dietrich Bauer von 10 auf 8. Auch diesmal erreichte kein Kandidat die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit. Ab dem nächsten Wahlgang nach 15.50 Uhr genügt eine einfache Mehrheit. Jetzt ist aber erst einmal Mittagpause.
9.35 Uhr Erster Wahlgang
79 Synodale geben zum ersten Mal ihre Stimme ab - das Ergebnis: Der Markneukirchener Pfarrer und EKD-Synodale Carsten Rentzing kann mit 33 Stimmen mit Abstand die meisten Synodalen hinter sich vereinen, verfehlt aber die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit. Ihm folgen Landesjugendpfarrer Tobias Bilz mit 20 Stimmen, die Dresdner Pfarrerin Margrit Klatte mit 16 Stimmen und Oberlandeskirchenrat Dietrich Bauer mit 10 Stimmen. Der zweite Wahlgang folgt 12.35 Uhr.
Hintergrund
Eines steht schon vorher fest: Der Ausgang dieser Tagung der Landessynode ist offen. Nicht nur bei der Frage, welchen der vier Kandidaten die 80 Synodalen am Wochenende zum neuen Landesbischof oder zur Landesbischöfin wählen – sondern auch, nach wie vielen Wahlgängen dies geschehen wird.
Am Freitagabend werden sich die Kandidaten Dietrich Bauer, Tobias Bilz, Margrit Klatte und Carsten Rentzing den Synodalen mit einem zehnminütigen Vortrag vorstellen und Fragen beantworten. Wahrscheinlich wird die Öffentlichkeit dabei auf Antrag des Synodenpräsidiums ausgeschlossen, um Vertraulichkeit zu wahren. Auch die jeweils anderen Kandidaten dürfen nicht zuhören. Wenn die Synodalen im Anschluss daran über ihre Eindrücke und Einschätzungen miteinander beraten werden, sind auch die Mitglieder des Landeskirchenamtes unerwünscht.
Gewählt wird am Sonnabend – öffentlich. Nach 9.15 Uhr soll der erste Wahlgang beginnen. Die Synodalen müssen auf Stimmzetteln ein Kreuz hinter einen der vier Namen machen. Die Hürde liegt im ersten und zweiten Wahlgang hoch: Gewinnt keiner eine Zwei-Drittel-Mehrheit, wird neu gewählt. Allerdings müssen zwischen der Auszählung und einem neuen Wahlgang mindestens drei Stunden liegen – das macht den Wahltag lang.
Nach dem zweiten Wahlgang zur Mittagszeit genügt für einen Sieg dann eine 50-Prozent-Mehrheit – aber die wird bei vier Kandidaten auch nicht leicht zu erreichen sein. Also wird dann das Rechnen und Ringen beginnen der Kandidaten mit sich und Gott: Welcher der vier zieht zurück, und wem fallen dessen Wähler zu? Diese Dynamik lässt sich nicht voraussagen.
Steht nach vier Wahlgängen am Sonnabendabend noch kein Sieger fest, wird es am Sonntag nach 11.30 Uhr einen fünften Wahlgang geben. Dann dürfen nur noch die beiden erfolgreichsten Kandidaten antreten. Gibt es dann keine Stimmengleichheit oder zu viele Enthaltungen ist klar: Sachsen hat einen neuen Landesbischof – oder erstmals eine Bischöfin.
Was die Kandidaten gerne ändern würden, wenn Sie Bischof oder Bischöfin wären und wie sie ihr Amt ausfüllen würden, sehen Sie hier:
Das Video zeigt einen Ausschnitt aus der Podiumsdiskussion zur Vorstellung der Bischofskandidaten in der Dresdner Kreuzkirche vom 11. Mai 2015.
Genauer finden Sie es hier: http://a.sonntag-sachsen.de/2014/02/27/weniger-ist-mehr/comment-page-2/#...
Lieber Paul,
ich höre gerade aus erster Hand, dass im A-Lager gebetet worden sei "wie verrückt" - und nun sitzen diese frommen Christen fassungslos da und begreifen nicht, was passiert ist. Es sieht so aus, als sei Bischof Rentzing der fliegende Berg, den Sie von A immer eingefordert haben?
Von daher schlage ich vor: Klagen Sie nicht, sondern staunen Sie mit uns + akzeptieren, dass Gott manchmal (zwar selten, aber manchmal doch) anders handelt, als Sie das wünschen.
Fassungslos!
A.Rau
Da verlangst Du zu viel von ihm! Für ihn ist das alles nicht relevant!
Es ist sehr entspannt, wenn man aus neutraler Position diese Bischofswahl mitverfolgen kann.
Dass es in der Sächsischen Landeskirche einen tiefen Graben gibt, kann wohl von niemanden bestritten werden. Dass für Herrn Dr. Rentzing aber 40 Synodale stimmten, ist eine Überraschung. Vor allem, weil er von einigen Leuten, die vorher Frau Klatte die Stimme gaben, gewählt wurde; obwohl diese doch vermeintlich Tobias Bilz näher gestanden hätten. Das ist in etwa so, wie wenn man zuerst die Linken wählt und dann die AfD. Da verstehe ich die Enttäusching bei Paul & Co.
Die Besetzung der Synode scheint sich seit dem unbiblischen Kirchenleitungsbeschluss von 2012 ein wenig weg von den extremliberalen Strategen entwickelt zu haben. Immerhin sind einige neue Personen dabei. Überrascht war ich auch darüber, wen ich da auf einem Foto oben sah.
Dennoch verstehe ich die Aufregung der liberalen Bibelkritiker nicht. Dr. Rentzing würde ich bei allem, was ich von ihm gelesen und gehört habe, als einen gemäßigt liberalen Theologen bezeichnen. In der Homofrage vertritt er eine ziemlich bibeltreue Position; in anderen Fragen eher nicht. Natürlich ist er konservativer als Frau Klatte, aber auf alle Fälle ist er kein Fundamentalist. Und als Bischof hat er sowieso nicht die Macht, um allein eine Linie vorzugeben, nach der alle anderen zu handeln hätten. Ihr Bibelkritiker könnt also cool bleiben.
Wie singen wir in einem neueren Lied: "Zeichen und Wunder haben wir gesehn,...!"
A.Rau schreibt:
01. Juni 2015, 12:18
Lieber Herr Rau,
ich hab doch gar nicht geklagt. Aber ich staune und akzeptiere.
Nun hätte ich noch eine Bitte: Vielleicht haben diese frommen Christen ja noch ein bisschen Zeit und Kraft? In Syrien und im Irak ist gerade die Hölle los. Auf dem Mittelmeer treiben Flüchtlingsboote mit Menschen, die wahrscheinlich demnächst verrecken werden. Der weltweite Hunger bleibt ein Problem. Natürlich ist das nicht mit der Wahl des Bischofs der sächsischen Landeskirche zu vergleichen. Aber wenn sie vielleicht noch ein ganz kleines bisschen dafür beten würden? Nur so ein ganz kleines bisschen …
Herzlich
Ihr Paul
P.S. Darf ich Sie noch ein bisschen fassungsloser machen? Nachdem ich die Alternative zur Kenntnis genommen hatte, hoffte ich auch auf diesen Ausgang.
Wegen der Chari-Sache und weil Sie damit schlechte Erfahrungen gemacht haben?
Sie müssen mir nicht antworten, aber wenn Sie es nicht tun, weil ich Sie an irgendeiner Stelle gekränkt hätte, dann bitte ich um Entschuldigung. Ihre Ansichten finde ich falsch und gefährlich, aber wir sollten auf persönlicher Ebene mit Anstand und Respekt agieren.
Es ist wie immer, wenn es konkret und praktisch wird, weicht man lieber in irgendein philosophisches Allerweltthema aus, auf das man aber selbst keinen bis wenig persönlichen Einfluß hat!
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