Und, was hat das jetzt alles mit uns heute zu tun? Sind wir jetzt schuld für unsere Großväter?
Wenn die sich (vielleicht) dem damaligen Zeitgeist angepaßt haben, müssen wir das heute auch tun? Andreas Rau hat das schon richtig beschrieben!
Gott auf dem Schlachtfeld
Millionen Menschen starben im Ersten Weltkrieg – auch die Kirche rief zum Gemetzel. Danach war einigen Theologen klar: Gott ist ganz anders. Und selbst tief unten im Abgrund.Es war in der Schlacht um die Champagne, es war mitten im großen Sterben, als auch eine ganze Theologie tot im Schützengraben lag. »Es war in einer Nacht, in der viele meiner Freunde tödlich verletzt wurde, in der schmerzlichen Schlacht. Und ich musste mit ihnen reden und sie starben überall um mich herum.« Der alte Gelehrte mit dem schlohweisen Haar antwortet in einem sehr deutschen, sehr leisen Englisch, als ein amerikanischer Fernsehreporter den großen Theologen Paul Tillich (1886–1965) nach dem Wendepunkt in seinem Denken fragt.
Der Deutsche räuspert sich, stockt: »Ich habe die tiefste negative Seite des Lebens gesehen in dieser Nacht. Und meine Augen wurden für immer geöffnet.«
Tillich hatte sich zu Beginn des Weltkrieges 1914 freiwillig als Feldgeistlicher an die Westfront gemeldet, ein Jahr später brach für ihn alles zusammen, was er bis dahin gelernt hatte: all der Idealismus in Philosophie und Theologie, all der Glaube, dass alles immer besser werde und Gott mit dem Fortschritt Hand in Hand ginge. »Das vierjährige Erleben des Krieges riss den Abgrund für mich und meine ganze Generation so auf, dass er sich nie mehr schließen konnte«, schrieb Tillich später.
An diesem Abgrund musste sich für ihn künftig alles messen, was über Glaube und Gott gesagt wird. Tillich fand als Professor an der Technischen Universität Dresden und ab 1933 vor den Nazis nach Amerika geflohen radikale Antworten: Der gefeierte Theologe konnte sich Kirche nur noch als eine echte Begegnung mit den existentiellen Problemen der Menschen vorstellen, in der sich die Fragenden verändern und auch die Antwortenden, sogar Gott selbst. Als eine lebendige Beziehung zu Gott, mitten im Abgrund. Er kannte nach dem Schlachten keinen anderen Ort mehr dafür.
In einem Schweizer Industriedorf liest kurz nach Kriegsbeginn ein Landpfarrer das Manifest von 93 deutschen Elite-Gelehrten, die sich hinter des Kaisers Kriegspolitik stellen – und entdeckt mit Entsetzen darunter die Namen all seiner verehrten Theologieprofessoren wie Adolf von Harnack. »Ich habe eine arge Götterdämmerung erlebt«, schreibt der junge Schweizer Pfarrer: »Wie Religion und Wissenschaft restlos sich in geistige 42 cm Kanonen verwandelten. ... Ich wurde irre an der Lehre meiner sämtlichen Theologen in Deutschland.« Der Name des Pfarrers: Karl Barth (1886–1968).
Auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs zerbrach die liberale Theologie: Eine Theologie, die vom aufklärerischen Glauben an die Vernunft geprägt war, die im Fortschritt das Reich Gottes suchte. Die die Bibel so lange historisch-kritisch zerlegte, bis nicht viel mehr übrig blieb als bürgerliche Moral und Kultur. Die zehn Millionen Toten des Ersten Weltkrieges lehrten das Scheitern von Kultur und Moral.
Karl Barth war entsetzt. Und konnte den Glauben nur noch radikal anders denken: Es gibt einen unüberwindlichen Abstand zwischen Christentum und Kultur, Gott und Mensch, Schöpfer und Geschöpf. Gott ist der »ganz Andere«. Nicht durch ausgeklügelte Theorien, nicht durch Frömmigkeit, nicht durch Kultur oder Moral – nur wenn Gott sich wie in Jesus Christus selbst offenbart, kann ihn der sündige Mensch erkennen. Viele Theologen folgten Barth. Denn der Krieg hatte monströs gezeigt, was geschieht, wenn Gott mit menschlichen Wünschen oder Ideologien verwechselt wird.
Am Grunde aller Katastrophen, die auf den Ersten Weltkrieg folgten, fand der Theologe Paul Tillich jenen Abgrund, in den er schon in der Nacht in der Champagne geblickt hatte: »Den Abgrund der Sinnlosigkeit.« Ist dort unten Gott? Er erscheine dem Menschen oft erst dann, schrieb Tillich, wenn er bereits »in der Angst des Zweifels untergegangen ist«. Jene Kriegsnacht hatte es ihn gelehrt.
Als die Wolken des drohenden Weltkrieges im Juli vor genau 100 Jahren auch über Sachsen heraufzogen, bat der Leipziger Universitätsprediger und spätere Landesbischof Ludwig Ihmels vor den Studenten Gott um Frieden – und predigte doch: Wenn dieser Krieg kommt, ist er von Gott gewollt, tut eure Pflicht! Wie konnte es zu dem Massenschlachten des Ersten Weltkriegs kommen – und wie dazu, dass die Kirche ihn so sehr stützte? Die Predigten des Theologieprofessors Ludwig Ihmels in der Leipziger Universitätskirche zwischen 1914 und 1918 geben darauf eine Antwort. Sonntag-Redakteur Andreas Roth hat sie in der Sächsischen Landesbibliothek gefunden. Ein deutsches Drama und Zeugnis vom Versagen und Neubeginn der Kirche - Sie lesen es online hier im SONNTAG-Digital-Abo.
Lieber P.D. (Menschen, die es für nötig halten, sich zu nicht mit vollem Namen vorzustellen, sind irgendwie merkwürdig), ich lamentiere nicht. Ich mutmaße. Ich überlege. Ich frage mich, wer etwas von bestimmten historischen Festlegungen hat.
Das Trommelfeuer, das auf Herrn Clark niederging, war schon erheblich. Wundert mich nicht, das er ein bischen eingeknickt ist. Man legt sich halt nicht ungestraft mit bestimmten Koryphäen an. Sein Buch freilich finde ich gut und durchaus objektiv.
Lieber P.D. warum verteidigen Sie so sehr, mit Zähnen und Klauen, die deutsche Kriegsschuld? Weil es nun mal so ist? Weil Sie es nun mal so gelernt haben?
Oder weil halt bei uns Deutschen alles in "potenziertem Maße stattfindet", auch die "Selbstzerfleischung"?
Nun, ich neige nicht dazu, mich zu zerfleischen. Das ist doch schmerzhaft. Mich wundert es eh, wie viel Masochismus manche meiner lieben Landsleute an den Tag legen.
Gert Flessing
@P.D.: Sie wandeln auf merkwürdigem Grund: So wie Deutschland im 1. WK der Habsburgermonarchie einen "Blancoscheck" gegeben hatte und somit ja angeblich für die unnachgiebige Haltung Österreich-Ungarns im Konflikt mit dem aufstrebenden Serbien schuld war - wie sieht es da eigentlich mit dem Blankoscheck an Polen am Vorabend des 2. WKs seitens England und Frankreich aus? Wäre es womöglich gar ein lokaler Konflikt geblieben ohne diesen? Und warum galt er nicht für die UdSSR? Wenn der englische Thronfolger sagen wir mal in Berlin ermordet worden wäre, wäre es dann in keinem Fall zum kriegerischen Konflikt gekommen? Ich denke, wir machen es uns in der Beurteilung der Vergangenheit nach unseren heutigen eingefahrenen Schienen sehr einfach. Zu Ihrer Frage: Warum erscheint Ihnen Ihr Postkartendruck mit dem Traum des Soldaten Kutschke ernstzunehmenderes Propagandamaterial zu sein als die Entente-Kriegspropaganda (incl. der zig erhaltenen Plakate widerwärtigen Inhalts), wo doch allgemein z.B. die Lüge mit den Kinderhänden als solche bekannt ist (auch der Vatikan hatte es unmittelbar danach untersuchen lassen - letztlich war es begründet in der Methode, in Belgisch-Kongo aufständischen Schwarzen die Hände anzuhacken) Ihre Vehemenz, ja nicht am anerzogenen mea culpa rütteln zu lassen, ist immer wieder erstaunlich. Da bin ich ganz bei Herrn Flessing. Schön, daß neben Clarks Buch sich auch andere Kapazitäten äußern (Fenske, Friedrich etc.), die auch nicht in dubiosen Verlagen publizieren. Passend zum eigentlichen Thema und zu Ihrem Beitrag: "Du weißt, O Herr, daß wir in einem Kampf auf Leben und Tod stehen, mit einer der schändlichsten, gemeinsten, gierigsten, geizigsten, blutdürstigsten, wollüstigsten und tückischsten Nationen, die jemals die Seiten der Geschichte entehrt haben. ...Wir bitten Dich, entblöße Deinen Arm und schlage zurück das große Pack hungriger, wölfischer Hunnen, von deren Fängen Blut und Geronnenes tropfen.... Und Dir sei Lob immerdar durch Jesus Christus, Amen." (Gemeinsames Gebet der Abgeordneten des US-Kongresses während der Eröffnung der neuen Sitzungsperiode am 10. Januar 1918) Wohlgemerkt: NICHT das Deutsche Reich hatte den USA den Krieg erklärt - ich hoffe, das wissen Sie, ebenso, daß die Russen schon vor der Kriegserklärung mobil gemacht hatten und die Grenze zu Ostpreussen zum Zeitpunkt der Kriegserklärung schon überschritten. Im Übrigen bin ich mir meiner Ansicht ziemlich sicher, da ich wie schon wiederholt geschrieben, bis vor einigen Jahren auch Ihre Ansichten bis aufs Blut verteidigt hatte. Der bessere Zugriff zu Quellen und das bessere Verständnis des Gesamtzusammenhanges haben mich meine Meinung (anfangs schweren Herzens) ändern lassen, und ich bin froh darüber, meinen Nachfahren kein ständiges mea culpa zu hinterlassen! Ich bin neugierig, welche Erkenntnisse sich noch auftun, wenn weitere Archive geöffnet werden und die Wahrheit sich doch wie ein Pflanzchen ans Licht drängt!
@Gert Flessing: Reichlich eigenartige Fragen stellen Sie mir so als Theologe. Gerade Ihnen sollte doch die Kausalkette Schuldbewusstsein, Schuldanerkenntnis, Reue und Umkehr als Voraussetzung für Vergebung nicht fremd sein. Wobei es mir gar nicht um Schuld geht , sondern um Verantwortung. Verantwortung für mehr als 10 Millionen Tote, die irgendwo elendiglich verreckt sind, in Stacheldrahtverhauen verwesten und von Vögeln und Ratten beerdigt wurden. Verantwortung dafür, dass mein Großvater, ein herzensguter Mensch und treuer Christ, gezwungen wurde, zig fremde Menschen, die ihm nichts getan hatten, ins Jenseits zu befördern, sicher genau so arme Schweine, wie er selbst. Und dafür gibt es Verantwortliche, nach dem, was ich als Fakten kenne, Hauptverantwortliche, nämlich die militante, kriegsvernarrte Clique um Wilhelm II. mit Moltke d.J. an der Spitze der dann nach dem Scheitern seines wahnwitzigen Planes noch nicht einmal den Mut hatte, als Mann und Soldat abzutreten, sondern sich in den Burnout flüchtete. Und solange Sie mir gegen die nachlesbaren und nachprüfbaren Fakten keine handfesten Argumente oder Belege vorbringen können, warum sollte ich meine Auffassung ändern? Und masochistisch ist das auch nicht, denn ich bin weder Reichsbürger, noch Untertan seiner Majestät.
Tja, lieber PD, was sind Sie dann? Ein Phantom? Meine Großväter hat auch im WWI gedient. sie haben vermutlich auch, als Soldaten, anderen, gegnerischen Soldaten das Leben genommen. Wohl auch, um ihr eigenes zu behalten. Auch sie waren Christen. Vermutlich auch jene Männer, die auf der Gegenseite lagen und starben.
Nur nebenbei - auch dort gab es Kriegshetzer und Kriegstreiber. Vermutlich auch Versager, wie Moltke Junior.
Wenn Sie sich mit Ihrem Weltbild wohl fühlen, sei Ihnen das unbenommen. Merkwürdig nur, das Sie gar nicht merken, wie masochistisch es anmutet, was Sie, mit doch nicht wenig Agressivität, verteidigen.
Sie spüren Verantwortung? Ähm, heißen sie Moltke? Selbst dann, ware es eben ihr Großvater und nicht Sie.
Ich spüre keine Verantwortung für jene Soldaten, die meine Großväter im Kampf getötet haben. Sie haben ihre Pflicht getan und überlebt. Der eine, um später an "Herzasthma" zu sterben, der andere, um im Januar 45 von Russen erschlagen zu werden. Damit sind sie so tot, wie ihre einstigen Gegner.
Richten wird über alle ein anderer. Vor dem werden auch wir einst stehen.
Verantwortlich warden wir dann sein für das, was wir heute tun, nicht für die Toten von vor hundert Jahren.
Wir sollten uns vielleicht nicht in Konflikte hinein ziehen lassen, die zu einem derartigen Desaster, wie damals führen können. Aber ob das gelingen wird, ist mir manchmal fraglich.
Gert Flessing
Werter Herr Flessing, ich finde es wirklich armselig, was Sie hier schreiben. Was hat das Bekenntnis zu deutscher Kriegsschuld mit Masochismus zu tun? Was trägt es aus festzustellen, daß die anderen vielleicht auch ein bißchen schuld haben könnten? Was soll dieses eifernde Herumdoktern an klar zu benennenden historischen Verantwortlichkeiten?
"Ich bin zutiefst davon überzeugt: Nur wenn Deutschland sich zu seiner immerwährenden Verantwortung für die moralische Katastrophe in der deutschen Geschichte bekennt, können wir die Zukunft menschlich gestalten. Oder anders gesagt: Menschlichkeit erwächst aus der Verantwortung für die Vergangenheit.“ (A. M.)
Lieber Michael, die Politiker, Sie, P.D. u.a. tun das doch zur Genüge. Deutschland? Was ist das? Sie etwa? Ich bin ein Mensch, der Deutscher ist. Ich fühle mich nicht verantwortlich für Katasdrophen irgend einer Art, außer für die, die ich selbst anrichte. Das andere ist Geschichte, die man so oder anders sehen kann. Das ständige Betroffenheitsgetue, das uns suggerieren möchte, das wir aus einem politisch - moralischen Sumpf stammen, weil wir Deutsche sind und Deutschland nun einmal... ist albern bis absurd. Aber es scheint ja Spaß zu machen, so zu sein. Mir macht es Spaß, dagegen zu halten.
Gert Flessing
@Britta: Ihrem - Verzeihung - etwas wirren Beitrag von gestern Abend ist schwer zu entgegnen, weil er nicht zusammengehörige Sachverhalte ohne logischen Zusammenhang aneinander pappt. Der Blankoscheck für Ö/U war nach übereinstimmender Beurteilung aller seriösen Historiker das Schlüsselereignis der Julikrise 1914 und setzte den verhängnisvollen Dominoeffekt in Gang. Das lässt sich nicht mit einem Verweis auf die Ereignisse des Jahres 1939 vom Tisch fegen. Das hat da nichts zu suchen, wurde von mir nicht eingeführt, zumal ich dieses Thema mit Ihnen nie diskutieren würde. Auch spielten die USA im Juli und August 1914 nur eine äußerst untergeordnete Rolle. Daher ist Ihr diesbezüglicher Einwand unverständlich. Zu meinem großen Erstaunen haben Sie unlängst Gerd Krumeich in die Diskussion eingebracht, wohl weil er der von Ihnen präferierten Postille ein Interview gab. Nun gibt Prof. Krumeich nicht nur auch anderen Medien lesenswerte Interviews, nein, er hat auch ein grandioses, unaufgeregtes Buch geschrieben mit dem Titel "Juli 1914". Ein lesenswertes Gegenstück zu Clarks "Schlafwandlern". Was er darin über die Logik der Ereignisse in der Julikrise sagt, über die Rolle der Kombatanten, insbesondere der des Deutschen Reiches und was er gegen Clark einzuwenden hat, das finden Sie bei Interesse in dem 8-minütigen Interview des ZDF wunderbar zusammen gefasst. http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2170844/Schuld%253F-Gerd-Kr... Dem ist wenig hinzu zu fügen. Dises Basis lasse ich mir gerne als "Merkwürdigen Grund" titulieren. Das sagt mehr über den Absender aus, als den Adressaten. Ach ja, die Grenzverletzungen einzelner Kosakenverbände in Ostpreußen Stunden vor der deutschen Kriegserklärung gab es, ebenso wie bewaffnete Aufklärungsunternehmen deutscher Truppenteile im neutralen Belgien vor Ablauf des deutschen Ultimatums. Beides sind nichtentschuldbare Völkerrechtsverletzungen, spielten aber in Hinblick auf die bereits getroffenen Entscheidungen keine Rolle mehr. Ich gebe Ihnen allerdings recht, sie sind ein gefundenes Fressen für Geschichtsrevisionisten aller Nationen und aller Couleur. Noch eines, und ich bitte gleich um Entschuldigung für meine Offenheit: Ihr jetzt zum wiederholten Male vorgetragener Bericht über Ihr geschichtspolitisches Erweckungserlebnis ist nicht dazu angetan, Ihren Argumenten größere Überzeugungskraft zu verleihen. Das Gegenteil ist der Fall.
Lieber Herr Flessing, dieses Bestehen auf einem Superlativ der Schuld macht die Deutschen für andere Nationen verdächtig: entsprechende Äußerungen gibt es von tschechischen Historikern, baltischen Politikern, Engländern und sicher auch anderen Nationen. Leider kommt mir dieses krampfhafte Flagellantentum als Politikum vor: die deutsche Nation soll am besten in einem Multikultieuropa untergehen, es ist strafrechtlich nicht bewehrt, zu äußern: "Bomber-Harris, do it again" oder "Deutschland verrecke", Migranten dürfen ungestraft skandieren, daß die Deutschen vergast werden sollen, wenn Erika Steinbach nachprüfbare historische Fakten äußert, wird sie von eine Meute Journalisten angegriffen. Eine Menge Halbwissen und Dummheit will uns den Umgang mit einer über tausendjährigen Vergangenheit vermiesen (Äußerungen zur Frakturschrift, Burschenschaften etc.), weil ja alles schlecht ist, was aus der Deutschen Vergangenheit stammt. Wenn wir an unsere Toten, die im Bombensturm des "MoralBombing" oder im Fluß der Möhnetalsperre oder bei der größten ethnischen Säuberung, die Europa je sah, an die Toten in über 1000 Polen-KZs (seit 1919), im russischen Gulag, in der Fremdenlegion oder beim Minenräumen gedenkt, an die objektiv dem Völkerrecht wirdersprechenden Annexion von fast einem Drittel ehemaliges Staatsgebiet und unzähliger Kunstwerke (während jetzt verbissen nach jedem Fingernagel gesucht wird, der womöglich im 3. Reich unter Wert verkauft wurde), dann mutet mir die Ansicht so Mancher Mitbürger geradezu grotesk an. Zumal diese in Perfektion das veranstalten, was uns vorgeworfen wird: ein sehr selektives Quellenstudium. Zum Glück gibt es mittlerweile sehr viele ausländische Autoren, die auch ein faires Licht ins Dunkel bringen wollen, wie z.B. John Sack "Aug um Auge", der sich dann über die geifernde Reaktion seiner Mitbürger über seine Erkenntnisse wunderte, oder Alfred de Zayas, der nun schlecht als Nazi betitelt werden kann... Ein englischer Staatsmann äußerte sich dahingehend, daß, wenn Deutschland die Nr. 40 der Agrarstaaten der Welt wäre, überhaupt kein Interesse an der Feststellung einer deutschen Kriegsschuld bestünde, solange Deutschland aber wirtsxhaftlich an der Spitze mitmischt und es was zu holen gibt, ist diese Frage natürlich wichtig! Mich verwundert nur, welchen Lustgewinn man doch offensichtlich durch ausgießen von Unrat über seine Vorfahren hat?! Um es frei nach Asterix zu sagen: Die spinnen, die Deutschen... Viele Grüße Britta P.S. Lassen wir doch die Flagellanten sich weiter flagellieren und sind wir lieber gespannt, was sich nach der zunehmenden Öffnung der Archive noch an die Öffentlichkeit bahnt - wenn es vielleicht nicht mehr nötig ist, Fotos falsch zu beschriften, um die Untaten der Wehrmacht zu dokumentieren (und wenn es dann eben polnische Historiker aufdecken, aber die Macher haben sich ja nichtmal geschämt, und solche Lügen werden dann einfach stillschweigend übergangen)
@Gert Flessing: Nochmals bin ich höchst erstaunt über die Auffassungen eines praktizierenden Theologen. Ich zumindest kenne das 6. Gebot und ich halte díe Tötung eines Menschen, egal wo, wann und zu welchem Anlass für eine der schlimmsten Sünden, die ein Mensch begehen kann. Meinem Großvater, als einem den Herrnhuthern in Schlesien nahestehenden Christen, ging es da wohl ähnlich, wie ich seinen Kriegstagebüchern entnehmen kann. Trotzdem hat er auf Verlangen seiner Befehlsgeber Franzosen, Briten, Russen und Italiener über die Klinge springen lassen, und das wohl nicht zu knapp. Er hat sich bis an sein Lebensende mit dem Problem herumgeschlagen, die, die ihn dazu zwangen mutmaßlich wohl eher nicht. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Hier wurden in den Diskussionen schon Menschen aufgrund ihrer sexuellen Ausrichtung als "dahingegeben" bezeichnet, im vorgeschilderten Fall geht es um das zig-fache Töten, und Sie tun das ab mit "(sie haben)... anderen, gegnerischen Soldaten das Leben genommen. Wohl auch, um ihr eigenes zu behalten. Auch sie waren Christen." Das ist alles, was Ihnen dazu einfällt? Gut, wenn Sie dafür keine Verantwortung verspüren, kann ich das zwar akzeptieren, wenn auch schlecht verstehen. Akzeptieren Sie aber bitte auch diejenigen, denen das so egal nicht ist, auch wenn da schon einhundert Jahre vergangen sind. Im Übrigen gibt es geschichtliche Fakten, genauso wie es mathematische und physikalische und medizinische Tatsachen gibt. Natürlich gibt es daneben Auslegungs - und Interpretationsspielräume. Aber wenn versucht wird, die Fakten aus der Welt und aus dem Gedächtnis der Menschen zu entfernen, dann ist auch damit eine bestimmte Absicht verbunden. Und gegen die wehre ich mich halt. Insofern wären wir da quitt.
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